Gestern Abend ging das Fusaka-Upgrade auf Ethereum live. Der Name setzt sich aus den beiden ursprünglich getrennten Updates "Fulu" und "Osaka" zusammen, die jetzt als ein einziger Hard Fork ausgerollt wurden. Die Aktivierung verlief reibungslos und war innerhalb von 15 Minuten abgeschlossen.
Das zentrale Feature der Netzwerkaktualisierung ist PeerDAS (Peer Data Availability Sampling). Damit können Validatoren Daten durch Stichproben überprüfen, statt komplette Datenpakete herunterladen zu müssen. Das senkt die Gebühren auf Layer-2-Netzwerken wie Arbitrum, Optimism und Base um 40 bis 60 Prozent.
Was PeerDAS ändert
Vor Fusaka mussten Ethereum-Validatoren vollständige Blob-Daten herunterladen, um deren Verfügbarkeit zu prüfen. Mit PeerDAS reichen kleine, zufällige Stichproben aus. Das reduziert die Bandbreitenanforderungen für Full Nodes um bis zu 80 Prozent.
Technisch funktioniert das über ein Peer-to-Peer-Netzwerk, in dem Validatoren Datenproben austauschen und mit kryptografischen Beweisen die Integrität der gesamten Blob-Daten sicherstellen. Layer-2-Netzwerke bündeln Transaktionen off-chain und posten die komprimierten Daten als Blobs auf das Ethereum-Mainnet. Diese Datenübermittlung macht den Grossteil der Layer-2-Gebühren aus – und genau hier setzt Fusaka an.
Die Blob-Kapazität steigt schrittweise. Ab dem 9. Dezember kommen zwei BPO-Updates (Blob Parameter Optimization). BPO1 erhöht das Blob-Ziel von 6 auf 10 pro Block und das Maximum von 9 auf 15. BPO2 bringt dann das Ziel auf 14 und das Maximum auf 21 Blobs. Das bedeutet im Vergleich zum alten System einen achtfachen Durchsatz für Rollup-Daten.
Konkrete Auswirkungen auf die Gebühren
Arbitrum verarbeitet täglich über 2.5 Millionen Transaktionen, Optimism über 1 Million. Eine Transaktion, die vor Fusaka 0.50 Dollar gekostet hat, sollte nach dem Upgrade zwischen 0.20 und 0.30 Dollar kosten. Bei hoher Mainnet-Auslastung können die Einsparungen noch deutlicher ausfallen. In den ersten 24 Stunden nach dem Upgrade wurden laut Santiment 190'000 neue Ethereum-Wallets erstellt – ein Anstieg von 35 Prozent gegenüber dem Monatsdurchschnitt. Auch sogenannte "Shark Wallets" (Adressen mit 1'000 bis 10'000 ETH) haben ihre Bestände aufgestockt. Diese Investorenkategorie gilt oft als Indikator für institutionelles Interesse.
Das Dencun-Upgrade im März 2024 hatte Blobs erstmals eingeführt und die Layer-2-Gebühren um bis zu 95 Prozent gesenkt. In den Monaten danach stieg aber die Nachfrage nach Blob-Space stark, wodurch die Gebühren wieder anzogen. Fusaka soll diesen Engpass dauerhaft lösen. Die Ethereum Foundation schreibt in ihrer Ankündigung, dass PeerDAS "skalierbar für Hunderte von Blobs pro Block" ist – deutlich mehr als die aktuellen BPO-Ziele.
Zum Vergleich: Solana verarbeitet Transaktionen zu durchschnittlich 0.0001 Dollar. Ethereum Layer-2s lagen vor Fusaka bei 0.10 bis 0.50 Dollar. Die Gebührenreduktion bringt Ethereum-Rollups näher an konkurrierende Plattformen heran, ohne die Sicherheit des Ethereum-Mainnet aufzugeben.
Weitere technische Verbesserungen
Neben PeerDAS bringt Fusaka 12 weitere Ethereum Improvement Proposals (EIPs). Ein praktisches Feature ist die Unterstützung von Passkey-Signaturen direkt auf Chain-Ebene. Nutzer können Transaktionen künftig mit Face ID oder Touch ID autorisieren, ohne private Keys manuell zu verwalten. Das richtet sich vor allem an Wallet-Entwickler und dürfte die Nutzererfahrung für Mainstream-Anwendungen verbessern.
Das Block-Gas-Limit steigt ausserdem von 45 Millionen auf 60 Millionen Einheiten. Dadurch passen mehr Transaktionen pro Block auf das Mainnet – unabhängig von Layer-2-Netzwerken. Ethereum-Entwickler haben diesen Schritt lange diskutiert, weil ein höheres Gas-Limit auch die Hardware-Anforderungen für Validatoren erhöht.
Die technische Umsetzung zeigt die gute Koordination zwischen den verschiedenen Ethereum-Client-Teams. Fünf unabhängige Client-Implementierungen (Geth, Nethermind, Besu, Erigon, Reth) haben das Upgrade parallel integriert. Die Testnet-Aktivierungen auf Holesky und Sepolia im November verliefen ohne grössere Probleme.
Rolle des Fusaka-Upgrades
Bitwise, eine Krypto-Investmentfirma mit über 3 Milliarden Dollar in Ethereum-basierten Produkten, beschreibt Fusaka als wichtigen Schritt für Ethereums Rolle als Settlement-Layer. Günstigere Layer-2-Transaktionen machen Ethereum attraktiver für Zahlungsabwicklung und Tokenisierung realer Assets.
Ein Unsicherheitsfaktor bleibt, wie schnell sich die Gebührenreduktion tatsächlich zeigt. Die 40 bis 60 Prozent basieren auf Berechnungen der Ethereum Foundation. Die realen Einsparungen hängen davon ab, wie schnell Layer-2-Netzwerke die erhöhte Blob-Kapazität nutzen und ob die Nachfrage nach Blockspace weiter steigt. In den ersten 24 Stunden zeigten sich bei den durchschnittlichen Gebühren auf Arbitrum oder Optimism noch keine grossen Veränderungen. Die Entwickler dieser Netzwerke müssen ihre Infrastruktur erst anpassen.
Die Ethereum-Skalierungsroadmap
Fusaka ist Teil einer längeren Skalierungsstrategie. Für 2026 plant die Ethereum Foundation das "Verkle Trees"-Upgrade, das die Speicheranforderungen für Nodes weiter reduzieren soll. Verkle Trees nutzen kompaktere kryptografische Beweise als die aktuellen Merkle Patricia Trees und könnten die Synchronisationszeit für neue Validatoren von Tagen auf Stunden verkürzen.
Ein weiteres Ziel ist die vollständige Implementierung von Danksharding. PeerDAS gilt als Zwischenschritt zu diesem Endziel, das Tausende von Blobs pro Block ermöglichen würde. Die technischen Herausforderungen bleiben erheblich, insbesondere bei der Optimierung der Netzwerklatenz zwischen geografisch verteilten Validatoren.
Für Entwickler von dezentralen Anwendungen bedeutet Fusaka niedrigere Betriebskosten. DeFi-Protokolle auf Layer-2-Netzwerken können die Gebühreneinsparungen an Endnutzer weitergeben oder ihre Margen verbessern. Plattformen wie Uniswap, Aave und Synthetix mit Layer-2-Deployments dürften von steigender Nutzeraktivität profitieren.
Fazit
Das Fusaka-Upgrade liefert die erwarteten technischen Verbesserungen. Die Gebührenreduktion von 40 bis 60 Prozent für Layer-2-Netzwerke adressiert ein Problem, das Ethereums Nutzbarkeit für massenmarktfähige Anwendungen eingeschränkt hat. Mit PeerDAS und den geplanten BPO-Updates schafft die Ethereum Foundation die Grundlage für weiteres Wachstum des Layer-2-Ökosystems.
Während technisch versierte Investoren die langfristigen Auswirkungen einschätzen können, bleibt die unmittelbare Auswirkung für durchschnittliche Nutzer zunächst begrenzt. Erst wenn Layer-2-Netzwerke die erhöhte Kapazität vollständig ausnutzen und die Gebühreneinsparungen sichtbar werden, dürfte sich die Adoption beschleunigen. Die erfolgreiche Implementierung ohne Netzwerkstörungen zeigt die Reife des Ethereum-Ökosystems. Mit 190'000 neuen Wallets am ersten Tag nach dem Upgrade zeigen die Daten bereits eine positive Resonanz der Community.







