Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Kryptomärkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage auf den Krypto-Märkten:
- Preisbewegungen: Die Volatilität Ethers übertrumpft die von Bitcoin im Vorfeld des Ethereum-Merge.
- Marktliquidität: Die durchschnittliche Handelsgrösse an DEXs sinkt weiter, während die ETH-Gasgebühren Mehrjahrestiefs erreichen.
- Derivate: Das Open Interest an Bitcoin treibt die Preisentwicklung weiter an.
- Makro-Trends: Die Inflation könnte ihren Höhepunkt erreicht haben, da die Energiepreise wieder nachhaltig beginnen zu sinken.
Märkte erholen sich inmitten von regulatorischem Druck
Die Kryptomärkte profitierten in der vergangenen Woche von den unerwartet niedrigen Inflationsdaten, welche zu einer risikofreudigen Rallye führten. Neben der positiven Kursentwicklung gab es jedoch auch besorgniserregende regulatorische Entwicklungen in Bezug auf Krypto-Mixing-Dienste. Das US-Finanzministerium hat einen weit verbreiteten Krypto-Mixer auf die schwarze Liste gesetzt. Tornado Cash hat sowohl legitime als auch illegale Anwendungsfälle im Kryptobereich. Aave, Uniswap und Balancer waren einige der grössten DeFi-Protokolle, welche nach den Sanktionen Benutzer von Tornado Cash sperrten. Der Entwickler des Dienstes wurde letzte Woche in den Niederlanden verhaftet. In der Zwischenzeit forderte der MakerDAO-Gründer DAI auf, seine Dollar-Bindung aufzugeben. Ausserdem schloss Ethereum (ETH) seinen letzten Testlauf für den Merge im September erfolgreich ab, als das Goerli-Testnetz zum Proof of Stake (PoS) überging.
ETHPOW-Preis fällt aufgrund tiefer Adoption
BitMEX kündigte am 8. August an, dass sie einen Futures-Kontrakt für ETH Proof of Work (ETHPOW) anbieten würde, der laut BitMEX ein "hochspekulativer Kontrakt ist" (ETHPOW existierte noch nicht und werde vielleicht nie existieren). In dieser Zeit war das Volumen relativ gedämpft und zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels liegt das Open Interest bei knapp über 350 Mio. Dollar. Seit seiner Einführung ist ETHPOW um 28% gefallen, während ETH im gleichen Zeitraum um über 11% gestiegen ist. Da es diesen Token noch nicht gibt, sollten alle Kursbewegungen mit einem grossem Vorbehalt betrachtet werden. Das Forschungsteam von BitMEX stellte fest, dass solange die [ETHPOW]-Kette überlebt, es wahrscheinlich ist, dass es positive Gefühle gegenüber dem Coin geben könnte falls führende zentralisierte Börsen ihn listen werden. Sie sagen voraus, dass ETH vs. ETHPoW ein beliebtes Handelspaar nach dem Merge sein wird. Wenn dies der Fall wäre, hat sich BitMEX in eine gute Position gebracht, um aus dem Volumen Kapital zu schlagen.
Ansturm auf zentralisierte Börsen nach Tornado Sanktionen
Die Privatsphäre von Krypto stand letzte Woche im Fadenkreuz der Behörden, als der Krypto-Mixing-Dienst Tornado Cash vom US-Finanzministerium auf die schwarze Liste gesetzt und der Entwickler des Dienstes in den Niederlanden verhaftet wurde. Krypto-Mixer wie Tornado Cash werden verwendet, um die Herkunft von Geldern auf der Kette zu verschleiern. Tornado Cash wurde angeblich von den nordkoreanischen Hackern der Lazarus Group verwendet, wie das US-Finanzministerium anführte.
Es gibt jedoch viele legitime Anwendungsfälle für Krypto-Mixing-Dienste, z. B. wenn man die Adresse einer persönlichen Wallet nicht preisgeben möchte; Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens nutzen oft Mixer, damit ihre eigenen Wallets nicht offengelegt werden. Ein Bericht von letzter Woche zeigte, dass lediglich 10% gestohlenen Gelder waren und weitere 18% von sanktionierten Einrichtungen stammten. Das bedeutet, dass über 70% der Gelder aus legitimen Quellen stammen. Dennoch müssen sich die Inhaber von Geldern, welche mit Tornado Cash interagiert haben, fragen, ob ihre Gelder in Zukunft von den Plattformen auf eine schwarze Liste gesetzt werden. Diese Sorge lässt sich an den Volumina des Tornado Cash-Tokens TORN ablesen, da die Inhaber nach den Sanktionen zu zentralen Börsen eilten. In einem Moment, der für das dezentrale Finanzwesen (DeFi) von entscheidender Bedeutung zu sein scheint, haben eine Handvoll Plattformen wie Aave, Uniswap und dydx einige Nutzer gesperrt, welche mit Tornado Cash in Verbindung stehen.
Bitcoin/Ether-Volatilität Divergenz auf Jahreshoch
Der Spread zwischen der 30-Tage-Volatilität von Bitcoin (BTC) und Ether ist auf den grössten Wert seit über einem Jahr gestiegen. Dies da das Ethereum-Netzwerk mit dem Merge im nächsten Monat ein einmaliges Ereignis erlebt. Die optimistische Stimmung für ETH im Vorfeld des Konsensuswechsels hat den ETH/BTC-Kurs auf 0.078 steigen lassen, ein Niveau, das seit dem 7. Januar dieses Jahres nicht mehr erreicht wurde. Die beiden Vermögenswerte bewegen sich in der Regel in dieselbe Richtung und in ähnlichem Tempo. Ihre Volatilitätsspanne hat sich aber seit Mai auseinander entwickelt. Die Volatilität von ETH hat zugenommen, da die Anleger anscheinend eine höhere Wahrscheinlichkeit einpreisen, dass der Merge erfolgreich sein wird. Wahrscheinlich folgt dies aus dem erfolgreichen letzten Testlauf auf PoS des Goerli-Testnetzwerks
Handelsvolumina an DEXs sinken, da Ethereum-Transaktionsgebühren Mehrjahrestiefs erreichen
Die Ethereum-Transaktionsgebühren - lange Zeit eines der grössten Hindernisse für das Wachstum von DeFi-Protokollen und anderen Ethereum-basierten Anwendungen - haben einen mehrjährigen Tiefststand erreicht. Insbesondere DEXs wurden durch hohe Gebühren negativ beeinflusst, welche die Nutzung des Protokolls für viele Privatanwender unerschwinglich machten und zu einem Anstieg der durchschnittlichen Handelsgrösse beitrugen.
Seit Anfang 2022 sind die durchschnittlichen Handelsgrössen bei allen Protokollen stark zurückgegangen. Bei Uniswap V3 fielen sie von 15k auf unter 5k USD. Ein ähnlicher Trend wurde auch bei Uniswap V2 und Sushiswap beobachtet. Curve V1 ist ein für Stablecoin-Swaps optimierter DEX, welcher in der Vergangenheit aufgrund seiner extrem niedrigen Slippage Wale angezogen hat. Die durchschnittlichen Handelsgrössen sind im Vergleich zu anderen Börsen enorm und lagen zu Beginn des Jahres bei durchschnittlich 600'000 USD. Inzwischen ist dieser Wert auf unter 100k USD gesunken.
Interessanterweise korreliert der Rückgang der durchschnittlichen Handelsgrössen nicht stark mit einem Rückgang des täglichen Volumens. Tatsächlich sind die durchschnittlichen Tagesvolumina auf Curve fast gleich geblieben wie im Januar. Auf Uniswap V3 sind die Tagesvolumina nur leicht gesunken (während die Handelsgrössen um über 60% zurückgegangen sind). Die Ethereum-Transaktionsgebühren sind wahrscheinlich nicht die einzige Ursache für den drastischen Rückgang der Handelsgrössen, aber sie könnten ein erklärender Faktor sein.
CME lanciert Euro-Krypto-Futures, während BitMEX weiterhin innovativ ist
Der grösste Handelsplatz für Derivate, die CME, kündigte letzte Woche an, dass sie Ende dieses Monats auf Euro lautende Bitcoin- und Ether-Futures einführen will. Nach Angaben der CME macht die EMEA-Region seit Jahresbeginn 28% der gesamten gehandelten BTC- und ETH-Futures-Kontrakte aus, was einem Anstieg von mehr als 5% gegenüber 2021 entspricht. Allerdings gibt es dieses Produkt bereits dank BitMEX, die als erste einen auf Euro lautenden Futures-Kontrakt eingeführt hat. Die täglichen Volumina für den Kontrakt auf BitMEX sind auf dem niedrigsten Stand des Jahres.
BitMEX war das erste Unternehmen, das die inzwischen weit verbreiteten Perpetual Swaps eingeführt hat. Das Unternehmen treibt weiterhin Innovationen im Bereich der Krypto-Futures voran, indem es diese Woche die Einführung der ersten Perpetual Devisen-Swap-Kontrakte für Kryptowährungen ankündigte. Diese Devisenswaps ermöglichen es Anlegern, das Produkt rund um die Uhr zu handeln, auch wenn der traditionelle Devisenmarkt geschlossen ist. Sie könnten ein weiteres weit verbreitetes Produkt auf dem Derivatemarkt werden.
Abkühlung der Inflation durch sinkende Energiepreise
Der Verbraucherpreisindex der vergangenen Woche blieb gegenüber dem Vormonat unverändert, da die Energiepreise um 4.6% zurückgingen. Seit Januar 2020 ist der VPI um fast 15% gestiegen, während der VPI ohne Nahrungsmittel und Energie um fast 11% gestiegen ist. In den letzten Monaten waren die Energiepreise ein wichtiger Faktor für die hohen Inflationswerte. In der Vorwoche hat die US-Wirtschaft über 500'000 neue Arbeitsplätze geschaffen und damit die Erwartungen übertroffen. Diese beiden Werte haben zu einem gemischten Wirtschaftsbild beigetragen, welches trotz einer Arbeitslosenquote von 3.5% auf eine Rezession in den USA hindeutet. In der vergangenen Woche ist die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung der Fed um 75 Basispunkte im September laut CME FedWatch von 68% auf 45% gesunken. Kryptoanleger werden die Haltung der Fed weiterhin genau beobachten, in der Hoffnung, dass ein günstigeres Umfeld für Risikoanlagen zurückkehrt.
Coinbase erholt sich nach BlackRock-Nachrichten vor Gewinnrückgang
Vor zwei Wochen sprang die Coinbase-Aktie von 63 auf über 90 USD mit der Bekanntgabe, dass die Börse eine Partnerschaft mit BlackRock eingehen würde. Dies um den Bitcoin-Handel und die Verwahrung für institutionelle Kunden zu ermöglichen. In der vergangenen Woche dämpften die Ergebnisse von Coinbase jedoch die Euphorie, da das Unternehmen einen Nettoverlust von 1.09 Milliarden Dollar und einen Umsatz von knapp über 800 Millionen Dollar verzeichnete. Im vorangegangenen Quartal hatte Coinbase einen Verlust von 429 Mio. Dollar und einen Umsatz von 1.17 Milliarden Dollar verzeichnet. Die Zahl der monatlich transagierenden Nutzer sank im Vergleich zum Vorquartal von 9.2 auf 9 Millionen und das Handelsvolumen fiel von 309 auf 217 Milliarden Dollar. Krypto-Börsen verdienen weiterhin den grössten Teil ihres Geldes mit Handelsgebühren. Der Krypto-Bärenmarkt in Verbindung mit der Konkurrenz von FTX und Binance (sowie deren US-Tochtergesellschaften) wird Coinbase weiterhin herausfordern.