In den Küchen der Nationalbanken rund um den Globus brodelt es. Viele Währungshüter experimentieren mit eigenen Digitalwährungen. Ein Team von Bank- und FinTech-Experten arbeitet an einem Projekt für eine Schweizer Narrow Bank (SNAB) und verfolgt damit einen privatwirtschaftlichen Ansatz mit einem "synthetic rCBDC".
Eine digitale Zentralbankwährung (CBDC) ist eine digitale Form der Fiat-Währung eines Landes, die von der Notenbank ausgegeben und reguliert wird. Im Gegensatz zu Kryptowährungen sind CBDCs staatlich gedeckt und haben denselben rechtlichen Status wie physische Währungen. Das Hauptrisiko bei CBDCs ist der erhebliche Verlust der Privatsphäre, da alle Transaktionen von den Zentralbanken genau überwacht werden können. Es ist kein Zufall, dass CBDCs für Privatkunden ("Retail-CBDCs") in China besonders weit fortgeschritten sind. Ein Quasi-CBDC könnte diesen Risiken entgegenwirken. So zumindest das Projektteam im Gespräch mit der Finanzpublikation tippinpoint.
Kundeneinlagen direkt bei der SNB
Allgemein beschreibt eine Narrow Bank ein Finanzinstitut, das Kundeneinlagen entgegennimmt, aber nur in sichere, kurzfristige Staatspapiere investiert. Dies reduziert das oft heikle Kreditrisiko und soll einen risikolosen Ort für Ersparnisse bieten. Bei einem Konkurs der Bank wären die Einlagen sicher, da alle Mittel bei der Zentralbank liegen. Das Swiss Narrow Bank-Projekt möchte diesen Ansatz nutzen, um Kunden mit möglichst geringem Risiko die Zinsen des Notenbankgelds weiterzugeben. Man würde von Anlagen jeglicher Art absehen und plant, die Publikumseinlagen 1:1 in Cash bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu hinterlegen.
Der Leitzins von 1.5% würde abzüglich eines Kostenanteils direkt an die Kontokorrentkonten ausgezahlt. Was dem Projekt noch fehlt, ist die Banklizenz und Finanzierung für das operative Geschäft. Die Bewilligung alleine kostet 15-20 Millionen CHF und nimmt ein Jahr in Anspruch. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) stehe dem Projekt allerdings grundsätzlich positiv gegenüber, schreibt tippinpoint.
Zentralbankgeld mit Blockchain-Funktionalität
Das neue Finanzinstitut könne aber mehr als nur "langweilige" Bankdienstleistungen anbieten. Designierter CEO Philipp Dettwiler, der zuvor bei der AMINA Bank und in weiteren FinTech-Positionen tätig war, beschreibt das Projekt als "synthetischen CBDC". Sowohl auf traditionellen Finanzschienen als auch über die Blockchain seien Integrationen geplant. Die zukünftige Bank könne als Oracle agieren. Als Resultat habe man ein privates Angebot einer digitalen Zentralbankwährung. Nur eben ohne die Risiken in Bezug auf Privatsphäre, da alle Kundengelder auf dem einen SNAB-Konto bei der Nationalbank liegen.
Konkret kann das Finanzinstitut nämlich Informationen über Cashbestände auf der Blockchain ("On-Chain") darstellen. Dies ermöglicht ähnlich wie bei herkömmlichen Stablecoins eine Integration mit selbstausführenden Protokollen ("Smart Contracts"). Nur zahle die SNAB zusätzlich die Zinsen aus, habe alle Mittel permanent bei der SNB hinterlegt und sei vollständig in der Schweiz reguliert. Etwas Flexibilität fehlt jedoch. Alle Nutzer müssen Kunden des Swiss Narrow Bank-Projekts sein, was die Nutzung als Blockchain-Zahlungsmittel erschwert.
"Stablecoins bieten Geschwindigkeit, Effizienz und Sicherheit dank Blockchain-Technologie, aber unser synthetischer Retail-CBDC geht weiter: Faire Zinsen, sichere Aufbewahrung bei der SNB und programmierbare Abwicklung via Smart Contracts – die einzige saubere, regulierte Lösung für die Schweiz, Web3-ready und ohne die Risiken traditioneller Bankenoperationen." - Designierter SNAB-CEO Philipp Dettwiler