Heute vor 15 Jahren veröffentlichte Satoshi Nakamoto erstmals das berühmte Whitepaper des Bitcoin-Protokolls. Damit schuf der pseudonyme Gründer nach der Finanzkrise 2008 die Grundlage für die heutige Krypto-Industrie mit über einer Billion US-Dollar an Marktwert.
Nakamoto, dessen Identität bis dato unbekannt bleibt, kündigte das Bitcoin-Whitepaper am 31. Oktober 2008 erstmals in der "metzdowd" Kryptographie-Mailingliste an. Er habe ein neues elektronischen Bargeldsystem erfunden, das vollständig auf dem Peer-to-Peer (P2P) Prinzip beruht und keine vertrauenswürdige Drittpartei benötigt. Das neunseitige Bitcoin-Whitepaper selbst veröffentlichte er auf bitcoin.org. Heute feiert das berühmte Dokument sein 15. Jubiläum.
Satoshi Nakamoto findet Lösung für Double Spending Problem
Der pseudonyme Bitcoin-Gründer führte in seinem Whitepaper an, eine Peer-to-Peer-Version von elektronischem Bargeld würde die Abhängigkeit von Finanzinstituten bei Online-Zahlungen reduzieren. Schliesslich war die Publizierung des Whitepapers wenige Wochen nach dem Kollaps der Lehman Brothers kein Zufall. Vorherige Versuche wie eCash und Hashcash gab es bereits in den Jahren zuvor, sie scheiterten jedoch stets an dem sogenannten "Double Spending Problem." Dabei handelt es sich um eine Angriffsstelle in digitalen Bargeldsystemen, bei dem eine Partei denselben digitalen Token mehr als einmal ausgeben kann. In herkömmlichen Finanzstrukturen werden doppelte Ausgaben durch zentralisierte Kontrollen verhindert.
Mit einer einzigartigen Kombination kryptographischer Funktionen (Hashing) und einem verteilten Hauptbuch (Distributed Ledger) beschrieb Nakamoto in seinem Bitcoin-Whitepaper die erste dezentrale Lösung des Problems. Die Aneinanderreihung von Blöcken an Transaktionen ("Blockchain") würde eine eindeutige Historie erschaffen, die nur mit einer Mehrheit der Rechenleistung des Netzwerks geändert werden kann. Nur zwei Monate später, am 3. Januar 2009, wurde auf Basis des im Whitepaper beschriebenen Protokolls der erste Bitcoin-Block gemined.
"Die Blockchain Technologie hat mich bereits einige Jahre vor der Veröffentlichung des Bitcoin Whitepaper fasziniert. Ich habe das Thema ursprünglich aus einer IT-Perspektive betrachtet und erst später aus der Finanzperspektive. [...] Ich fand das neunseitige Dokument wegweisend für die Zeit, insbesondere vor dem Hintergrund der Finanzkrise im Jahr 2008. Das Whitepaper hat die Grundlage für eine ganze Industrie gelegt und neue Anlageklassen geschaffen." - Franz Bergmüller, CEO der SEBA Bank
Bitcoin-Whitepaper als Grundlage für Billionenindustrie
Letztendlich lieferte Nakamotos bahnbrechendes Whitepaper die Blaupause für die Schaffung eines vertrauenswürdigen und dezentralisierten Finanzsystems. Das Dokument inspirierte noch Jahre später unzählige Entwickler und Unternehmer, auf diesen Prinzipien aufzubauen. Als Resultat kann der pseudonyme Gründer heute auf eine billionenschwere Industrie mit Tausenden an verschiedenen Projekten blicken. Denn trotz des teilweise schlechten Rufs der Blockchain-Branche wäre Nakomoto stolz auf das heutige Ökosystem, meint Rune Christensen, Gründer des DeFi-Protokolls MakerDAO, im Gespräch mit CVJ.CH.
"Das Bitcoin-Whitepaper ist die Grundlage der Blockchain-Technologie. Aber für mich geht es nicht nur um die Technologie, sondern auch um die Idee, dass wir ein besseres Finanzsystem schaffen können. DeFi baut auf den transparenten und dezentralen Elementen von Bitcoin auf, um ein Ökosystem zu schaffen, das den Menschen mehr Kontrolle über ihre Finanzen gibt. [Nakamoto] würde das zweifelsohne unglaublich cool finden." - Rune Christensen, Gründer von MakerDAO
Zwar gesteht Christensen ein, dass wohl keine vollständige Finanzrevolution im Sinne der ursprünglichen "Cypherpunks" zustande kam. Trotzdem habe der dezentrale Finanzbereich zweifellos einen Einfluss auf Menschen auf der ganzen Welt; trotz des nach wie vor grossen ungenutzten Potenzials.