Im Jahr 2017 konnten nicht-fungible Token (NFTs) durch das Projekt CryptoKitties erstmals in den Blick der Öffentlichkeit vordringen. Fasziniert von der Technologie und als Antwort auf den Mangel an Marktplätzen wurde im selben Jahr OpenSea gegründet. Doch allmählich sucht die Branche nach Alternativen.
OpenSea bezeichnet sich selbst als den ersten und grössten NFT-Marktplatz der Welt. Man kann sich die Plattform als eBay für digitale Objekte und Sammlerstücke vorstellen. Der Peer-to-Peer-Marktplatz profitierte insbesondere im Jahr 2021 vom bemerkenswerten Aufstieg der NFTs. Während den vergangenen vier Monaten verzeichnete OpenSea knapp 3 Milliarden US-Dollar an monatlichen Handelsvolumen. Allerdings stösst Kritik zur zentralisierten Stuktur des Unternehmens bei immer mehr Nutzern auf Anklang.
Aufruhr nach erfolgreichem Jahr
Obwohl unterdessen diverse Marktplätze existieren und vom wachsenden Interesse an NFTs profitiert haben, war OpenSea der grosse Gewinner des Booms im Jahr 2021. Die Plattform verzeichnete am Ende des Jahres ein Handelsvolumen von rund 14 Milliarden Dollar. Trotz seines Erfolges ist OpenSea jedoch auch aus verschiedenen Gründen in die Kritik der NFT-Community geraten.
Im September kam es zu einem grossen PR-Fauxpas, als der damalige Produktverantwortliche beim Insiderhandel erwischt wurde. Er nutzte vertrauliche Informationen, um spezifische NFTs kurz vor einem Homepage-Listing zu kaufen und in den folgenden Ansturm zu verkaufen. Anfang Dezember kam es dann zu heftigen Reaktionen, als der neue Finanzchef Brian Roberts andeutete, dass das Unternehmen einen Börsengang erwäge. Seit der letzten Finanzierungsrunde wird das Unternehmen mit 13.3 Mrd. USD bewertet.
Web2-Struktur trifft auf Web 3.0
Im Mittelpunkt des aufkomenden Web 3.0 steht das Eigentum. Die Vision der nächsten Phase des Internets ist ein Ort, an dem Leute ihr geistiges Eigentum mit Token versehen und Eigentümer ihrer Schöpfungen sein können. Dies beinhaltet auch das Eigentum an Plattformen, auf denen ihre Schöpfungen basieren. Datenmonopole wie Facebook und Twitter würden an Bedeutung verlieren, während mehr Macht an die Nutzer zurückgegeben würde. So haben viele Protokolle begonnen, ihr Unternehmen durch Airdrops zu dezentralisieren und Governance-Prozesse an Token zu binden. Nutzer können durch das Halten jener Token die Zukunft ihrer Lieblingsprotokolle beeinflussen und an ihrem Erfolg teilhaben.
Das Modell von OpenSea widerspricht dabei einigen Prinzipien, auf denen diese Web 3.0 Infrastruktur baut. Der Marktplatz erlaubt zwar den Handel von Blockchain-Token in der Form von NFTs, doch die Entscheidungsfindung des Unternehmens wird zentral geführt. Auch die 2.5% Gebühren auf jeden Handel über die Plattform fliessen an OpenSea, ohne eine Möglichkeit für Nutzer, am Erfolg des Unternehmens teilhaben zu können. Ausserdem werden NFTs regelmässig von der Plattform genommen, während einigen Nutzern der Zugang zu OpenSea komplett entzogen wird - stark im Kontrast zur Philosophie der Zensurresistenz, die in der Kryptobranche sonst so dominant ist.
Konkurrenz für OpenSea
Viele Mitglieder der NFT-Community hatten gehofft, dass OpenSea das Projekt ebenfalls mit einem Token-Airdrop für frühe Nutzer auf den Markt dezentralisieren würde, doch die IPO-Pläne liessen etwas anderes vermuten. Ähnlich wie beim "Vampire-Angriff" von Sushiswap auf Uniswap gegen Ende 2020 entschieden sich deshalb einige Projekte, OpenSea-Nutzer durch einen eigenen Airdrop auf ihre Plattform zu locken. Den ersten Schritt machte an Heiligabend OpenDAO mit ihrem SOS-Token, diese Woche folgte der LOOKS-Token des NFT-Marktplatzes LooksRare.
Die Grösse des Airdrops basierte bei beiden Projekten auf dem OpenSea-Handelsvolumen eines Nutzers. LooksRare führte ausserdem ein Incentive-Programm ein, das jeden Handel auf ihrem NFT-Marktplatz mit Token belohnt. Als Teil ihrer Vision, ein "Community-first" Produkt zu sein, werden alle Gebühren an Token-Inhaber verteilt. Ob sich eines dieser Projekte tatsächlich als ernsthafter OpenSea-Konkurrent behaupten kann, wird sich mit der Zeit zeigen. Nichtsdestotrotz weisen diese Initiativen auf eine wachsende Frustration bei Nutzern hin, die sich etwas mehr Offenheit ihrer meistgenutzten NFT-Plattform wünschen.