Geopolitische Spannungen und die Verwendung des Zahlungsnetzwerks SWIFT als Instrument zur Durchsetzung internationaler Sanktionen weckten Interesse an alternativen Systemen. Die BRICS-Staaten entwickeln jetzt eine eigene Zahlungsinfrastruktur, um die westliche Abhängigkeit zu verringern.
In den letzten Jahren haben geopolitische Spannungen wie zwischen den USA und China oder den Südamerikanischen Staaten das Interesse an alternativen Systemen zu SWIFT geweckt. Nun nehmen die BRICS-Staaten die Angelegenheit in die eigenen Hände. BRICS ist ein überstaatliches Bündnis zwischen den ersten fünf Gründungsmitgliedern Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Später kamen Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate hinzu. BRICS hat das Ziel, die Abhängigkeit vom westlich dominierten SWIFT-Netzwerk zu verringern und seine Volkswirtschaften vor externem Druck zu schützen.
SWIFT wird vom Dollar dominiert
Das SWIFT-Zahlungssystem ist seit langem das Rückgrat für internationale Transaktionen und ermöglicht eine sichere und standardisierte Kommunikation zwischen Finanzinstituten. Seit seiner Gründung im Jahr 1973 ist SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) zu einem Synonym für die Effizienz des globalen Bankwesens geworden. Jährlich verarbeitet das Netzwerk Milliarden von Transaktionen und bewegt Billionen von US-Dollar. Ungefähr die Hälfte der weltweiten Transaktionen sind Dollar-Transaktionen - ausserdem werden 60-70% der internationalen Reserven in USD gehalten. Diese Dominanz fördert die Liquidität und das Vertrauen in das System, zentralisiert aber auch die Macht.
Länder, die im internationalen Handel tätig sind, halten oft grosse USD-Reserven, um Transaktionen zu erleichtern. Dies setzt sie Wechselkursrisiken und der von der US-Notenbank festgelegten Wirtschaftspolitik aus. Die Abhängigkeit vom USD macht Länder ausserdem anfällig für US-Sanktionen. Russland wurde kurz nach dem Angriff auf die Ukraine beispielsweise vom globalen Zahlungssystem SWIFT ausgeschlossen. Auch der Iran hat aufgrund des eingeschränkten Zugangs zum SWIFT-Netzwerk mit erheblichen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen.
BRICS-Währungsstrategie
Die BRICS-Koalition zielt darauf ab, eine Alternative für das auf den Dollar ausgerichtete SWIFT-System anzubieten. Anstelle auf den US-Dollar zu setzen, beruht die BRICs Lösung auf die eigenen nationalen Währungen der beteiligten Länder. Diese Strategie soll Teil einer umfassenderen Anstrengung sein, eine multipolare Finanzwelt zu schaffen. Damit könne die Abhängigkeit von einer einzigen Währung verringert und die wirtschaftliche Souveränität gestärkt werden.
Das diversifizierte Modell zur Verwendung von Währungen kann die Wechselkurse innerhalb der BRICS-Staaten potenziell stabilisieren. Durch die Verringerung der Abhängigkeit vom Dollar können die Mitgliedsländer ihre Wechselkurse besser steuern und die Inflation kontrollieren. Es gibt bereits Beispiele, wie Mitgliedsländer ihre Landeswährungen erfolgreich im Handel eingesetzt haben. So wickeln beispielsweise China und Russland ihren bilateralen Handel in Yuan und Rubel ab und umgehen damit den Dollar vollständig. Solche Praktiken werden sich wahrscheinlich ausweiten, wenn sich das BRICS-Zahlungssystem weiter etabliert.
BRICS Pay Zahlungssystem
Russland hat 2024 den rotierenden Vorsitz der BRICS-Gruppe übernommen. Juri Uschakow, aussenpolitischer Berater des russischen Präsidenten, meinte im März in einem Interview mit TASS, dass die Schaffung eines unabhängigen BRICS-Zahlungssystems ein wichtiges Ziel für die Zukunft sei. Dies solle auf hochmodernen Lösungen wie digitalen Technologien und Blockchain basieren, soweit es für Regierungen, Bürger und Unternehmen bequem, kosteneffizient und frei von Politik ist.
Laut der Webseite ist BRICS PAY ein Joint-Venture, bei welchem die Teilnehmer unabhängig voneinander Lösungen finanzieren und entwickeln. Es soll eine Kombination aus traditionellen Zahlungssystemen und Technologien wie digitalen Zentralbankwährungen (CBDC), dezentralem Finanzwesen und tokenisierten Vermögenswerten (gesichertes Geld) entstehen. Die Unternehmen und Bürger der teilnehmenden Länder sollen damit neue Zahlungsoptionen erhalten.
Ende Juli 2024 haben sich die Wirtschafts- und Handelsminister der BRICS-Staaten bei den Verhandlungen in Moskau im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) darauf geeinigt, wirtschaftlich mehr zusammenzuarbeiten und Unabhängigkeit vom westlichen Finanzsystem anzustreben. Die digitale Abwicklungs- und Zahlungsplattform innerhalb der BRICS-Staaten befindet sich laut Valentina Matvienko, Sprecherin des Russicchen Föderationsrates, in einem guten Stadium. Sie erklärte, dass die Zentralbanken und Finanzministerien aller BRICS-Länder an den Gesprächen beteiligt sind und Russland diese Initiativen anführt.
Auswirkungen auf das globale Finanzsystem
Es ist anzumerken, dass ein Erfolg der BRICS-Initiative erhebliche Auswirkungen auf das globale Finanzsystem haben könnte. Es wird erwartet, dass sich der BRICS-Gipfel im Oktober in Kasan, Russland mit diesem Thema befassen und Entscheidungen über die Umsetzung und den Zeitplan treffen wird. Dieser Schritt ist eine Reaktion auf die anhaltenden Sanktionen und den Ausschluss Russland's von SWIFT.
"Das bestehende Zahlungs- und Abwicklungssystem SWIFT hat sich selbst diskreditiert. Der Dollar hat sich selbst diskreditiert. Wenn es möglich ist, Devisenreserven eines ausländischen Staates zu nehmen und sich diese anzueignen, oder die Einnahmen aus den Gold- und Währungsreserven des Staates für andere Zwecke zu verwenden - nun, das ist bereits Raubbau! Das ist eine völlige Diskreditierung und Zerstörung nicht nur der Grundlagen der Weltwirtschaft, sondern auch des Weltwährungssystems, des Währungs- und Finanzsystems." - Valentina Mavienko, Vorsitzende des Russischen Föderationsrates