Über verschiedene Insolvenzfälle und Konfiszierungen illegaler Bitcoin-Bestände, darunter die Implosionen der Krypto-Börsen FTX und Mt. Gox, befinden sich über 10 Mrd. USD an Kryptowährungen im Besitz von Liquidatoren. Wann treffen diese schwerwiegenden Krypto-Bestände auf den Markt?
Während die Nachfrageseite Bitcoins dank institutionellem Interesse stetig steigt, richten sich die Augen vieler Marktteilnehmer auf die Angebotsseite. Über 10 Mrd. USD an potenziellem Verkaufsdruck befindet sich aktuell in den Händen verschiedener Insolvenzverwalter und Liquidatoren. Eine Übersicht zu den Krypto-Beständen der US-Regierung, Mt. Gox, und FTX.
US-Regierung beginnt Veräusserung von 5.6 Mrd. USD in Bitcoin
Im März dieses Jahres erregten Bitcoin-Transfers von einer Wallet im Besitz der US-Regierung Aufsehen. Die Adresse schickte knapp 10'000 Bitcoin (BTC) - heute 280 Mio. USD - an die Kryptobörse Coinbase. Weitere Analysen der Regierungswallets enthüllten verbleibende Bestände von 194'188 BTC (5.3 Mrd. USD). Dies entspricht fast 1% des gesamten Bitcoin-Angebots. Entsprechend traten Fragen auf, woher diese Bitcoin stammen und wann sie auf den Markt treffen. Das 21Shares Research Team erstellte ein Dashboard und führte die Bestände auf folgende Konfiszierungen zurück:
- November 2020: 69'369 BTC im Zusammenhang mit einem anonymen Kriminellen, der als "Individual X" bekannt ist und die Gelder zwischen 2013 und 2014 vom Dark-Web Internetmarktplatz Silk Road hackte.
- Januar 2022: 94'643 BTC im Zusammenhang mit Ilya Lichtenstein und seiner Frau Heather Morgan. Der Internal Revenue Service (IRS) beschuldigt das Paar, 4.5 Mrd. USD gewaschen zu haben, die beim Bitfinex-Hack 2016 gestohlen wurden.
- März 2022: 51'326 BTC konfisziert vom Hacker James Zhong, der sich des Betrugs schuldig bekannte, weil er die Gelder im September 2012 von Silk Road gestohlen hatte.
Nach der Veräusserung im März verkündete die US-Regierung in einer Gerichtsakte, sie werde den Rest der Bestände von Zhong (1.15 Mrd. USD in Bitcoin) über das Jahr liquidieren. Zuletzt wurden im Juli 250 Mio. USD auf eine andere Wallet verschoben. Bis wann die US-Regierung die restlichen 900 Mio. USD in Bitcoin veräussern wird, ist unklar. Eine weitere Tranche dieses Jahr dürfte wahrscheinlich sein. Über die konfiszierten Gelder im Zusammenhang mit den anderen beiden Gerichtsfällen bestehen keine Informationen.
Mt. Gox Rückzahlungen rücken näher
Die Kryptobörse Mt. Gox war einst der dominanteste Handelsplatz für Kryptowährungen. 2010 als erste Börse gegründet, wurde zeitweise über 70% des Bitcoin-Volumens über Mt. Gox abgewickelt. Die plötzliche Insolvenzanmeldung im Jahr 2014 traf die damals junge Krypto-Branche deshalb tief. Die Börse gab an, dass etwa 750'000 BTC seiner Kunden und 100'000 eigene BTC gestohlen wurden. Anleger, die zum Zeitpunkt der Betriebseinstellung von Mt. Gox über ein Bitcoin-Guthaben verfügten, konnten ihre Forderungen bei dem zuständigen Treuhänder einreichen.
Obwohl der Insolvenzfall bald eine Dekade zurückliegt, wurden bis dato noch keine Gelder an ehemalige Mt. Gox Nutzer ausgezahlt. Aktuell umfasst die Bilanz des Treuhänders mindestens 141'686 Bitcoin (3.94 Mrd. USD), 142'846 BCH (320 Mio. USD) und 69.7 Milliarden JPY (465 Mio. USD). 2022 wurde ein Rückzahlungsplan angekündigt, doch erst vor wenigen Wochen verzögerte der Treuhänder die Frist um ein weiteres Jahr. Bis Ende 2024 werden die über 4 Mrd. USD an Kryptowährungen wohl nicht veräussert werden.
FTX-Insolvenzverwalter beginnt Krypto-Veräusserung
Der letzte prominente Insolvenzfall liegt erst ein Jahr zurück und ist den meisten Marktteilnehmern noch präsent. Das FTX-Debakel enthüllte nicht nur ein Bilanzloch mehrerer Milliarden US-Dollar, sondern auch Missbrauch von Kundengeldern auf unvorstellbarer Skala. Die Schwesterfirma Alameda Research nutzte die Einlagen von FTX-Kunden für ihre eigenen Handelsaktivitäten, wobei als Sicherheiten primär illiquide FTT-, SOL- und SRM-Token hinterlegt wurden. Trotz über 10 Mrd. an verwalteten Kundengeldern war FTX nur im Besitz von 560 Mio. USD in Bitcoin und 190 Mio. USD in Ether. Rund 1.15 Mrd. USD hielt die Börse in Solana-Token (SOL).
Vor einigen Wochen beantragte der FTX-Insolvenzverwalter die Genehmigung zur Liquidation dieser verbleidenden 3.4 Mrd. USD semi-liquider Kryptowährungen. Mitte September genehmigte der US-Konkursrichter John Dorsey die Prozedur. FTX dürfe bis zu 100 Mio. USD in Kryptowährungen pro Woche verkaufen und sowohl Hedging- als auch Staking-Vereinbarungen eingehen, um die Preisvolatilität der Konkursmasse zu minimieren. Die tatsächlichen Veräusserungen gab der Insolvenzverwalter bisher nicht preis.
Da die verwalteten Solana-Token aufgrund von Sperrfristen bis 2026 nicht handelbar sind, hält sich der potenzielle Verkaufsdruck für die Krypto-Märkte in Grenzen. Erst kürzlich identifizierten Blockchain-Tracker eine Staking-Transaktion des Insolvenzverwalters in der Höhe von 5.5 Mio. SOL (120 Mio. USD). Vermutlich wird FTX weitere Kryptowährungen staken, um eine passive Rendite auf die Bestände zu erzielen.
FTX estate is staking 5.5M SOLhttps://t.co/ajRgBHFNt9 https://t.co/UGorSGMtwC
— ashpool (@4shpool) October 14, 2023