Die EU-Kommission hat ein neues Konzept für das "Web 4.0" sowie virtuelle Welten beschlossen. Dieses soll den bevorstehenden technologischen Wandel lenken und ein digitales Umfeld in der EU schaffen, das offen, sicher, vertrauenswürdig, fair und integrativ für alle Beteiligten ist.
Laut der Kommission hob die im März veröffentlichte EU-Wirtschaftsprognose für die Zeit nach 2030 die Bedeutung der Digitalisierung als entscheidenden Katalysator hervor. Das sogenannte Web 4.0 sei ein zentraler Teil dieses technologischen Wandels, der eine nahtlos vernetzte, intelligente und immersive Welt hervorbringen wird. Dabei überspringt die EU-Kommission das in der Krypto-Branche gängige Web 3.0 und präsentiert Empfehlungen für die "übernächste" Version des Internets.
Was ist das Web 4.0?
Das Web 1.0 gilt als die erste Version des Internets. Diese Frühära war durch statische Webseiten gekennzeichnet, auf denen Nutzer nur Informationen konsumieren konnten. Deshalb fällt im Bezug auf das Web 1.0 auch oft der Begriff "read-only." Darauf folgte in den Vorjahren der Dotcom-Blase dann das Web 2.0. Die nächste Iteration des Internets führte interaktive Funktionen ein, die nutzergenerierte Inhalte, soziale Medien und eine globale Zusammenarbeit ermöglichten. Heute befinden wir uns laut Blockchain-Befürwortern in einer Übergangsphase zum Web 3.0. Durch die Verwendung dezentraler Technologien soll diese Generation des Internets das volle Eigentum an Vermögenswerten und Daten erlauben.
Doch die EU prognostiziert über die nächste Dekade das Aufkommen einer weiteren Iteration. Das Web 4.0 wird laut der Kommission die vierte Generation des Internets sein und umfasst auf Basis der künstlichen Intelligenz das Internet of Things (IoT), vertrauenswürdige Blockchain-Transaktionen, virtuelle Welten sowie weitgehende XR-Funktionen (ein Überbegriff für Augmented Reality, Virtual Reality, und Mixed Reality). Diese Integration werde eine vollständige Verschmelzung der digitalen und physischen Welten zulassen. Die Beschreibung des Web 4.0 der EU-Kommission ähneln stark dem Begriff des Metaversums.
EU als Web4-Vorreiter?
Laut der Ankündigung der EU-Kommission werden virtuelle Welten als Wegbereiter des Web 4.0 das tägliche Leben der Menschen künftig revolutionieren. Dies werde eine breite Palette von Möglichkeiten in verschiedenen geschäftlichen und industriellen Ökosystemen eröffnen. Durch die Definierung einer klaren Strategie möchte die Kommission sicherstellen, dass die Gesellschaft, Unternehmen und die öffentlichen Einrichtungen in der EU darauf vorbereitet sind, die neuen Möglichkeiten zu nutzen, aber auch die damit einhergehenden Herausforderungen zu bewältigen.
"Heute wirft Europa seinen Hut in den Ring, um weltweit führend im Web 4.0 und in virtuellen Welten zu werden. Europa hat die Voraussetzungen, um den nächsten technologischen Wandel anzuführen: innovative Start-ups, reichhaltige kreative Inhalte und industrielle Anwendungen, eine starke Rolle als globaler Standardsetzer und einen innovationsfreundlichen und berechenbaren Rechtsrahmen." - Thierry Breton, EU-Kommissar für den Binnenmarkt
Die Strategie stütze sich auf die Arbeit der Europäischen Kommission zu virtuellen Welten sowie Konsultationen mit den relevanten Akteuren. Die Kommission veranstaltete zwischen Februar und April 2023 ein Europäisches Bürgergremium für virtuelle Welten und forderte 150 zufällig ausgewählte Bürger auf, Empfehlungen für eine Vision, Grundsätze und Massnahmen zu formulieren. Aus den 23 Empfehlungen wurden spezifische Handlungsschwerpunkte abgeleitet, die in die Strategie zu Web 4.0 und virtuellen Welten der EU aufgenommen wurden.