Digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) sind staatlich unterstützte digitale Mittel, die Bargeld ersetzen und Zentralbanken modernisieren - mit zunehmender Bedeutung und regulatorischer Dynamik im Jahr 2025. Wieso möchten Befürworter eines Anti-CBDC-Gesetzes diese Währungen in den USA verbieten?
CBDCs definieren sich als digitale Versionen staatlicher Währungen, direkt ausgegeben von Zentralbanken. Sie existieren als Retail-CBDC (für Privatpersonen) und Wholesale-CBDC (zwischen Banken/institutionellen Nutzern). Globale Grossmächte wie China sind seit Jahren mit Pilotprojekten aktiv, während in der EU, Indien und Brasilien nun konkrete Umsetzungen und gesetzliche Grundlagen anstehen. Technologisch können CBDCs auf traditionellen digitalen Konten oder auf Blockchain-/DLT-Systemen basieren – zunehmend dient dabei Regulatorik wie MiCA als Rahmen. Populär sind sie wegen schnellerer Zahlungen, besserer Finanzinklusion und kontrollierbarer Geldpolitik, während ihre Implikationen für Privatsphäre, Bankplatz-Stabilität und Cybersecurity weiter diskutiert werden.
CBDC-Modelle und aktuelle Nutzung
- Retail-CBDC: Für alle – Bürger und Unternehmen. Varianten: direkt (Zentralbank-Konten), indirekt (via Banken), oder Hybridlösungen. Einige Länder, etwa Nigeria mit seiner e‑Naira (seit 2021), zeigen starke Fortschritte – zuletzt eine 12-fache Steigerung aktiver Wallets in 2023.
- Wholesale-CBDC: Exklusiv für Finanzinstitute. Ziel sind optimierte Interbank-Zahlungen und Wertpapierabwicklung – oft gekoppelt an bestehende Zahlungsnetzwerke wie TARGET2 in der EU .
Weltweit befinden sich über 80 Länder in CBDC-Erprobungs- oder Pilotphase; mehr als 15 Studien laufen weiterführend. Am fortgeschrittensten sind:
- China: Über 260 Mio e-CNY-Wallets aktiv in etwa 23 Städten, mit Indirect-Modell über Banken.
- Nigerias e-Naira hat laut CBN ein inklusionsorientiertes Modell mit 95% Abdeckungsziel, allerdings aktuell ungefähr 6% Penetration.
- Indien, Brasilien, Russland planen grosse Rollouts innerhalb der nächsten 18 Monate.
Stärken
- Schnell, günstig, mit Potenzial für Programmierbarkeit (automatisierte Zahlungen).
- "Digitales Bargeld" kann finanzielle Teilhabe stärken.
- Staatliche Instrumente für gezielte Geldpolitik und Transferzahlungen.
Nachteile und Risiken
- Privatsphäre: Einzeltransaktionen könnten zentral nachvollziehbar sein.
- Rollenveränderung: Banken verlieren Einlegeranteil, ggf. Systemrisiken.
- Technologie & Sicherheit: Cyberangriffe und Ausfallgefahr drohen.
CBDC in der Schweiz und EU
Die Schweiz diskutiert mehrfach hybride Modelle, aktuell evaluiert die SNB eine Offline-fähige Retail-CBDC zur Ergänzung des digitalen Franken. In der EU bereitet die Europäische Zentralbank (EZB) in Zusammenarbeit mit nationalen Zentralbanken den „Digital Euro“ vor – mit Fokus auf Datenschutz, Zahlungssicherheit und Interoperabilität mit bestehenden Systemen wie TARGET2 und privaten Bankenvierteln.
Neben technologischen und monetären Aspekten gewinnen CBDCs auch in geopolitischen Debatten an Bedeutung. Länder wie China und Russland nutzen digitale Zentralbankwährungen zunehmend als strategisches Instrument zur Reduzierung der US-Dollar-Abhängigkeit im internationalen Zahlungsverkehr. Parallel dazu prüfen BRICS-Staaten gemeinsame digitale Abwicklungsnetzwerke. Der digitale Yuan (e-CNY) wurde bereits bei internationalen Handelsabkommen mit arabischen Partnern und in grenzüberschreitenden Projekten mit Hongkong und Thailand getestet. Diese Entwicklungen zeigen, dass CBDCs nicht nur finanztechnologische Experimente sind, sondern auch Einfluss auf die künftige globale Währungsordnung nehmen könnten.
Bedenken sind berechtigt
Die grössten Bedenken bezüglich digitaler Zentralbankwährungen (CBDC) bestehen darin, dass sie von der Zentralbank vollständig zurückverfolgt und verfolgt werden können. Im Gegensatz zu Bargeld, das anonyme Transaktionen ermöglicht, würden CBDC-Transaktionen eine permanente digitale Spur hinterlassen, die der Zentralbank einen beispiellosen Zugang zu den Ausgabengewohnheiten einer Person ermöglicht. Dies könnte zu Verletzungen der Privatsphäre führen, z.B. in Form von gezielter Werbung, staatlicher Überwachung oder Datenschutzlecks, sofern keine angemessenen Vorkehrungen getroffen werden. So warnte Thomas Moser, stellvertretendes Mitglied des SNB-Direktoriums, im Interview mit CVJ.CH vor Retail-CBDCs.
Ausserdem ist programmierbares Geld ist eine mächtige Funktion eines CBDCs, die eine Menge potenzieller Vor- und Nachteile hat. Im Grunde können Zentralbanken ihre digitale Währung so programmieren, bestimmte Dinge automatisch ausgeführt werden. Beispielsweise wird die Schaffung von Smart Contracts möglich, der Geldfluss zwischen Parteien kann reguliert oder Beschränkungen bei der Verwendung der digitalen Währung programmatisch durchgesetzt werden. Dies könnte in vielerlei Hinsicht sehr hilfreich sein; Automatisierung von Finanztransaktionen, Kostensenkung, Effizienzsteigerung und Verbesserung der Transparenz sind nur einige Beispiele.
Eine potenziell umstrittene Verwendung von programmierbarem Geld besteht darin, Menschen zu bestimmten Verhaltensweisen oder Handlungen anzuregen. Regierungen oder Zentralbanken könnten Anreize für bestimmte Ausgaben schaffen, indem sie Belohnungen oder Vergünstigungen durch CBDC anbieten. Dies wirft Bedenken hinsichtlich der staatlichen Kontrolle über individuelle finanzielle Entscheidungen auf. Jeder Einsatz von programmierbarem Geld für Nudging-Zwecke müsste sorgfältig durchdacht und ausgeführt werden, um unbeabsichtigte Folgen oder negative Auswirkungen auf Individuen zu vermeiden.




