Die Krypto-Branche wird erneut auf die Probe gestellt. FTX/Alameda und deren Kollateralschäden hinterlassen ihre Spuren und rufen Regulatoren rund um die Welt auf den Plan. Pirro Morandi, Head Client Relationship Management & Sales bei InCore Bank teilt seinen Ausblick für die Digital Asset Industrie.
Der Fall der ehemals zweitgrössten Kryptobörse zerstörte das Vertrauen vieler Marktteilnehmer - insbesondere aus dem institutionellen Bereich. Während Privatanleger ihre Kryptowährungen von zentralen Börsen abheben, scheuen sich Banken wieder vermehrt vor einem Einstieg in die Branche. Doch dieser kurzfristige Rückschlag sollte laut dem InCore Head Client Relationship Management & Sales nicht über den langfristig bestehenden Wachstumstrend hinwegtäuschen.
CVJ.CH: Herr Morandi, glauben Sie trotz Negativschlagzeilen weiterhin an die Zukunft von digitalen Vermögenswerten?
Pirro Morandi: Absolut. Über den erneuten Krypto-Winter, die dazugehörigen Kursverluste, die historische Baisse und den mehrheitlich positiv aufgenommen Etherum-Merge konnte man viel lesen – die Handelsvolumen sind global betrachtet aber nicht in gleichem Umfang gesunken. Bei InCore Bank ist die Eiszeit definitiv nicht ausgebrochen. Wir sind überzeugt davon, dass sich die Digital Asset Märkte erholen werden. Rund 22 Banken verfügen über eine Genehmigung für Digital Asset Banking oder befinden sich im Genehmigungsprozess der FINMA. Als reine B2B Bank sind wir der ideale Partner für innovative Banken weltweit und unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt.
InCore Bank gilt als traditionelle Transaktionsbank – gleichzeitig bieten Sie Digital Asset Banking an. Kein Widerspruch?
Nein, überhaupt nicht. Nebst traditionellen B2B Banking Dienstleistungen konnten wir auch digitale Assets äusserst erfolgreich im Markt positionieren. Den Ausbau neuer Geschäftsfelder hat InCore Bank als innovative B2B-Bank schon immer konsequent vorangetrieben. Und der Erfolg gibt uns recht: Immer mehr renommierte Finanzinstitute entscheiden sich nebst traditionellen Bankdienstleistungen auch für unsere Digital Asset Dienstleistungen. Durch die von InCore Bank bereitgestellten Dienste können unsere Kunden Kryptowährungen handeln und von einer hochsicheren, in der Schweiz ansässigen Verwahrungslösung profitieren. Eine Bank als Partner des Vertrauens bietet sich für den Handel und die Aufbewahrung von digitalen Vermögenswerten ja geradezu an.
Was macht InCore Bank anders als die Schweizer Konkurrenz?
Zum Erfolgsrezept gehören ein erfahrenes Team mit über 100 Spezialisten, erfolgreiche Implementierungen und zufriedene Kunden. Aber auch Innovationskraft: 2020 waren wir die erste traditionelle Schweizer Bank überhaupt, die die FINMA-Genehmigung für Bankdienstleistungen mit digitalen Vermögenswerten erhalten und den Trend vor anderen erkannt hat. Seither haben wir viel in die Eröffnung und Bearbeitung des Marktes sowie in die Sicherheit unserer Systeme investiert. Wir haben die Weichen richtig gestellt und unsere Dienstleistungen kontinuierlich weiterentwickelt.
Woran denken Sie konkret?
Beispielsweise die Einführung unserer 24/7 Online-Handelsplattform. Oder die Lösung CRYSP «create your structured products», bei der die Banken unter eigenem Namen Anlageprodukte anbieten können: ein hybrides Modell mit kostensparender Kapitalbeschaffung, da traditionelle Anleger und Krypto-Investoren gleichzeitig angesprochen werden können.
Weltweit werden schärfere Regulierungen gefordert. Wie stehen Sie zu diesem Thema zwischen Innovation und Sicherheit?
Mehr Rechts- und Investitionssicherheit stärkt das Vertrauen in und die Akzeptanz von digitalen Assets – daher begrüssen wir die Anstrengungen des Schweizer Gesetzgebers. Wir betrachten digitale Vermögenswerte nicht als losgelöste Dienstleistung, sondern als zusätzliche Anlageklasse. Unsere Kunden wissen, dass ihre Kundeneinlagen bei InCore Bank im Falle eines Konkurses geschützt sind. Sie entscheiden sich bewusst für uns als regulierte Schweizer Bank, weil wir ihnen diese Sicherheit bieten.
Wie kompliziert ist die Integration von digitalen Assets ins Core-Banking System?
Mit uns als Partner wird das Handling so einfach wie bei traditionellen Vermögenswerten und dies unabhängig vom existierenden Kernbankensystem. Wir haben natürlich viel Erfahrung mit Finnova, können das dort Erlernte jedoch auch auf anderen Systemen wie beispielsweise Avaloq oder Temenos anwenden. Das bestehende Set-up lässt sich mit äusserst geringem Integrationsaufwand nutzen. Wir setzen uns seit Jahren an vorderster Front mit der Digitalisierung intensiv auseinander und blicken auf viele erfolgreiche Implementierungen mit zufriedenen Kunden zurück.
Ein Ratschlag für Banken, die bei digitalen Vermögenswerten noch zurückhaltend bleiben?
Es ist «Time to set the stage!» Man sollte sich jetzt mit diesem Thema auseinandersetzen und sich vorausschauend positionieren, um im nächsten Bullenmarkt bereit zu sein. Ich empfehle auf den richtigen B2B-Partner zu setzen, statt alles in Eigenregie zu machen! (lacht)
Was plant InCore Bank als Nächstes?
Nebst einem guten Marktzugang und attraktiven Konditionen für unsere Kunden konzentrieren wir uns auch auf neue Themen, wie beispielsweise Staking oder Tokenisierung. Letzteres hat das Potenzial, die Realwirtschaft zu revolutionieren - ist jedoch als Produkt noch wenig nachgefragt. Das WEF schätzt beispielsweise, dass noch in diesem Jahrzehnt 10% des weltweiten BSP tokenisiert sein wird.
Pirro Morandi ist für die weltweite Kundenbetreuung, die Neugeschäftsentwicklung und den Ausbau bestehender Beziehungen bei InCore Bank verantwortlich. Pirro verfügt über langjährige Berufserfahrung im Bereich Private Banking, Investments und Financial Markets.