Als grösstes US-basiertes Krypto-Unternehmen setzt sich die Handelsbörse Coinbase seit Jahren für eine umfassende Regulierung des Bereichs in den Vereinigten Staaten ein. Der feindseligen Einstellung einiger Behörden begegnet Coinbase nun mit einer Derivatebörse ausserhalb der USA.
Das regulatorische Umfeld für Krypto-Firmen in den Vereinigten Staaten hat sich über die vergangenen Monate drastisch verschärft. Die Wertpapier- und Börsenaufsicht (SEC) im Spezifischen leitet neue Rechtsverfahren gegen führende Branchenakteure wie Coinbase, Kraken und Binance im Wochentakt ein. Auf die Definierung klarer Richtlinien verzichtet die Agentur unter Leitung des ex-Investmentbankers Gary Gensler trotz wiederholter Anfragen der US-Firmen. Mit der Eröffnung einer US-exkludierten Handelsbörse durch die grösste Kryptobörse droht die Abwanderung gewichtiger Akteure aus den USA.
Derivateplattform mit internationalem Fokus
Coinbase ist mit über 68 Millionen verifizierten Nutzern und hunderten Milliarden an jährlichem Handelsvolumen einer der wichtigsten Akteure in der Krypto-Branche. Die internationale Derivateplattform weite die Dienste der Kryptobörse aus, um institutionellen Nutzern ausserhalb der USA den Handel mit Futureskontrakten zu ermöglichen. Futures waren laut dem Unternehmen im Jahr 2022 für fast 75% des weltweiten Krypto-Volumens verantwortlich, was sie hochliquide mache und Händlern eine grössere Flexibilität bei ihren Handelsansätzen biete.
Während sich Coinbase weiterhin dem US-Markt widme, gäbe es einen wachsenden Trend unter Ländern auf der ganzen Welt, verantwortungsvolle regulatorische Rahmenbedingungen für Krypto-Dienste einzuführen. In den USA hingegen haben die auf Durchsetzungsaktionen basierende Vorschriften (engl. = regulation by enforcement) zu einem enttäuschenden Umfeld für die Entwicklung von Kryptowährungen geführt, wie der Ankündigung der Derivatebörse zu entnehmen ist. Die neue Plattform mit Sitz im Inselterritorium Bermuda stellt den ersten grossen Vorstoss des US-Unternehmens in den internationalen Markt dar. Im selben Zuge kündigte auch die US-Kryptobörse Gemini ihre Expansion ausserhalb der Vereinigten Staaten an.
Keine klaren Rahmenbedingungen in den USA
Die Entscheidung der Kryptobörse folgt auf einen Rechtsstreit mit der SEC, die der Regulator mit der Zustellung einer Durchsetzungsmassnahme ("Wells Notice") gegen Ende März startete. Die Wells Notice der Behörde stellte spezifische Dienste in Frage. Einige handelbare Kryptowährungen, Coinbase Earn, Coinbase Prime sowie die Coinbase Wallet stufte die Behörde als nicht-registrierte Wertpapiere ein. In einem ausführlichen Blogbeitrag führte die Kryptobörse ihre langwierigen Bemühungen aus, sich bei der SEC für einen Regulierungsrahmen einzusetzen.
Vor einer Woche ging das US-Unternehmen dann einen Schritt weiter und zog vor Gericht. US-Richter sollen die SEC dazu zwingen, auf den im letzten Jahr eingereichten Antrag des Unternehmens auf Regelsetzung zu reagieren. Schliesslich weigere sich die Agentur seit über einem Jahr, auf jegliche Anfragen einzugehen. Stattdessen werfe die SEC lediglich mit fragwürdigen Durchsetzungsaktionen um sich.
Laut öffentlichen Aussagen des Vorsitzenden Gary Gensler hingegen sind die bestehenden Regeln bereits klar. Krypto-Unternehmen möchten sich einfach nicht daran halten, so Gensler. Eine Position, die selbst aus den eigenen Reihen in Frage gestellt wird. Letztendlich konnte der SEC-Leiter vor dem US-Kongress nicht beantworten, ob die zweitgrösste Kryptowährung nach Marktkapitalisierung als Wertpapier zu betrachten ist.
Gary Gensler, the chair of the SEC, was interviewed in Congress this week.
Here is a clip of him and Representative McHenry arguing on whether Ethereum, $ETH, is a commodity or a security, with Gary seemingly unable to answer the question. pic.twitter.com/4dMTOUnJzO
— unusual_whales (@unusual_whales) April 23, 2023