Update: Ende dieser Woche wurde das Projekt von Heinz Tännler durch Regierungskollegen abgelehnt. Eine Erklärung ob das Projekt weitergeführt wird ist noch ausstehend.
Um Startups in der schwierigen Situation zu unterstützen, hat der Bundesrat kürzlich ein ergänzendes Hilfspaket beschlossen. Bisher konnten Startups nur sehr eingeschränkt oder gar nicht auf die bestehenden Notmassnahmen des Bundes zurückgreifen. Der Bund will deshalb aussichtsreiche Startups mithilfe des Bürgschaftswesens vor einer Corona-bedingten Insolvenz bewahren. Gemeinsam mit den Kantonen sollen auf diese Weise Kredite von bis zu 154 Millionen Franken verbürgt werden.
Der Zuger Finanzdirektor und Mitglied des Regierungsrates Heinz Tännler, ist der Ansicht, dass dieser Betrag als Finanzierungsdeckung für die Schweizer Startups unzureichend ist. Neben kleinen und mittleren Unternehmend leiden besonders Startups aus dem Crypto Valley, die im jungen Bereich der Blockchain Technologie tätig sind. Eine frühere Umfrage der Swiss Blockchain Federation machte bereits auf die prekäre Situation mehrerer innovativer Jungunternehmen aufmerksam.
Die Region Zug bemüht sich unter der Leitung des kantonalen Finanzdirektors Heinz Tännler um einen Finanzierungs-Fonds über 100 Millionen Schweizer Franken. Grundlage des Fonds sollen private Investitionen, Beiträge von lokalen Regierungsbehörden, sowie Bundesgarantien stellen. Dabei sollen Kredite teilweise in Aktienkapital umgewandelt werden können.
In einem aufschlussreichen Interview mit Heinz Tännler, konnte CVJ.CH Informationen rund um die Vorschläge zur Finanzierungslösung gewinnen.
CVJ.CH: Herr Tännler, Sie sind der Ansicht, dass es für die finanzielle Unterstützung von Startups mehr bedarf als 154 Millionen Franken. Was genau meinen Sie damit?
Der Betrag von 154 Millionen Schweizer Franken ergibt sich teilweise durch 100 Millionen Franken, die der Bund als als finanzielle Hilfe in Form von Bürgschaften zur Verfügung stellt. Der Bund wünscht sich des weiteren die Partizipation der Kantone und dass diese die restlichen 35 % der Bürgschaft übernehmen. Dies ergibt dann ca. 150 Millionen Franken. Zwar steht es jedem Kanton frei, sich bei der Unterstützung zu beteiligen, der Kanton Zug hat die Teilnahme bereits beschlossen. Da sich sicherlich auch andere Kantone beteiligen werden, ist zum heutigen Zeitpunkt unklar, wie hoch der Betrag tatsächlich ausfallen wird.
Gemeinsam mit der Stadt Zug, die sich dieser Aktion bereits angeschlossen hat, rechnen wir mit einem Startkapital von 20 bis 30 Millionen Franken. Startups brauchen in erster Linie Kapital und Investitionen, nicht Kredite. Darum wird diese Geldsumme zum grössten Teil nicht als Kredit vergeben werden, sondern in Form von Wandelanleihen. Die Unterstützungsleistung des Bundes soll als rasche Hilfe und als Basis fungieren, während unsere Gelder durch eine Stiftung vergeben werden. Geht es einer Firma gut, können die Wandelanleihen in Aktien umgetauscht werden. Später soll die Stiftung in einen Fonds gewandelt werden, in dem auch Privatpersonen die Möglichkeit für Investitionen eingeräumt werden soll. Die finale Summe hängt somit auch von der Mitwirkung der Privatinvestitionen ab.
Vielfach scheitern Startups. Weshalb sollte das Crypto Valley letztlich nicht einfach dem Markt überlassen werden?
Die Blockchain-Technologie wird ausserhalb der Finanzindustrie in zig anderen Bereichen angewendet. Hier gibt es viel Potenzial. Zu sagen, wir überlassen Startups einfach dem Markt, halte ich für falsch. Nur schon aus dem einfachen Grund, dass Startups als ein wichtiger Teil unserer Wirtschaft anzusehen sind. In der Startup-Welt funktioniert gegenwärtig der Markt nicht, es fehlt an Investitionen.
Handeln wir nicht, wird die Innovationsstärke der Schweiz zunichtegemacht. Die Schweiz und auch der Kanton Zug, lebt genau von dieser Innovation. Indes ist uns natürlich auch bewusst, dass viele Startups nicht überleben werden. Ich bin persönlich der Meinung, dass die öffentliche Hand hier gegenüber der Wirtschaft in eine ihrer nobelsten Rollen hervorkommt, indem sie sich eben antizyklisch verhalten kann. Zu guter Letzt sind die 150 Millionen im Verhältnis zu den 40 Milliarden die für unsere Wirtschaft ausgegeben werden, eine bescheidene Summe.
Wie sehen Sie die ganze Entwicklung des Crypto Valley?
Das Crypto Valley setzt auf die Blockchain-Technologie. Diese Technologie wird sich gemäss breitester Meinung durchsetzen, unabhängig der derzeitigen Krise. Und das Crypto Valley gilt als weltweit führender Qualitäts-Hub. Wenn wir am Ende sagen können, dass wir 50 Unternehmen nachhaltig über die Runden helfen konnten, bin ich sehr guter Dinge, dass darunter ein paar wenige sind, die das Crypto Valley ganz gross machen werden.
Wünschen Sie sich politisch mehr Unterstützung für entsprechende Finanzierungslösungen?
Wir haben innerhalb von drei Wochen zusammen mit dem Bund, dem Kanton und der Stadt Zug dieses Projekt auf die Beine gestellt. Ich habe politische Unterstützung von links bis rechts erhalten. Was ich mir jetzt wünsche, ist, dass die private Seite auch mitmacht. Wir hoffen, zusammen mit dem Bund und der Stadt Zug, eine vertrauensvolle und solide Basis zu schaffen. Diese Basis soll wiederum zu Glaubwürdigkeit führen. Diese Glaubwürdigkeit ermöglicht einen Innovationsschub, wodurch für mehr Private ein Einsteigerpotenzial ersichtlich ist.
Wird die Blockchain-Technologie zukünftig für kleine und mittlere Unternehmen interessant werden, so wie Ueli Maurer das beim Crypto Valley Summit in Zug äusserte?
Ja, da bin ich gleicher Ansicht. Die Technologie wird in erster Linie in der Anwendung für KMU's interessant sein. Darüber hinaus wird es hier sicherlich erfolgreiche Projekte geben welche bedeutsam für die Zukunft des Kanton Zug und der gesamten Schweiz sind.
Wir bedanken uns herzlich für das Interview.
Heinz Tännler ist ein Schweizer Jurist, Sportfunktionär und Politiker bei der SVP.
Als Finanzdirektor erfahre ich Zug als einen Kanton der Vielfalt, der Vitalität und der Vertrautheit. Diese Qualitäten will ich erhalten und fördern. Zug gestalten statt verwalten heisst aber auch, den Blick über die Kantonsgrenzen hinaus zu weiten. Denn das Zugerland ist keine Insel. - Heinz Tännler