Das Crypto Valley gilt als eine der "kryptofreundlichsten" Regionen der Welt. Doch was tut sich konkret innerhalb des Blockchain-Ökosystems? Das "Crypto Valley Roundup" soll Einblick gewähren und beleuchtet ausgesuchte Ereignisse im Zweimonatstakt.
Durch die Ansiedlung der ersten Blockchain Unternehmen ab dem Jahr 2013 im Raum Zug wurde in Anlehnung an das "Silicon Valley" schon bald der Begriff "Crypto Valley" geboren. Die Schweiz konnte dank Politik und Regulation bereits früh die nötige Rechtssicherheit für ein blühendes Ökosystem rund um Blockchain und Kryptowährungen schaffen.
Der Regulator ist bereits seit 2015 aktiv. Das ist international gesehen sehr früh für den Blockchain-Bereich. Nicht zuletzt aufgrund dessen erfreute sich der Raum über neue Firmenansiedlungen und stetige Weiterentwicklung. Mittlerweile ist das Ökosystem in verschiedene Branchen vorangeschritten und auch geografisch ist das Crypto Valley weit über den Raum Zug angewachsen. Höchste Zeit also, einen genaueren Blick in das Geschehen zu werfen.
Kryptobörse FTX eröffnet Sitz in der Schweiz
FTX ist eine der führenden Kryptowährungsbörsen und weitet seine Präsenz auf Europa und den Nahen Osten aus. Der Hauptsitz von FTX Europe wurde im Crypto Valley aufgesetzt, um die klaren Vorschriften und günstigen Rahmenbedingungen der Schweiz geniessen zu können. Dies festigt die Rolle Zugs als Anlaufstelle für globale Kryptofirmen, die sich im Herzen Europas etablieren möchten.
"Wir freuen uns, unser europäisches Geschäft in einer regulierten Form zu starten, um den Menschen auf dem Kontinent besser zu dienen. Während wir weiter wachsen, suchen wir ständig nach Möglichkeiten, um in jedem Markt, in den wir eintreten, angemessen lizenziert und reguliert zu werden." – Sam Bankman-Fried, CEO und Gründer von FTX
Der europäische Arm des Unternehmens wird ab sofort alle Produkte und Dienstleistungen für europäische Kunden über eine lizenzierte Investmentfirma mit passportfähigen Lizenzen im gesamten europäischen Wirtschaftsraum anbieten. Nutzer in diesen Regionen werden in der Lage sein, eine Vielzahl von Kryptowährungsprodukten zu handeln, die auf der FTX-Handelstechnologie und ihrem Angebot an digitalen Vermögenswerten basieren.
Schweizer Börse SIX erweitert Krypto-Angebot
Der US-Finanzdienstleister Fidelity lancierte zwei neue ETPs an der Schweizer Börse SIX. Mit dem Bitcoin ETP von Fidelity in US-Dollar und Schweizer Franken profitieren Investoren von einem wachsenden Angebot im Kryptosegment der SIX Swiss Exchange. Mit Fidelity steigt die Anzahl an Krypto-ETP-Emittenten auf 10, die insgesamt 133 ETPs anbieten. ETPs und strukturierte Produkte zusammengefasst, stehen Anlegern insgesamt 208 Produkte zur Auswahl, um in 18 Kryptowährungen zu investieren.
Die grosse Vielfalt an handelbaren Kryptoprodukten findet laut SIX Anklang bei Investoren. Der Handelsumsatz erreichte im Jahr 2021 CHF 8.6 Mrd., was einer Steigerung von 673% gegenüber dem Vorjahr (CHF 1.1 Mrd.) entspricht. Auch die Zahl der Transaktionen hat sich mehr als versechsfacht: Insgesamt wurden 354’542 Trades mit Kryptoprodukten getätigt, was einer Steigerung von 634% gegenüber 2020 (48’300) entspricht.
Weitere Blockchain-Lehrlinge im Crypto Valley
Es gibt wohl keine andere Branche, in der die Nachfrage nach Talenten derzeit so hoch ist wie im Blockchain- und Kryptosektor. Der Pool an Schweizer Talenten ist allerdings begrenzt. Während die Studiengänge und Weiterbildungen stark ausgebaut werden, fehlt es an Möglichkeiten, eine Grundausbildung in diesem Bereich zu absolvieren. Mit Cryptix implementiert ein weiteres Schweizer Unternehmen die Blockchain-Lehre. Sie bildet Lehrlinge nach einem neuen Lehrplan aus und ist damit eine der wenigen Firmen, die jungen Leuten eine Ausbildung in zukunftsorientierten Bereichen wie Blockchain, Kryptowährungen, Fintech und Start-ups ermöglicht.
Mediamatiker arbeiten und lernen an der Schnittstelle von Marketing, IT und Verwaltung. Während der vierjährigen Ausbildung bei Cryptix arbeitet der Lernende in internationalen Teams für verschiedenste Start-ups aus der Fintech-Branche. Dabei hat er nicht nur den Finger am Puls der Blockchain- und Kryptoszene, sondern kann auch aktiv an der Entwicklung junger Unternehmen mitwirken und Startups bei ihren ersten Schritten unterstützen.
Kryptofirmen versammeln sich in Luzern
Auch dieses Jahr fand eine weitere Edition der Crypto Valley Conference statt; bereits die vierte in Folge. Zwei Tage lang präsentierten über 40 Branchenvertreter zu diversen Themen. Von Blockchain-Technologie über dezentrale Finanzanwendungen (DeFi) bis hin zu Krypto-Regulierung - der gesamte Bereich wurde umfassend abgedeckt.
Zusätzlich zu dutzenden Präsentationen debattierten Branchenvertreter während Podiumsdiskussionen und Anwesende konnten an den Ständen der Exponenten mit unterschiedlichsten Kryptofirmen interagieren. CVJ.CH war vor Ort und führte Gespräche mit einigen der Referenten, die bald in der Form von Interviews erscheinen werden.
Digitales IPO einer Schweizer Crowdfunding-Plattform stösst auf Gegenwind
Um heutzutage Firmenanteile zu verkaufen, muss ein Unternehmen nicht mehr an die Börse. Die Schweiz entwickelt bereits seit 2014 einen regulatorischen Rahmen für die Distributed-Ledger-Technology (DLTs) und folgt dabei dem Prinzip der „Technologieneutralität“. Folglich ist es in der Schweiz seit Februar 2021 möglich, digitale Blockchain-Anteile der breiten Öffentlichkeit anzubieten, ohne sich mit dem traditionellen Weg herumschlagen zu müssen.
Anfangs Juni nutzte die Schweizer Crowdfunding-Plattform WeMakeIt diese Möglichkeit und startete ihr digitales IPO. Nach Abschluss der Kampagne werden die Teilnehmer in das digitale Aktienbuch der Wemakeit AG eingetragen. Ab August sollen die Aktien dann effektiv digitalisiert werden können. Damit können Anteile ohne Intermediär und Bürokratie von Person zu Person übertragen werden, wie in der Projektbeschreibung zu erfahren ist. Doch ein bedeutender Teil ihres Zielpublikums schien weniger erfreut, wobei primär der Energieverbrauch der Ethereum-Blockchain angekreidet wurde.