In einem Arbeitspapier der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wird ein datenschutzfreundliches Token-basiertes Bezahlsystem vorgeschlagen. Der Retail-CBDC basiert nicht auf der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) und erfüllt regulatorische Anforderungen auf überzeugende Weise.
Mit dem Aufkommen von Kryptowährungen und verschiedenen Stablecoins stehen Zentralbanken vor einer wichtigen Entscheidung. Entweder sie überlassen das Feld privaten Akteuren oder bieten eine eigene digitale Alternative zu physischem Bargeld. Das veröffentlichte Arbeitspapier der SNB zeigt, wie eine Zentralbank das Bargeld-Zahlungssystem verbessern könnte. Das System würde weder die Geldpolitik, noch die Finanzstabilität wesentlich beeinträchtigen, so die Autoren. Der vorgeschlagene Retail-CBDC würde ausserdem physisches Bargeld und keine Bankeinlagen nachbilden.
Die Verwendung von Token zur kryptografischen Unterzeichnung elektronischer Verträge würde zudem den Einsatz von Smart Contracts ermöglichen. Auch dies könnte zur Entstehung völlig neuer Anwendungen für Zahlungssysteme führen. Obwohl das System nicht auf DLT basiert, könnte es leicht integriert werden, falls dies in Zukunft von Finanzmarkt-Infrastrukturen gefordert wird.
Das Taler Projekt
Taler steht für «Taxable Anonymous Libre Electronic Reserves» und soll – anders als beispielsweise die bestehende Online-Währung Bitcoin – weniger Energie verbrauchen. Zudem wäre der GNU Taler Eins-zu-eins an Währungen wie den Franken gekoppelt und schützt private Daten der Nutzenden effektiv mithilfe der Kryptografie.
Die datenschutzfreundliche Alternative im Arbeitspapier basiert auf dem quelloffenen Taler Projekt. GNU Taler hält die Identität der Käufer gegenüber Verkäufern wie auch den Börsen-Betreibern geheim. Die Käufer erhalten einen rechtsgültigen Nachweis über ihre Zahlungen. Die Verkäufer hingegen sind verpflichtet, den Behörden offenzulegen, was verkauft wurde. Steuerhinterziehung und Geldwäsche sollen so systematisch verhindert werden. Wie beim Bezahlen mit Bargeld erfährt niemand, wer mit Taler bezahlt hat.
"Der Schutz privater Daten (wie z.B. Kaufhistorie, persönliche Bankverbindungen und die Zahlungen selbst) soll durch technische Massnahmen garantiert sein, die man von der ersten bis zur letzten Codezeile auch jederzeit prüfen und beurteilen kann. Blosse Absichtserklärungen oder wohlklingende Selbstverpflichtungen würden zu kurz greifen. Taler löst die gestellten Aufgaben durch sein durchdachtes Konzept und das Design seiner Systembestandteile. Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten soll den Menschen in der digitalen Gesellschaft zu neuen Freiheiten verhelfen."
Das Projekt versucht die Vorteile des Bargeldes (Vertrauen und Anonymität) mit den Vorteilen elektronischer Kommunikation (kostengünstig, online und sicher) zu kombinieren. Das Besondere am GNU Taler ist das Mitwirken der Berner Fachhochschule. Das Bezahlsystem wird in der BFH Biel gehostet. Das bedeutet, die Server und Computer mit den wichtigsten Daten zum Projekt stehen an der BFH.
Das Zahlungssystem wurde 2020 schon in der Berner Fachhochschule im Beisein eines Vertreters der Schweizerischen Nationalbank in der Berner Fachhochschule eingeführt. Damals erklärte Thomas Moser, Stellvertretendes Mitglied des SNB-Direktoriums: "Die SNB plant keinen e-Franken/CBDC, aber ein System basierend auf der Technik von Taler überzeugt durchaus".