Die Bank of America (BofA) hat offiziell eine Forschungsabteilung für Kryptowährungen ins Leben gerufen. Die Abteilung untersucht neben Bitcoin auch weitere digitale Assets, wie NFTs, DeFi und digitale Zentralbankwährungen (CBDCs).
Digitale Vermögenswerte repräsentieren einen Marktwert von mehr als 2 Billionen US-Dollar mit mehr als 200 Millionen Nutzern. Sie haben laut der zweitgrössten Finanzinstitution Amerikas das Potenzial, jede Branche zu verändern, indem sie die Effizienz verbessern und die Reibung bei Transaktionen verringern. Innerhalb dieses neuen Ökosystems haben sich Hunderte von Unternehmen gebildet, die laut der BofA eine neue Anlageklasse schaffen. Eine Zusammenfassung des jüngsten Berichts.
Digitale Vermögenswerte sind zu gross, um ignoriert zu werden
Der "Digital Assets Primer: Only the first inning" bietet einen Investitionsrahmen für die digitale Vermögenslandschaft und betrachtet sie aus verschiedenen Blickwinkeln: Token, die wie Betriebssysteme funktionieren; Anwendungen, welche von intelligenten Verträgen (Smart Contracts) angetrieben werden; Stablecoins, die an Fiat-Währungen gekoppelt sind; digitale Zentralbankwährungen (CBDCs), die Geld ersetzen könnten; und nicht-fungible Token (NFTs), die Schöpfer und Fans auf eine neue Art und Weise miteinander verbinden.
"Bitcoin ist wichtig, aber das Ökosystem der digitalen Vermögenswerte ist so viel mehr. Unsere Forschung zielt darauf ab, die Auswirkungen auf verschiedene Branchen wie Finanzen, Technologie, Lieferketten, soziale Medien und Spiele zu untersuchen." - Alkesh Shah, Head of Global Cryptocurrency und Digital Asset Strategy
Candace Browning, Leiterin des BofA Global Research fügte hinzu, dass digitale Vermögenswerte die Art und Weise, wie Märkte, Unternehmen und Zentralbanken arbeiten, verändern. Die Bank of America bietet eine marktführende globale Zahlungsverkehrsplattform und Blockchain-Expertise. Die Schaffung von Digital Asset Research stärkt die Tiefe und Breite des Angebots für Investoren.
Weit mehr als nur Bitcoin
Bis heute lag das Hauptaugenmerk der Bank of America auf dem Handel mit Bitcoin und Bitcoin-Futures. Die neue Abteilung deutet im Bericht jedoch darauf hin, dass sich die Bank mit allen Aspekten der Branche für digitale Vermögenswerte befasst. Dabei gewinnen digitale Vermögenswerte, welche den Aufbau einer Plattform ermöglichen, am meisten an Wert.
Der Bericht verweist auch auf die zunehmende Bedeutung von Stablecoins und das Potenzial von CBDCs. Die sechs nach Marktkapitalisierung führenden Stablecoins haben dem Bericht zufolge in der ersten Hälfte des Jahres 2021 einen Gesamtwert von 115 Milliarden US-Dollar erreicht und 2,8 Billionen US-Dollar an Transaktionen abgewickelt.
Die politischen Entscheidungsträger seien jedoch besorgt, dass private Stablecoins ein systemisches Risiko darstellen könnten, falls es jemals zu einem "Bank Run" kommen sollte. Dies würde die Emittenten dazu zwingen, ihre Sicherheiten zu liquidieren und dabei Ansteckungseffekte auf den traditionellen Finanzmärkten zu verursachen. Einige Emittenten - insbesondere Tether Limited - halten Commercial Papers, um eine Rendite auf Rücklagen zu erzielen. Wenn sie zu gross werden, könnte eine plötzliche Nachfrage nach Rückzahlungen sie dazu veranlassen, ihre Bestände zu liquidieren. Dies hätte massive Auswirkungen auf den Markt für Unternehmensanleihen.
CBDCs und NFT
Da die Adoption und Nutzung zugenommen hat, haben laut der BofA Regierungen und Aufsichtsbehörden auf der ganzen Welt ihre Bemühungen verstärkt, die Nutzung digitaler Vermögenswerte einzuschränken. Einige der wichtigsten Fragen, auf welche sie sich zu konzentrieren scheinen, drehen sich vorallem um AML/KYC, die Abschwächung möglicher Bank-Runs, Besteuerung und Haftung. Ein von der Zentralbank ausgegebener/verwalteter CBDC würde diese Probleme lösen und gleichzeitig die geldpolitische Kontrolle der Zentralbank aufrechterhalten, heisst es im Bericht.
Die Bank of America hat auch ein Auge auf nicht-fungible Token (NFTs) geworfen. Im Forschungsbericht werden zwar die derzeitigen Verwendungsmöglichkeiten für Kunst und Glücksspiele genannt, aber auch andere potenzielle Verwendungszwecke aufgezeichnet. Im Bericht wird deutlich, dass NFTs anstelle von Urkunden, Titeln oder allem, was derzeit zum Nachweis von Eigentum benötigt wird, verwendet werden können - und das ohne einen Zwischenhändler, der eine Gebühr auf die Transaktion erhebt.
Im Bericht wird ersichtlich, dass NFTs die aktuellen Treiber des Marktes für digitale Vermögenswerte sind. Obwohl es einige Stimmen gibt, welche das NFT-Ökosystem als eine weitere Blase abtun, sind nicht-fungible Token bereits eine massive Wirtschaft. Die Bank of America scheint sich darüber im Klaren zu sein, dass das disruptive Potenzial von NFT auf andere Branchen übergreifen und weit über den aktuellen Bullenmarkt hinausreichen wird.
Optimistisch für DeFi
Die vielleicht grösste Bedrohung für das traditionelle Geschäftsmodell der Bank of America ist das dezentrale Finanzwesen (DeFi). Dabei übernehmen die Nutzer viele Funktionen einer traditionellen Bank, und können z.B. Kreditaufnahme, Kreditvergabe, Erzielung attraktiver Renditen und viele andere Aktivitäten selbstbestimmt ausführen.
Entgegen der Erwartung, dass man deshalb DeFi skeptisch gegenübersteht, sieht der Bericht die Zukunft von DeFi ganz optimistisch. Die BofA ist optimistisch, was das langfristige Wachstum dieses Segments angeht, und hofft das der Bereich reift - sobald die regulatorische Unsicherheit geklärt ist.
Im gesamten Bericht betont die Bank of America, dass der grösste Gegenwind für das Wachstum in naher Zukunft das regulatorische Risiko ist. BofA stellt jedoch auch fest, dass langfristige Klarheit seitens der Aufsichtsbehörden, neuen Marktteilnehmern die Teilnahme an dieser aufstrebenden Anlageklasse ermöglichen wird.