Letzte Woche meldete die Westschweizer Krypto-Börse Swissborg einen Hack einer DeFi-Wallet des externen Staking-Anbietern Kiln. Betroffen sind rund 41 Millionen US-Dollar in Solana von Kunden des SOL-EARN-Programms.
Ein weiterer Angriff trifft eine Krypto-Börse im Crypto Valley. Nach dem 22 Mio. USD Hack der Zuger Plattform Lykke, die vergangenen Dezember Insolvenz anmelden musste, sind Kunden entsprechend verunsichert. In einer Stellungnahme auf dem offiziellen Blog versucht Swissborg-CEO Cyrus Fazel, die Situation zu entschärfen. Der Vorfall betreffe SOL im Wert von etwa 41 Millionen US-Dollar, was nur 2% des Gesamtvermögens von SwissBorg entspreche und weniger als 1 Prozent der Nutzer betreffe. Kunden würden keinen Schaden tragen.
Swissborg-Exploit: nur Solana-Staker betroffen
In einem X-Beitrag führt der Geschäftsführer weiter aus, Swissborg-Systeme seien nicht gehackt worden und das Tagesgeschäft laufe weiter. Kunden des Staking-Programms "SOL-EARN" seien Kollateralschäden eines grösseren Vorfalls geworden, den ihr institutioneller Staking-Anbieter Kiln betraf. Swissborg sei bereits dabei, Pläne für den Beginn eines Investor-Recovery-Prozesses abzuschliessen. In den kommenden Tagen sollte eine offizielle Meldung der Börse folgen, wie CVJ.CH erfahren hat.
Durch eine unabhängige Proof-of-Reserves-Prüfung konnte CVJ.CH bestätigen, dass Swissborg Kundengelder im Wert von rund 1.84 Milliarden USD verwahrt. Der Schaden beläuft sich damit wie offiziell kommuniziert auf etwa 2.2% des Gesamtvermögens. Zum Vergleich: Lykke verwaltete laut Gerichtsdokumenten zum Zeitpunkt des Vorfalls rund 68 Millionen USD – das Loch entsprach einem Drittel der Kundengelder und war nur zu stopfen. Swissborg befindet sich somit in einer deutlich stärkeren finanziellen Position.
Wie werden SOL-EARN-Kunden entschädigt?
Laut dem Blogbeitrag bleiben alle Guthaben in der Swissborg-App unverändert. Nur Auszahlungen der SOL-EARN-Strategie seien vorübergehend ausgesetzt, bis die Wiederherstellungsmassnahmen abgeschlossen sind. Die Börse arbeite mit führenden Blockchain-Sicherheitsspezialisten und Strafverfolgungsbehörden zusammen, um die Gelder zurückzuerlangen. SwissBorg garantiere den betroffenen Nutzern, dass sie keine Verluste erleiden werden. Etwaige Lücken würden durch "Swissborgs SOL Treasury" geschlossen.
Auf Anfrage von CVJ.CH gab die Börse keine weitere Auskunft zu der Grösse und Herkunft dieser zusätzlichen Solana-Reserven. Die veröffentlichen Proof-of-Reserves decken lediglich die Wallets mit Kundengeldern ab. Doch während nur 2.2% des Gesamtvermögens betroffen sind, dürfte durch den Exploit ein erheblicher Teil der SOL-EARN-Strategie entwendet worden sein. Auch mit 1.84 Mrd. an verwahrten Vermögenswerten wird eine vollständige Deckung für die Börse teuer werden. Folgende Optionen könnten zur Deckung des Lochs im Raum stehen:
- Swissborg hat zuletzt im Jahr 2023 in einer Serie-A-Finanzierungsrunde 23 Millionen USD eingesammelt. Das 50 Millionen USD schwere Initial Coin Offering (ICO) liegt fast sieben Jahre zurück. Eine vollständige Deckung durch die bisher abgeschlossenen Finanzierungsrunden erscheint deshalb unwahrscheinlich.
- Staking-Anbieter wie Kiln erheben in der Regel eine Gebühr auf den Staking-Ertrag. Auch Swissborg alloziert einen gewissen Prozentsatz für ein Buyback-Programm. Über die drei Jahre seit Einführung der Dienstleistung dürften so einige Millionen zusammengekommen sein.
- Der Staking-Anbieter Kiln hat zuletzt im Dezember 2023 in einer Serie-A-Finanzierungsrunde 17 Mio. USD eingesammelt. Möglicherweise wird das Unternehmen ebenfalls einen Teil an die Rückzahlungen beisteuern, wobei der Gesamtschaden inklusive Kunden ausserhalb Swissborgs noch höher ausfallen könnte.
- Swissborgs eigener BORG-Token handelt aktuell bei einer Marktkapitalisierung von 400 Millionen USD. 37.5% des ursprünglichen Angebots wurde für das Team und "zukünftige Entwicklung" beiseitegelegt. Die Börse könnte einen Teil dieser Token verwenden, um Nutzer zu entschädigen. Das würde allerdings potenziellen Verkaufsdruck für den BORG-Token bedeuten.
- Sollten der laufende Geschäftsgewinn und die oben genannten Optionen nicht für die vollständige Deckung des Lochs reichen, könnte Swissborg die Gelder der EARN-Strategie mit den verwahrten Solana-Beständen vermischen - laut den Proof-of-Reserves verwahrt die Börse 105 Millionen USD in SOL für Kunden. Zwar wäre diese Lösung umstritten und würde einem Ansturm auf die Bestände nicht standhalten, könnte bei geschickter Verschleierung aber zur Deckung ausreichen.
Letztendlich bestätigen solche Vorfälle das uralte Bitcoin-Credo "not your keys, not your coins".








