Selbst bei kleinen Beträgen wird immer mehr auf kontaktlose Zahlungen zurückgegriffen. Daher prüft die Europäische Zentralbank nun die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung. Am Freitag wurde ein umfassender Bericht über die Möglichkeiten des digitalen Euros veröffentlicht.
Die Europäische Zentralbank treibt ihre Arbeiten am digitalen Euro weiter voran. In den nächsten Wochen sollen interne Tests mit einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) beginnen. Zudem soll eine öffentliche Befragung von Bürgern, sowie Fachleuten aus Wissenschaft und Finanzsektor, zu den Vor- und Nachteilen ab dem 12. Oktober stattfinden.
Entscheid erst Mitte 2021
Die Europäische Zentralbank (EZB) veröffentlichte am Freitag einen umfassenden Bericht über die mögliche Einführung eines digitalen Euros. Er wurde von einer Arbeitsgruppe veröffentlicht und wiegt die Vorteile und Risiken einer digitalen Zentralbankwährung ab. Die EZB erläutert, unter welchen Bedingungen die digitale Währung möglich wäre und wo für Vebraucher die Vor- und Nachteile liegen. Im Bericht heisst es, dass der digitale Euro die Notenbank zwar vor Herausforderungen stellen wird, diese jedoch mit angemessenen Strategien in der Ausgestaltung der digitalen Währung angegangen werden können.
Um Meinungen von Bürgern, Vertretern der Zahlungsbranche und Wissenschaftlern einzuholen, wird am 12. Oktober eine öffentliche Befragung gestartet. Den Entscheid, ob das Projekt des digitalen Euros wirklich gestartet wird, trifft die Europäische Zentralbank bis etwa Mitte 2021.
Der digitale Euro
Beim digitalen Euro würde es sich um eine digitale, elektronische Form der Fiat-Währung handeln. Die digitale Währung würde Bargeld nicht ersetzen, sondern viel mehr ergänzen. Das Eurosystem würde auf jeden Fall weiterhin Bargeld emittieren,
„Der Euro gehört den Europäerinnen und Europäern. Die EZB ist die Hüterin der gemeinsamen Währung. Die Menschen in Europa bezahlen, sparen und investieren immer häufiger auf elektronischem Weg. Unsere Aufgabe ist es, das Vertrauen in unsere Währung zu sichern. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass der Euro für das digitale Zeitalter gerüstet ist. Wir sollten darauf vorbereitet sein, einen digitalen Euro einzuführen, sollte dies erforderlich werden.“ – Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank.
Potentielle Auswirkungen eines Digitalen Euros
Experten der Europäischen Zentralbank haben mögliche Szenarien für die Einführung der digitalen Währung bereits ermittelt. Zu erwarten wäre, eine erhöhte Nachfrage nach elektronischen Zahlungsmitteln im Europaraum, wie auch eine deutlich geringere Nutzung von Bargeld für Zahlungen. Weitere Szenarien wären die Einführung eines weltweiten, privaten Zahlungsmittels (Stablecoin), das aus regulatorischer Sicht bedenklich und mit Risiken für die Finanzstabilität und den Verbraucherschutz verbunden sein könnte. Möglich wäre auch eine starke Verbreitung digitaler Währungen, die von Zentralbanken ausserhalb des Euroraums emittiert werden.
Der Euro ist laut der EZB ein öffentliches Gut für die Menschen. Die Einführung des digitalen Euro würde dafür sorgen, dass dieses Gut erhalten bleibt. Herausforderungen wird es jedoch sicherlich geben. Mit den richtigen Strategien bei der Gestaltung der digitalen Währung kann das Eurosystem diese Herausforderungen aber meistern, so die Europäische Zentralbank.
Nicht das erste CBDC-Projekt
International gesehen handelt es sich dabei nicht um das erste Projekt, das eine digitale Zentralbankwährung (CBDC) involviert. Die Zahl der Zentralbanken, die an CBDC-Projekten arbeiten, ist im letzten Jahr stetig gewachsen. Diese Dynamik wurde von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) befürwortet und unterstützt. Laut einer Umfrage der BIZ anfangs dieses Jahres arbeiten momentan 80% der Zentralbanken an der Einführung eines CBDCs, wie wir hier berichteten.
Die People's Bank of China (PBoC) arbeitet auch schon seit Jahren an einem digitalen Yuan, der immer näher rückt. Die Chinesische Regierung streng sich auf jeden Fall an, die erste CBDC herauszugeben, welche Zentralbank dieses "Rennen" gewinnt ist jedoch noch unklar. Mehr zu den Entwicklungen von CBDCs finden Sie hier.