Der Streit zwischen Gemini und dem Krypto-Konglomerat Digital Currency Group (DCG) geht in die nächste Phase über. CEO Cameron Winklevoss fordert in einem weiteren offenen Brief die Rückzahlung aller Kundengelder im Rahmen des "Gemini Earn"-Programms und droht DCG-Gründer Barry Silbert mit einer Klage.
Gemini ist nach den global führenden Kryptobörsen Coinbase, Kraken und Binance die viertgrösste Handelsplattform in den Vereinigten Staaten. Die Börse wurde 2015 von den Winklevoss-Zwillingen gegründet und galt als ein früher Akteur in dem Bereich. Seit 2021 bot Gemini neben Handelsdienstleistungen im Rahmen des "Earn"-Programms auch Zinsen von bis zu 8% auf Kundeneinlagen an. Im Hintergrund wirtschaftete der Krypto-Kreditgeber Genesis Global mit den Geldern. Seit dessen Liquiditätskrise im November 2022 warten jedoch über 232'000 Earn-Kunden auf 1.2 Mrd. USD an Einlagen. Gemini möchte nun rechtliche Schritte gegen das Mutterunternehmen Digital Currency Group einleiten, wie einem offenen Brief des CEOs zu entnehmen ist.
Insolvenzfälle des vergangenen Jahres führen zu Schuldenspirale
Die Probleme der Kryptobörse entstammen der weitreichenden Liquiditätskrise im Jahr 2022. Die DCG-Tochterfirma Genesis war ein institutioneller Krypto-Kreditgeber, der Gelder von Kunden wie Gemini an Market Maker und Handelsfirmen verlieh. Im Gegenzug erhielt das Unternehmen attraktive Zinssätze im zweistelligen Bereich. Allerdings sollte sich im Nachgang des Terra/Luna-Debakels eine Schuldenspirale durch die Branche ziehen. Als prominentester Akteur musste beispielsweise Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital neue Kredite aufnehmen, um seine unter dem Bärenmarkt leidenden Positionen zu retten; 1.2 Mrd. USD davon stellte Genesis zur Verfügung.
Das Mutterunternehmen DCG absorbierte nach der Insolvenz des Hedgefonds diese Verluste, der Fall des FTX/Alameda-Konstrukts vergrösserte das Bilanzloch jedoch in den untragbaren Bereich. Auszahlungen an Kunden wie Gemini wurden gestoppt und Mitte Januar 2023 meldete Genesis mit über 3 Mrd. USD an Schulden Konkurs an. Seitdem gibt es laut dem Gemini-CEO keinen Rückzahlungsplan der Mutterfirma Digital Currency Group, die Genesis nach wie vor 1.65 Mrd. USD schuldet.
Gemini unterbreitet DCG ein "finales Angebot"
In seinem offenen Brief an DCG-Gründer Barry Silbert wirft Cameron Winklevoss dem Krypto-Konglomerat vor, Kunden von Genesis bewusst hinters Licht geführt zu haben. Das durch Three Arrows hinterlassene Loch von 1.2 Mrd. USD habe die Gruppe nicht tatsächlich absorbiert und bezüglich einer Rückzahlung von 630 Mio. USD sei DCG seit zwei Monaten im Verzug. Das Unternehmen habe nun zwei Tage Zeit, um auf ein Ultimatum zu antworten. Ansonsten werde Gemini eine Klage gegen die Digital Currency Group sowie CEO Barry Silbert persönlich einreichen.