Laut einer Beschwerde der Aufsichtsbehörden in Nevada steht der staatlich zugelassene Treuhänder Prime Trust kurz vor der Insolvenz. Das in Las Vegas ansässige Unternehmen hält unter anderem die Reserven des Dollar-Stablecoins TrueUSD (TUSD) und diente in der Vergangenheit als Verwahrstelle für FTX und Celsius.
Die Dienstleistungen der US-Treuhandgesellschaft Prime Trust versorgen einige der weltweit führenden Krypto-Börsen, digitale Wallets, alternative Handelssysteme, Broker-Dealer, Crowdfunding-Plattformen und Neobanken, wie der Firmenwebsite zu entnehmen ist. Das Unternehmen bediente einst die Krypto-Börsen FTX und Celsius. Unter den aktuellen Prime Trust Kunden befinden sich die US-Sparten der Handelsplattformen Binance und OKX sowie der Emittent des TrueUSD-Stablecoins (TUSD). Diese sind nun mit der Einstellung von Abhebungen konfrontiert, da laut dem zuständigen Regulator ein Defizit an Kundengeldern vorherrscht.
Das Ende für Prime Trust?
Die Treuhandfirma Prime Trust versuchte sich bereits an verschiedenen Geschäften. Eine seiner Hauptaufgaben bestand in der Aufbewahrung von US-Dollar im Namen verschiedener Krypto-Firmen. Die Kundengelder wurden dann auf den eigenen Bankkonten platziert. Doch letzte Woche kam es erstmals zu Komplikationen bei Abhebungen von Geldern. Bei der Abteilung für Finanzinstitute (Financial Institutions Division, FID) in Nevada stellten die Warnlichter auf rot. Der Regulator beaufsichtigt alle staatlich genehmigten Treuhandfirmen und befahl Prime Trust, seine gegen die lokalen Vorschriften verstossenden Aktivitäten einzustellen.
"Am oder um den 21. Juni 2023 war der Beklagte nicht in der Lage, Abhebungen von Kunden auszuzahlen, da die Kundengelder aufgrund einer erheblichen Verbindlichkeit in der Bilanz des Beklagten fehlten. Darüber hinaus hat die Beklagte es versäumt, die von ihr verwahrten Vermögenswerte zu schützen und ist nicht in der Lage, alle Kundenabhebungen zu erfüllen." - Beschwerde der Abteilung für Finanzinstitute
Der Regulator wirft Prime Trust unter anderem vor, trotz potenzieller Insolvenz mit einem deutlichen Defizit zu agieren. Die finanzielle Lage des Unternehmens habe sich erheblich verschlechtert und erreiche ein kritisch mangelhaftes Niveau. Die Unterlassungsanordnung der Aufsichtsbehörde verbietet es Prime Trust nun, Fiat- und Kryptowährungen von bestehenden oder neuen Kunden zu Verwahrungszwecken zu akzeptieren.
Notfinanzierungsrunde scheitert
Gerüchte rund um die Insolvenz von Prime Trust kursieren bereits seit einigen Wochen. Das Unternehmen hatte sich um eine Notfinanzierung in Höhe von mehreren Dutzend Millionen Dollar bemüht. Ein vorläufiger Übernahmevertrag mit dem Konkurrenten BitGo war schon in der ersten Märzwoche unterschrieben. Doch nur wenige Tage nach einer Betrugsklage gegen den Prime Trust-Kunden Abra zerfiel das Abkommen. Laut dem BitGo-Geschäftsführer Mike Belshe sah es für den Krypto-Verwahrer nicht aus, als könne Prime Trust seine finanziellen Schwierigkeiten bewältigen.
In einem Gespräch mit dem Wall Street Journal meinte der ehemalige CEO und Gründer von Prime Trust, das Unternehmen sei nach seinem Rücktritt im Jahr 2021 nicht ordnungsgemäss verwaltet worden. Schliesslich hat der Krypto-Verwahrer erst vergangenen Juni in einer Serie-B-Finanzierungsrunde 107 Mio. USD aufgenommen. Möglicherweise bedeuteten die hochkarätigen Insolvenzfälle der ehemaligen Kunden FTX und Celsius den Anfang des Endes für Prime Trust. Der durch Prime Trust Einlagen gedeckte Stablecoin TrueUSD (TUSD) wird nach wie vor bei 1 USD gehandelt.