Das vom Geschäftsmann Michael Saylor im Jahr 1989 gegründete Unternehmen MicroStrategy heisst nun schlicht Strategy – auch unter diesem neuen Markennamen hat sich aber eines nicht geändert: Der massive Erwerb von Bitcoin in Namen des Unternehmens.
Dessen neues Logo ziert nun sogar schon das Bitcoin-Symbol, was das starke Engagement des Gründers für das Krypto-Asset unmissverständlich unterstreicht. Was es mit dieser nun noch einmal verstärkt angewandten Strategie auf sich hat, und wie diese aus einer Risikoanalyse-Perspektive zu bewerten ist, erklären wir in diesem Bericht.
Die Strategie hinter den Bitcoin-Käufen
Strategy verfolgt einen einzigartigen Ansatz, indem es grosse Mengen an Bitcoin aufkauft und dafür eine Mischung aus Eigen- und Fremdkapital nutzt. Aktuell besitzt das Unternehmen 528'185 BTC – das entspricht bereits etwa 2.5 Prozent (!) des maximal verfügbaren Bitcoin-Angebots. Mit einem Gesamtwert von ca. 43 Milliarden US-Dollar bei einem Bitcoin-Kurs von 81'000 US-Dollar ist Strategy der mit Abstand grösste Unternehmenshalter von Bitcoin.
Besonders bemerkenswert ist, dass Strategy nicht nur eigenes Kapital nutzt, sondern auch Fremdkapital aufnimmt, um seine Bitcoin-Position weiter auszubauen. Ein erheblicher Teil der Finanzierung erfolgt über sogenannte "convertible notes", also wandelbare Anleihen. Diese Finanzierungsinstrumente bieten Investoren die Möglichkeit, ihre Anleihen unter bestimmten Bedingungen in Unternehmensaktien umzuwandeln, anstatt eine klassische Rückzahlung in Form von Bargeld zu verlangen. Das reduziert den unmittelbaren Druck auf Strategy, die aufgenommenen Schulden aus operativen Einnahmen oder Bitcoin-Verkäufen zu tilgen.
Neben den wandelbaren Anleihen finanziert Strategy seine Bitcoin-Käufe auch über Vorzugsaktien und klassische Schulden. Im Rahmen des sogenannten „21/21-Plans“ plant das Unternehmen, in den Jahren 2025 bis 2027 weitere 42 Milliarden US-Dollar zu beschaffen – davon jeweils 21 Milliarden in Form von Eigenkapital und festverzinslichen Finanzierungsinstrumenten – primär zum Kauf weiterer Bitcoin. Ein Teil davon sind ewige Vorzugsaktien mit einem Kupon von 10 Prozent, die gezielt an Privatanleger vermarktet werden.
Die grosse Frage für Investoren: Wie riskant ist Saylors Strategie?
Einerseits verschafft die Nutzung von Wandelanleihen zum Kauf dem Unternehmen eine hohe Flexibilität. Da diese nicht direkt durch Bitcoin gedeckt sind, gibt es kein unmittelbares Liquidationsrisiko, falls der Bitcoin-Preis einbricht. Zudem ist Strategy nicht nur ein reiner Bitcoin-Käufer, sondern verfügt nach wie vor über eine gewinnbringende Software-Sparte, die jährlich etwa 463 Millionen US-Dollar umsetzt. Dies trägt zur Stabilität bei, da sie die Zins- und Dividendenverpflichtungen von rund 228 Millionen US-Dollar pro Jahr decken kann.
Zugleich ist Strategy mit seiner Strategie natürlich trotzdem stark vom Bitcoin-Kurs abhängig. Sollte es zu einem massiven Preiseinbruch kommen, könnte das Unternehmen gezwungen sein, Teile seiner Bestände zu verkaufen, um Verbindlichkeiten zu bedienen. Eine vollständige Liquidation zur Rückzahlung aller Schulden würde jedoch das Abfallen des Bitcoin-Preises auf ca. 20'143 US-Dollar erfordern – ein drastischer Rückgang gegenüber den aktuellen Preisen, was aber nicht ausgeschlossen ist.
Zum Vergleich: Im Sommer 2024 sorgten Verkaufswellen mehrerer grosser Institutionen für erheblichen Preisdruck auf Bitcoin. Als sowohl die Kryptobörsen Mt. Gox und Genesis wie auch die deutsche Bundesregierung Bitcoin im Wert von 16 Milliarden US-Dollar verkauften, verlor dieser über 11 Prozent seines Wertes in nur einem Monat. Die Geschichte zeigt gleichzeitig, dass Bitcoin sich von solchen Schocks bisher stets erholt hat. Sollte Strategy also gezwungen sein, grössere Mengen zu verkaufen, könnte dies kurzfristig Druck ausüben, jedoch keine nachhaltige Marktkrise auslösen.

Fazit: Eine kühne, aber nicht unvernünftige Wette
Strategy setzt mit seinen aggressiven Bitcoin-Käufen auf eine langfristige Aufwertung des Assets und spiegelt dabei auch die Interessen von immer mehr Staaten und Zentralbanken wider, Bitcoin in Erwartung eines langfristigen Aufstieges als strategische Reserve zu halten. Als Teilnehmer eines sogenannten „Reserve Race“ setzt das Unternehmen dabei aber auf innovative Finanzierungswege, die das Liquidationsrisiko mindern. Dennoch bleibt das Modell nicht ohne Gefahren: Ein drastischer Bitcoin-Preisverfall könnte die Schuldenlast erhöhen und den Wert des Unternehmens unter Druck setzen.
Für Investoren bedeutet dies eine risikobehaftete, aber potenziell äusserst profitable Wette: Wer an die langfristige Wertsteigerung von Bitcoin glaubt, könnte Strategy als einen der wichtigsten Player in diesem Bereich sehen – mit allen Chancen und Risiken, die das mit sich bringt.