Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Krypto-Märkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Bitcoin erreichte am Wochenende kurzzeitig ein 2-Monats-Hoch und überschritt inmitten eines volatilen makroökonomischen Nachrichtenzyklus und der Unruhen im Nahen Osten die Marke von 28k USD. In der Zwischenzeit beginnt die zweite Woche des SBF-Prozesses, Visa hat Solana für die USDC-Abwicklung ausgewählt, ein Schweizer Startup hat ein tokenisiertes Wertpapier über das Base-Netzwerk von Coinbase emittiert und sechs neue ETH-ETFs wurden nur verhalten aufgenommen.
Flaute nach dem ETH-ETF Debüt?
Letzte Woche nahmen insgesamt sechs ETH-ETFs auf Futures-Basis den Handel an den US-Märkten auf, nachdem die SEC sie früher als erwartet zugelassen hatte. Sie konnten jedoch kein nennenswertes Volumen anziehen und die Kryptomärkte ankurbeln, die nach wie vor in einem Zustand niedriger Volumina und geringer Volatilität verharren.
Die beiden grössten ETFs nach Handelsvolumen - EFUT von VanEck und EETH von ProShares - verzeichneten in ihrer ersten Handelswoche ein durchschnittliches tägliches Handelsvolumen von nur 0.5 Mio. US-Dollar. Zum Vergleich: Der erste BTC-Futures-ETF - ProShares Bitcoin Strategy (BITO) - konnte an seinem ersten Handelstag ein Handelsvolumen von mehr als 1 Mrd. USD verzeichnen.
Möglicherweise findet dieser Launch in einem ganz anderen Marktumfeld statt. Die risikofreien Zinssätze sind im September angesichts ungebrochen starker US-Wirtschaftsdaten in die Höhe geschnellt und die wachsende makroökonomische Unsicherheit hat die Nachfrage nach risikoreichen Anlagen wie Kryptowährungen belastet. Darüber hinaus hatte keiner der ETFs einen BITO-ähnlichen First Mover-Vorteil.
Der Mangel an Begeisterung war jedoch bemerkenswert. Obwohl die Preise zu Beginn der Woche kurzzeitig in die Höhe schnellten, schloss ETH am Sonntag im Minus. Tatsächlich hat sich ETH seit dem Merge massiv schlechter entwickelt als der breite Markt, wobei sowohl das ETH/BTC-Preis- als auch das Volumenverhältnis im vergangenen Jahr nach unten tendierte.
Die unterdurchschnittliche Performance von ETH ist wahrscheinlich auf die anhaltenden Auswirkungen des Bärenmarktes zurückzuführen. In der Vergangenheit wandten sich Händler eher BTC zu, dem ältesten und grössten Kryptowährungswert. Auch das ETH-Kassahandelsvolumen blieb in den letzten zwei Monaten weitgehend unverändert und überstieg nur ein paar Mal die Marke von 2 Mrd. USD.
Während das Open Interest für ewige ETH-Futures seit Anfang September gestiegen ist, blieben die Finanzierungsraten neutral bis negativ. Das deutet darauf hin, dass dem Markt eine klare Richtung fehlt.
Auch wenn ETH-Futures-ETFs kein nennenswertes Volumen anziehen konnten, bieten sie dennoch eine liquide, kosteneffiziente und transparente Möglichkeit, eine Exponierung gegenüber ETH zu erreichen. Dies könnte dazu beitragen, die Wahrnehmung institutioneller Anleger für den Vermögenswert zu ändern. Dieser ist (derzeit) stark mit BTC korreliert, obwohl er sich konzeptionell unterscheidet.
Bitcoin-Handelsvolumen sinkt auf Binance
Das Bitcoin-Handelsvolumen auf Binance hat sich im September fast halbiert und erreichte mit 49 Mrd. USD das niedrigste Level seit Oktober 2020. Grund dafür war die Abschaffung der gebührenfreien Promotion für das grösste Bitcoin-Handelspaar BTC-TUSD durch die Börse. Es ist der zweitgrösste monatliche Rückgang seit 2020. Im April sank das BTC-Handelsvolumen bereits um satte 67% - ein Rückgang, der mit dem Marktcrash von 2021 vergleichbar ist - nachdem Binance seine grosse gebührenfreie Promotion für 13 BTC-Handelspaare entfernt hatte. Der Trend ist ein klarer Beweis dafür, dass das Handelsvolumen auf Binance stark mit den Handelsgebühren-Promotionen verknüpft ist.
Korrelation von Bitcoin mit Risikoanlagen steigt
Die 60-Tage-Korrelation von BTC mit Risikoaktiva hat sich zwar nach oben bewegt, liegt aber weit unter ihrem Durchschnitt von über 50% im Jahr 2022. Tatsächlich zeigte BTC im September eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit gegenüber steigenden Kreditkosten und zunehmender makroökonomischer Unsicherheit und entwickelte sich besser als der S&P 500 und der Nasdaq 100. Dies deutet darauf hin, dass BTC starken Rückhalt hat und Händler in Zeiten der Unsicherheit die Liquidität von BTC bevorzugen. Insgesamt ist es unwahrscheinlich, dass der Abwärtstrend bei Treasuries ohne einen deutlichen Rückgang der Risikoaktiva gestoppt wird, was die Attraktivität von festverzinslichen Wertpapieren erhöhen würde. Dies könnte sich immer noch auf die Kryptomärkte auswirken, da die Korrelationen in Stresssituationen dazu neigen, sich einander anzunähern.