Stablecoins sind Kryptowährungen mit einer Bindung an Fiatwährungen wie den US-Dollar. Diese Bindung halten Emittenten durch verschiedene Mechanismen aufrecht. Die Deutsche Bank meint allerdings, dass viele der heute dominanten Stablecoins wie Tether (USDT) künftig zusammenbrechen könnten.
In einem Bericht untersuchten Deutsche Bank-Analysten 334 Währungsanbindungen seit dem Jahr 1800 in der Fiat-Welt, wobei nur 14% dieser Versuche überlebten. Diese Erkenntnis sei auch auf Stablecoins anwendbar. Die meisten dieser an den US-Dollar gekoppelten Kryptowährungen hätten keine Zukunft. So erwartet die Deutsche Bank "erhebliche Turbulenzen" für etablierte Stablecoins wie Tether (USDT).
Tether: der nächste Terra/Luna-Zusammenbruch?
Die Deutsche Bank beginnt ihren Stablecoin-Bericht mit einer Rückschau auf den verheerenden Kollaps des algorithmischen Terra/Luna-Stablecoins. Laut den Analysten führte ein "Bankrun" zum Untergang der Kryptowährung LUNA, was den angebundenen Stablecoin TerraUSD (UST) einstürzen liess. Im März 2023 sei der Markt durch den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) - die zu einem zweitägigen Bindungsverlust des USDC-Stablecoins führte - weiter destabilisiert worden. Und im Januar 2024 entfernte sich der TrueUSD (TUSD) von seiner 1:1-Anbindung. Laut den Analysten der Deutschen Bank verdeutlichen diese Vorfälle die Volatilität und Risiken, die mit Stablecoins verbunden sind.
Weiter taucht die Bank in die Ähnlichkeiten zwischen nicht-algorithmischen Stablecoins und Fiatwährungen mit fixierten Wechselkursen ein. Beide erfordern umfangreiche Reserven und Glaubwürdigkeit seitens der Emittenten, sind spekulativen Kräften ausgesetzt und die meisten Stablecoins und historischen Währungsanbindungen orientieren sich am USD. Dass fast 50% aller Wechelkursanbindung scheiterten, mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von acht bis zehn Jahren, ist laut den Deutsche Bank-Analysten auch eine Indikation für die Zukunft der Stablecoins.
Deutsche Bank vergleicht Äpfel mit Birnen
Die Geschichte deute auf weitere Turbulenzen und Bindungsverluste führender Stablecoins hin. Während einige überleben könnten, werden laut der Deutschen Bank die meisten Stablecoins scheitern. Grund sei primär mangelnde Transparenz der Stablecoin-Operationen und die Anfälligkeit für spekulative Tendenzen. Besonders fragwürdig sei die Stabilität des Marktführers Tether. Die Solvenz des Emittenten sei fraglich, wobei USDT den Industriestandard für Krypto-Derivate darstellt. Ein "Tether-Peso-Moment" - eine Anspielung auf den Einbruch der Peso-Anbindung an den Dollar in den 90er-Jahren - könne schwerwiegende Auswirkungen auf das Krypto-Ökosystem haben.
Zwar bleiben einige Fragen zu den Reserveberichten Tethers offen, wie die CVJ.CH-Redaktion nach der SVB-Krise bereits ausführlich behandelte. Allerdings vergleicht die Deutsche Bank in ihrem Stablecoin-Bericht Äpfel mit Birnen und gar Orangen. Erstens muss klar zwischen algorithmischen und besicherten Stablecoins unterschieden werden. Algorithmische Stablecoins verwenden unterschiedliche, meist auf Volatilität anfällige Marktmechanismen, um eine Quasi-Bindung aufrechtzuerhalten. Seit dem Terra/Luna-Debakel ist diese Art von Dollar-Token mehrheitlich verschwunden.
Besicherte Stablecoins hingegen werden von zentralisierten Emittenten ausgegeben. Für jeden Token hält der Emittent einen Dollar an Reserven. Diese ergeben sich aus einer Mischung von Wertpapieren wie US-Staatsanleihen und Bargeldäquivalenten. Jeder Stablecoin kann dann beim Emittenten für Fiatgeld umgetauscht werden. Diesen Standard der vollständigen Reserven hält seit der Auflösung des Goldstandards keine Notenbank ein. Der Einbruch fixierter Wechselkurse ist somit viel eher auf algorithmische Stablecoins anwendbar, die ebenfalls keine Dollar-Reserven verwenden.