Nachdem die Vanguard Gruppe bereits das Geschäft hinsichtlich dem Kauf von Aktien revolutioniert hat, möchte sie in Zukunft auch im Währungsgeschäft Fuss fassen.
Das Unternehmen, welches für seine geringen Kosten bekannt ist, testet eine neue Möglichkeit für Vermögensverwalter Währungen zu handeln und dabei grosse Investmentbanken zu meiden. Die Plattform soll auf der Blockchain-Technologie basieren und ist seit rund zwei Monaten in Betrieb. Die Quelle der Aussagen ist gemäss einem Bloomberg Bericht eine mit dem Projekt vertraute Person, die nicht genannt werden möchte.
Projekt würde zu den wichtigsten Anwendungen der Blockchain-Technologie im Finanzbereich gehören
Der 6-Billionen-Dollar Währungsmarkt, welcher aktuell von Banken wie JPMorgan Chase & Co. oder der deutschen Bank beherrscht wird, könnte durch einen Erfolg dieses Projektes massgeblich verändert werden. Skeptische Stimmen behaupten, dass es schwierig sein wird genügend Investmentbanken für das Projekt an Bord zu holen. Allerdings könnten sich die Kosteneinsparungen durch den Peer-to-Peer-Handel als attraktiv erweisen, gerade im Hinblick dessen, dass die Gewinne durch den Wettlauf nach niedrigen Gebühren immer weiter unter Druck geraten.
Campbell Adams, ehemaliger Senior-Devisenhändler der Deutschen Bank bezeichnet den Direkthandel als «Heiligen Gral der Käuferseite». In der Theorie findet er das Projekt grossartig, da die Möglichkeit besteht «die Kosten zu senken, auch wenn mit anderen Personen zusammengearbeitet wird, die ein gegensätzliches Interesse haben».
Vanguard handelt derzeit etwa 2,5 Billionen Dollar an Währungen pro Jahr, so Andy Maack, Globaler Leiter des Devisenhandels in einer Branchenpublikation. Das Interesse am Potenzial für eine Disintermediation sei enorm. In einem Interview mit "The Trade" beschrieb er ein System, «welches von den Banken entkoppelt sei und die Preisfindung auf externe Plattformen verlagern würde.»
Das Projekt von Vanguard konzentriert sich auf die Verbesserung der Effizienz und die Verringerung des Risikos von Devisenabsicherungen, so eine Sprecherin des Unternehmens. Weiter bezeichnet sie es als Verpflichtung des Unternehmens, die Investitionskosten für alle Investoren zu senken.
Blockchain Technologie erobert die Bankenwelt
Zweifelsohne würde das Projekt zu einer der wichtigsten Anwendungen der Blockchain-Technologie im Finanzbereich gehören. Bisher experimentieren noch die meisten grossen Banken und Vermögens-verwalter mit der Technologie. So hat beispielsweise JPMorgan einen eigenen digitalen Token entwickelt und die Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) nutzt die Technologie zur Kreditvergabe. Bisher wurde die Technologie allerdings nur in wenigen grossen kommerziellen Operationen eingesetzt.
Ein Projekterfolg würde einen Sprung in der Entwicklung des Devisenmarktes bedeuten. Dieser entwickelt sich laut Adams seit zwei Jahrzehnten in Richtung eines Peer-to-Peer-Modells. Ein Erfolg für das Projekt ist keinesfalls garantiert. Laut Adams wird entscheidend sein, ob es genügend Liquidität geben wird, wer teilnehmen darf und wer bereit sein wird sich dafür zu registrieren.
Die FX-Plattform von Vanguard nutzt die Blockchain-Technologie von Symbiont, einem New Yorker Blockchain Unternehmen, welches ihre Technologie für Institutionen aus dem Finanzbereich entwickelt.