NFTs gerieten im September dieses Jahres in die Schlagzeilen, weil sie offenbar 95% ihres Gesamtwerts verloren haben. In dem zitierten Bericht wird behauptet, dass die überwiegende Mehrheit der NFT-Besitzer inzwischen wertlose Sammlungen besitzt. Dieser Rückgang folgte auf einen anfänglichen Hype.
Genau wie Kryptowährungen erlebten auch die nicht-fungiblen Token (NFTs) nach 2020 einen beeindruckenden Aufwärtstrend, auf den in den folgenden zwei Jahren ein starker Abschwung folgte. In ähnlicher Weise wurden NFTs bereits von verschiedenen Gruppen für "tot" erklärt. Insbesondere in den letzten Wochen stützten sich traditionelle Publikationen wie Forbes auf einen Bericht einer Rezensionsseite für Krypto-Glücksspielplattformen (dappGambl), der 95% aller NFTs als "wertlos" bezeichnete. Ein genauerer Blick auf den aktuellen Stand des Marktes zeigt jedoch, dass sich sowohl die Preise als auch die Nutzerzahlen stabilisieren.
Verwendung akkurater NFT-Datensätze
Anstatt sich nur auf die Zahlen von dappGambl zu verlassen, vergleichen wir die Zahlen mit dem jüngsten Bericht der NFT-Beratungsfirma NFT18. Der "October 2023 Monthly Report" enthält eine wesentlich grössere Stichprobe von Projekten und vergleicht insgesamt 2.5 Millionen Sammlungen auf mehreren Blockchains gegenüber 73 Tausend von dappGambl.
NFT-Sammlungen, Smart Contracts und NFT-Transaktionen nach Blockchain / Quelle: NFT18 Monatsbericht Oktober 2023
Der Bericht untersuchte konkret die Aktivitäten auf Ethereum, Polygon, Arbitrum, Optimism, Base und Bitcoin Ordinals. Die lebhaften NFT-Märkte von Solana und Tezos wurden nicht berücksichtigt. Von den 2.5 Millionen identifizierten Sammlungen kann ein beträchtlicher Teil auf Testläufe, aufgegebene Projekte oder Spam zurückgeführt werden. Die Zahl von 95% an wertlosen Kollektionen könnte nur dann zutreffen, wenn auch alle diese Kollektionen berücksichtigt würden. Die Autoren filterten stattdessen Spam und kategorisierten die Sammlungen in Sektoren.
Mehr einzigartige Wallets betreten den Markt
Trotz eines historisch niedrigen monatlichen Handelsvolumens von 339 Mio. USD und eines Rückgangs des Medianpreises um 20% treten mehr Händler in den Markt ein. Die Anzahl der aktiven Wallets ist im Vergleich zum vorherigen Monat um 15% gestiegen und liegt derzeit bei 213'000. Entsprechend hat auch die Anzahl der Transaktionen leicht zugenommen. Insgesamt zeigt der Markt Anzeichen einer Stabilisierung nach einer Periode des deutlichen Rückgangs. Und 35% aller NFT-Sammlungen zeigen immer noch Aktivität.
Der Löwenanteil dieses Volumens entfällt nach wie vor auf Collectibles, die den grössten Teil der gehandelten US-Dollar und die aktivsten Wallets ausmachen. Zu den NFTs in diesem Bereich gehören der bekannte Bored Ape Yacht Club, Pudgy Penguins, Doodles und andere. Kunst steht an zweiter Stelle, was die aktiven Wallets und das Handelsvolumen angeht. Doch während das Handelsvolumen von Kunst (7%) weit unter dem von Collectibles (79%) liegt, nähert sich die Zahl der aktiven Wallets langsam an (23% gegenüber 45%). Dies deutet darauf hin, dass Händler von Collectibles in erster Linie auf den Wert ihrer NFTs spekulieren, während Kunst und Spiele ihren Fokus auf andere Aspekte der Technologie verlagern.
Blur führt dank Wash-Trading souverän
Von den sechs verglichenen Blockchains (Ethereum, Polygon, Arbitrum, Base, Optimism) entfiel fast das gesamte Handelsvolumen auf Ethereum (99%). Quellen, die mehr Netzwerke einbeziehen, deuten auf ein vergleichbares Volumen von Bitcoin Ordinals zu Ethereum NFTs hin, während Solana etwa 8.5% des NFT-Marktes ausmacht. Was die aktivsten Marktplätze anbelangt, so generiert Blur das höchste Handelsvolumen pro Monat (213 Mio. USD), gefolgt von OpenSea (84.8 Mio. USD). Allerdings ist die Anzahl der Konten (27.5k aktive Wallets) viel geringer als bei der Konkurrenzseite (192.5k).
Es ist wichtig zu beachten, dass Wash-Trading die Zahlen zu Gunsten von Blur verzerrt. Der Marktplatz schafft Anreize für Händler mit verschiedenen Interaktionen, die mit einem Airdrop des BLUR-Tokens belohnt werden. Dazu gehören die Abgabe und Annahme von Angeboten oder sogar das Nicht-Auflisten von NFTs auf der konkurrierenden Website OpenSea. Dennoch ist Blur damit die liquideste Börse für NFTs und hat einen komfortablen Vorsprung vor dem alten Marktführer.
Unternehmen bleiben an NFTs interessiert
Unternehmen zeigen weiterhin Interesse an NFTs, wie eine Allianz zwischen Mastercard, MoonPay und dem Museum of Modern Art (MoMA) für digitale Postkarten zeigt. Auch das renommierte französische Unternehmen Michelin hat in vergangenen Wochen erfolgreich den "Michelin 3xplorer Club" eingeführt. Obwohl der Gesamtumfang der Kollektion und der Preis vor der Lancierung sich um die Hälfte reduzierte, war die Kollektion ausverkauft und legte um ein 2.5-faches an Wert zu.
Übersee kündigte die Pudgy Penguins-Kollektion eine Zusammenarbeit mit Walmart an, um ihre physischen Plüschtiere, die auf dem geistigen Eigentum der Inhaber basieren, in die Geschäfte zu bringen. Der Grundpreis der Kollektion stieg nach Bekanntwerden der Nachricht um über 20%. Kurz darauf wurde eine weitere Partnerschaft mit Smyths Toy Stores im Vereinigten Königreich bekannt gegeben, was die positive Stimmung verstärkte.
Darüber hinaus gab es positive Entwicklungen an der Regulierungsfront. So hat Frankreich das SREN-Gesetz, auch bekannt als "Sorare-Gesetz", verabschiedet. Darin werden Schritte unternommen, um den NFT-Raum zu regulieren. Dieser wurde bisher nicht von der MiCA-Verordnung der EU erfasst. Die französischen Behörden haben den Begriff JONUM geprägt, der für "jeux à objets numériques monétisables" oder "Spiele mit monetarisierbaren digitalen Vermögenswerten" steht. Das Gesetz wird es Web3-Spielen mit digitalen Vermögenswerten (z.B. NFTs) ermöglichen, innerhalb eines klaren Rechtsrahmens zu operieren.
Schlussfolgerung: NFTs sind nicht tot
Der NFT-Markt scheint sich zu stabilisieren und Behörden schaffen die notwendigen Vorschriften für den jungen Sektor. Sogar während des Krypto-Bärenmarktes haben erfolgreiche Mints stattgefunden und neue aktive Händler sind in den Markt eingetreten. Das vergangene Jahr war eine Zeit, in der die Grundlagen für einen ordnungsgemäss und solide regulierten Markt gelegt wurden, der die Eintrittsbarrieren für Investoren in den kommenden Marktzyklen senken wird.