Die Anforderungen an Logistik-Unternehmen steigen kontinuierlich. Es ist nicht nur die rasch wachsende Menge an Waren, die weltweit transportiert wird, die allein schon eine Herausforderung darstellt. Es sind auch die damit einhergehenden Datenmengen, die von den Logistik-Firmen zu bewältigen sind. Die Datenmengen wachsen sogar überproportional, da die Anforderungen an die Art und Qualität der Daten steigt. Die Herkunft und die Stationen, die ein bestimmtes Frachtgut durchläuft, müssen immer öfter lückenlos dokumentier- und verfolgbar sein.
Die meisten Güter, die wir in unseren Supermärkten kaufen oder online bestellen, wurden mit Containern transportiert. Manche Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 80% aller Waren in den Regalen unser Einkaufsmärkte mit Containerschiffen transportiert wurden.Moderne Containerschiffe fassen bis zu 20'000 dieser 20-Fuss-Standardboxen gleichzeitig. Jedes dieser Riesenschiffe ist also mit einer riesigen Menge unterschiedlichster Waren beladen. Die dabei anfallenden Datenmengen sind enorm. Sie umfassen für jedes Frachtgut im Regelfall Herkunft, Ladung,Transport, Zoll und Empfänger. Bisher wurden solche Informationen im internationalen Schiffsverkehr in umfangreichen Papierformularen erfasst. Nun geht die dänische Reederei Maersk gemeinsam mit IBM neue Wege und bietet eine umfassende Blockchain Plattform mit dem Namen TradeLens für die Container-Schifffahrt an, mit der die gesamte Transportkette erfasst wird und nicht nur die Bewegung eines Containers zwischen zwei Häfen.
End-to-end-Lösung dank Blockchain
Blockchain hat dank der Distributed-Ledger-Technologie den Vorteil, hohe Sicherheitsstandards zu erfüllen und grosse Flexibilität zu vereinen. Ausserdem lassen sich die Daten dezentral verwalten und abrufen. Da sich die Blockchain fast beliebig erweitern lässt und weitgehend fälschungssicher ist, eignet sich das Konzept sehr gut für moderne Logistik-Lösungen.
Einige der grössten Hafenbetreiber und Reedereien testen derzeit die TradeLens-Plattform. Insgesamt rund 100 Organisationen und Firmen beteiligen sich an den Tests, mit dem Ziel, dass das System schon in Kürze kommerziell eingesetzt werden kann. Sollten die Tests erfolgreich verlaufen und sich genügend Teilnehmer an der Plattform finden, will Initiator Maersk das Angebot künftig ausbauen, um auch weitere Dienstleistungen wie Handelsfinanzierungen auf Basis der Blockchain-Technologie anbieten zu können.
Damit ist das Rennen für die beste Blockchain-Anwendung in der globalen Logistik eröffnet. Welcher Anbieter sich durchsetzen wird, ist ebenso ungewiss wie die Antwort auf die Frage, ob eine solche Blockchain dabei helfen wird, den Schmuggel illegaler Waren mit Containerfrachten zu reduzieren. Die bisher von Schmugglern genutzten Lücken in Dokumenten und die unüberschaubaren Datenmengen werden dank Blockchain transparent und überprüfbar. Dies ist ein weiterer Vorteil der zukunftsweisenden Technologie.
Carsten Priebe