Der Insolvenzverwalter von Terraform Labs hat eine Klage über 4 Mrd. USD gegen das Handelsunternehmen Jump Trading eingereicht. Die Vorwürfe: Marktmanipulation, Eigengeschäfte und Bereicherung am algorithmischen Stablecoin TerraUSD, dessen Zusammenbruch im Mai 2022 rund 40 Mrd. USD vernichtete.
Die Klage benennt neben Jump Trading LLC auch Mitgründer William DiSomma und den ehemaligen Jump Crypto President Kanav Kariya. Laut Klageschrift verschleierte Jump Trading durch geheime Vereinbarungen mit Do Kwon die Schwächen des Stabilitätsmechanismus. Dabei erzielte das Unternehmen angeblich über 1.28 Milliarden Dollar Profit aus stark vergünstigten LUNA-Token. Die Vorwürfe kommen nur Tage nach Do Kwons Verurteilung zu 15 Jahren Haft am 11. Dezember.
Geheime Vereinbarungen und systematische Marktmanipulation
Jump Trading schloss bereits 2019 geheime Vereinbarungen mit Do Kwon ab. Diese ermöglichten den Erwerb erheblicher Mengen LUNA-Token zu massiven Rabatten. Gleichzeitig positionierte sich das Unternehmen öffentlich als neutraler Market Maker. Insolvenzverwalter Todd Snyder wirft Jump Trading vor, durch diese Doppelrolle die Öffentlichkeit getäuscht zu haben.
Im Mai 2021 intervenierte Jump Trading während einer UST-Depeg-Krise. Das Unternehmen kaufte für rund 20 Millionen Dollar UST-Token auf. Dadurch stellte es die Bindung an den US-Dollar wieder her. Die Intervention blieb jedoch geheim. Stattdessen machte man öffentlich den algorithmischen Mechanismus für die Stabilisierung verantwortlich. Diese Täuschung stärkte das Investorenvertrauen und half Terraform Labs, regulatorischer Prüfung zu entgehen.
Als Belohnung modifizierte Do Kwon bestehende Vereinbarungen mit Jump Trading. Im Juli 2021 erhielt das Unternehmen über 61.4 Millionen LUNA-Token zu 0.40 Dollar pro Stück. Der damalige Marktpreis lag bei rund 90 Dollar – ein Rabatt von 99 Prozent. Später verkaufte Jump Trading diese Token mit 1.28 Milliarden Dollar Gewinn.
Bitcoin-Transfer ohne formale Vereinbarung während des finalen Zusammenbruchs
Während des Kollapses im Mai 2022 verschärften sich die Vorwürfe weiter. Die Luna Foundation Guard (LFG) hielt als Reserve über 80'000 Bitcoin. Laut Klageschrift überwies sie fast 50'000 Bitcoin an Jump Trading – ohne formale Vereinbarung. Eine unabhängige Prüfung bestätigte später: Mehr als 52'000 Bitcoin flossen von der LFG zu Jump Trading.
"Jump kaufte aggressiv UST, sobald der algorithmische Stablecoin unter seine 1-Dollar-Bindung fiel. Diese Käufe sollen die Nachfrage künstlich in die Höhe getrieben und die Marktteilnehmer zu der irrtümlichen Annahme verleitet haben, dass der Bindungsmechanismus wie vorgesehen funktioniere." - Aus der Klageschrift
Der Zusammenbruch begann am 7. Mai 2022. Zwei grosse Adressen zogen 375 Millionen UST aus dem Anchor Protocol ab. Innerhalb weniger Tage verlor UST seine Dollar-Bindung vollständig. Der Stablecoin fiel auf 0.02 Dollar. LUNA, im April noch bei über 116 Dollar, verlor praktisch seinen gesamten Wert. Insgesamt vernichtete der Kollaps über 40 Milliarden Dollar. Zudem löste er eine Kettenreaktion aus: Celsius Network fror Abhebungen ein. Der Hedgefonds Three Arrows Capital kollabierte. Der gesamte Kryptomarkt rutschte in einen Bärenmarkt.
SEC-Vergleich als Vorspiel zur Milliardenklage
Die neue Klage folgt auf eine SEC-Einigung vom 20. Dezember 2024. Tai Mo Shan Limited, eine Tochtergesellschaft von Jump Crypto Holdings, zahlte dabei 123 Millionen Dollar. Die Behörde warf dem Unternehmen vor, Investoren über die Stabilität von TerraUSD irregeführt zu haben.
Im Detail lauteten die Vorwürfe: Tai Mo Shan wendete im Mai 2021 heimlich 20 Millionen Dollar für UST-Käufe auf. Damit stellte das Unternehmen die Dollar-Bindung wieder her – ohne dies offenzulegen. Ausserdem handelte Tai Mo Shan als nicht registrierter Underwriter für LUNA-Token. Die Einigung umfasste 73.5 Millionen Dollar Gewinnabschöpfung, 12.9 Millionen Dollar Zinsen und 36.7 Millionen Dollar Strafe. Allerdings gab Tai Mo Shan keine Schuld zu.
DiSomma und Kariya beriefen sich in früheren Untersuchungen auf ihr Aussageverweigerungsrecht. Kariya verliess Jump Trading 2024, als die CFTC Ermittlungen aufnahm. Jump Trading äusserte sich bislang nicht öffentlich zur Klage. Ein Sprecher bezeichnete sie lediglich als "verzweifelten Versuch", die Verantwortung von Terraform Labs abzulenken.
Rechtliche Konsequenzen und Branchenwirkung
Die rechtlichen Folgen verdeutlichen das Ausmass des Schadens. Richter Paul Engelmayer verurteilte Do Kwon am 11. Dezember 2025 zu 15 Jahren Haft. Er bezeichnete das Verbrechen als "Betrug von epischem Ausmass". Die von der Staatsanwaltschaft geforderten 12 Jahre lehnte er als zu mild ab. Die von Kwons Anwälten erbetenen 5 Jahre nannte er "völlig undenkbar". Zusätzlich ordnete er die Herausgabe von über 19 Millionen Dollar an. In Südkorea drohen Kwon sogar bis zu 40 Jahre Haft.
Terraform Labs einigte sich 2024 mit der SEC auf 4.5 Milliarden Dollar. Die neue Klage gegen Jump Trading könnte jedoch weitreichende Folgen haben. Bei Erfolg würde sie klarere Grenzen zwischen Market Making und Marktmanipulation definieren. Dadurch könnten sich die Praktiken grosser Handelsunternehmen grundlegend ändern.
Die Klageschrift argumentiert: Jump Tradings Intervention war keine Marktstabilisierung. Vielmehr handelte es sich um ein Schema zur Wertextraktion. Gleichzeitig verschleierte das Unternehmen die strukturellen Schwächen des Systems. Die geforderten 4 Milliarden Dollar reflektieren daher nicht nur direkte Verluste, sondern auch systemische Risiken durch verdeckte Marktinterventionen.








