Viele der für 2019 gehegten Hoffnungen sind mittlerweile verflogen, genauso wie viele der befürchteten Untergangsszenarien nicht eingetroffen sind. Wenn man das ablaufende Jahr mit einem Wort nicht beschreiben möchte, dann mit "langweilig". Im Gegenteil.
Die Finanzmärkte hechelten sich zu neuen Höchsständen und Bitcoin schliesst sein erstes Jahrzehnt als ertragsreichste öffentlich zugängliche Anlage der Dekade ab.
2019 erstmalig auf dem Radar unzähliger Regulatoren, Geschäftsleute und Politiker aufgetaucht
Es erstaunt daher nicht, dass Krypto-Währungen auf dem Radar unzähliger Regulatoren, Geschäftsleuten und Politikern aufgetaucht sind. Vor zwei Jahren bemerkte Mark Zuckerberg: "Es gibt wichtige Gegenbewegungen zur Machtkonzentration durch Technologie, wie beispielsweise Verschlüsselung und Kryptowährungen. Diese nehmen Macht von zentralisierten Systemen und geben die Macht den Menschen zurück. Aber sie kommen mit dem Risiko, schwerer kontrollierbar zu sein. Ich bin daran interessiert, tiefer zu gehen und die positiven und negativen Aspekte dieser Technologien zu studieren. Auch wie sie am besten in unseren Diensten eingesetzt werden können."
Rund 18 Monate später würde Zuckerberg aufzeigen, wie er diese Gegenbewegung zur Machtkonzentration bei grossen Technologieunternehmen zu seinem Vorteil nutzen möchte. Politiker, von Haus auf mit Macht-Themen vertraut, verstanden auf Anhieb, dass dieser Machtwechsel auf ihre Kosten gehen würde und stemmten sich mit aller Kraft dagegen. Diesseits des grossen Teiches folgten ihnen umgehend einige Zentralbanken, allen voran die Deutsche Bundesbank und Banque de France.
"Big Tech" sendet Weckruf
Für viele Akteure war Libra der dringend benötigte Weckruf, um eine Änderung im Finanzsystem zu erkennen, die nicht wie gewohnt von oben nach unten verordnet wurde, sondern von unten her aufgebaut wurde.
Die Deutsche Bank bezeichnet in ihrem Report "Imagine 2030" Kryptowährungen als möglichen Ersatz für Bargeld und spekuliert gar: "Die Kräfte, die das derzeitige Fiat-System zusammenhalten, sehen zerbrechlich aus und könnten sich in den 2020er Jahren auflösen. Wenn dies der Fall ist, wird dies zu einer Gegenreaktion gegen das Fiat-Geld führen und die Nachfrage nach alternativen Währungen wie Gold oder Krypto-Währungen könnte sprunghaft ansteigen."
Behörden bringen sich in Stellung
Gleichzeitig inspirieren Krypto-Technologien auch andere Bereiche der Finanzwelt. Beispielsweise zeigte der ICO Boom der Jahre 2016 - 2018 eindrücklich, was an freien Kapitalmärkten passieren kann - sowohl im Guten, als auch im Schlechten. Aus den Exzessen wurden Lehren gezogen und aufmerksame Beobachter bringen sich in Stellung - nicht für die nächsten Monate, sondern die nächsten Jahrzehnte. Regulatoren, Politiker und Zentralbanker wollen nicht noch einmal auf dem falschen Fuss erwischt werden und werden das Thema aufmerksam weiterverfolgen und versuchen, die alten Machtgefilde in die neue Welt zu übertragen.
Krypto ist 2019 erwachsen geworden.