Seit einigen Jahren führt die US-Börsenaufsicht (SEC) unter der Leitung des Vorsitzenden Gary Gensler einen Kreuzzug gegen die Krypto-Branche. Als Teil einer neuen Offensive gegen Staking-Dienste hagelt es Klagen für Consensys, Lido Finance und Rocket Pool.
Die Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde (SEC) hat gegen den Softwareanbieter Consensys aufgrund der Staking-Dienste ihrer Ethereum-Wallet MetaMask Klage eingereicht. Das Tool sei ein nicht-registrierter Makler, der das Angebot und den Verkauf von Wertpapieren betreibt. Zudem verklagte die SEC die dezentralen Ethereum-Staking-Dienste Lido Finance und Rocket Pool, die MetaMask im Hintergrund für seine Staking-Dienste nutzt.
Stellt Staking ein Wertpapierangebot dar?
Staking ist der Prozess der aktiven Teilnahme an der Transaktionsvalidierung auf einer Proof-of-Stake-Blockchain wie Ethereum. Dabei sperren Nutzer eine bestimmte Menge einer Kryptowährung. Im Gegenzug erhalten Teilnehmer Belohnungen in Form von zusätzlichen Kryptowährungen, was einen Anreiz zur Netzwerksicherung darstellt. Dezentrale Staking-Dienste wie Lido und Rocket Pool vereinfachen den Prozess, indem ein Protokoll die Transaktionsvalidierung übernimmt und Nutzern die Rendite über einen liquiden Token auszahlt. Über 10% der Ether (ETH) Gesamtmenge sind in solche Protokolle hinterlegt.
Laut der SEC erfüllt ein solches Angebot den 1946 eingeführten Howey Test. Mit ihm bestimmt die Behörde, ob eine Transaktion als Investitionsvertrag zählt. Nach dem Howey Test liegt dann ein Investitionsvertrag vor, wenn Geld in ein gemeinsames Unternehmen investiert wird. Dabei muss der Anleger erwarten, dass Gewinne durch die Bemühungen anderer erzielt werden. Auf Staking könnte diese Definition tatsächlich zutreffen. Denn Anleger erwarten eine passive Rendite auf ihre Ether (ETH), die durch die Transaktionsvalidierung der dezentralen Protokolle erwirtschaftet wird.
Consensys bereit für den Rechtsstreit
Dann holt die Behörde wieder weit aus. Wie bereits diesen Mai wirft die SEC dem Softwareunternehmen Consensys vor, mit der MetaMask-Wallet einen nicht-registrierten Makler zu betreiben. Über das Halten von Ethereum-basierten Kryptowährungen bietet das Tool nämlich einen "Swap"-Dienst an, um verschiedene Kryptowährungen über ein dezentrales Protokoll zu handeln. Consensys erhebt für diese Swaps eine Gebühr von 0.875%, die dem Unternehmen über die vergangenen vier Jahre mehrere hundert Millionen USD einbrachten.
Ein erheblicher Teil dieser Geschäfte beinhalteten laut der SEC-Klage "Krypto-Asset-Wertpapiere". Konkret nannte die Behörde die Kryptowährungen Polygon (MATIC), Mana (MANA), Chiliz (CHZ), The Sandbox (SAND) und Luna (LUNA). Weitere digitale Assets erfüllen die Anforderungen eines Wertpapierangebots jedoch ebenfalls, so die SEC. Für Consensys kam der Vorwurf nicht überraschend. Bereits diesen April reichte das US-Unternehmen eine Klage gegen die SEC ein. Man sei nach wie vor bereit, die Krypto-Branche vehement vor diesem Übergriff der Behörde zu verteidigen.
"Consensys rechnete fest mit der Umsetzung der Drohung der SEC, dass unsere MetaMask-Software-Schnittstelle als Wertpapiermakler registriert werden muss. Die SEC verfolgt eine Anti-Krypto-Agenda, die von Ad-hoc-Durchsetzungsmassnahmen angeführt wird. Dies ist nur das jüngste Beispiel für ihren regulatorischen Übergriff - ein offenkundiger Versuch, etablierte Rechtsstandards neu zu definieren und die Zuständigkeit der SEC per Klage zu erweitern. [...] Wir werden unseren Fall in Texas weiterhin mit Nachdruck verfolgen, um eine Entscheidung in diesen Fragen zu erwirken. Denn das ist nicht nur für unser Unternehmen wichtig, sondern auch für den zukünftigen Erfolg des Web3." - Stellungnahme Consensys nach der SEC-Klage