Eine zusammenfassende wöchentliche Rückschau auf die Geschehnisse an den Kryptomärkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage an den Krypto-Märkten:
- Preis-Bewegungen: Ein weiteres Krypto-Verbot in China liess die Märkte vorübergehend einbrechen, bevor sie sich am Sonntag stabilisierten.
- Volumendynamik: Peer-to-Peer-Börsen wie LocalBitcoins sehen sich einer wachsenden Konkurrenz durch zentralisierte Börsen gegenüber.
- Orderbuchliquidität: Die Spreads waren im September volatiler als in den Sommermonaten.
- Derivate: Das Open Interest für Bitcoin-Futures ist nach der jüngsten Volatilitätswelle gesunken.
- Makro-Trends: Während sich die Fed auf eine Reduzierung ihrer lockeren Geldpolitik vorbereitet, werfen wir einen Blick auf die Renditen von US-Staatsanleihen im Vergleich zu Bitcoin.
Ein weiteres China-Verbot
Es scheint, als würde alle paar Monate ein neues Verbot aus China kommen und die Märkte vorübergehend verunsichern. Dieses könnte jedoch sehr wohl das letzte sein, da China zum ersten Mal jede Transaktion mit Kryptowährungen für illegal erklärte. Die Kryptowährungsmärkte reagierten sofort auf die Nachricht, wobei Bitcoin innerhalb weniger Stunden um 4'000 Dollar und Ethereum 300 Dollar einbüssten. Wie wir jedoch in Bloomberg zitiert wurden: "Nachrichten aus China haben definitiv Auswirkungen auf die Märkte, da sie die Marktstimmung erschüttern können. Doch die tatsächliche Auswirkung eines weiteren chinesischen Verbots hat zu diesem Zeitpunkt nur einen minimalen Effekt auf die zugrunde liegende Marktstruktur."
Dies liegt daran, dass sich der Grossteil der Handelsaktivitäten an zentralisierten Börsen ins Ausland verlagert hat, nachdem Börsen wie Huobi, Okex und Binance in China schon 2017 verboten wurden. Die neue Politik wird hauptsächlich auf die ausserbörslichen Desks (OTC) abzielen, was sich definitiv auf die globale zentralisierte Marktstruktur auswirken könnte. Trotzdem bleibt unklar, wie gross die Auswirkungen sein werden. Die Märkte stabilisierten sich und erholten sich bis Sonntagabend leicht.
Börsen-Token brechen nach China-Verbot ein
Die meisten Börsen-Token stürzen nach dem Verbot in China abrupt ein. Von Kryptobörsen ausgegebene Token haben in den letzten Jahren stark zugelegt. Sie ermöglichen es den Nutzern, von niedrigeren Transaktionsgebühren zu profitieren, über neue Coin-Listings abzustimmen, passive Staking Belohnungen zu verdienen und natürlich auf den Erfolg der Börse als Unternehmen zu wetten. Oben sehen Sie die YTD-Preisbewegungen der nativen Token von Binance, FTX, Huobi und Okex.
Die Token von Binance und FTX sind nach einem starken Jahr um 794% bzw. 850% angestiegen. FTT, der von FTX ausgegebene Token, hat kürzlich ein Allzeithoch von 79 US-Dollar erreicht. Dies geschah nachdem die Börse die regulierte Derivateplattform LedgerX übernommen, immer kühnere Marketinginitiativen ergriffen und eine NFT-Plattform eingeführt hat. Der Kurs des Binance-Token (BNB) erreichte im Mai seinen Höchststand. Seit dem zunehmenden Durchgreifen von globalen Regulierungsbehönden befindet sich BNB allerdings in einem Abwärtstrend. Die YTD-Preisbewegungen der Token von Binance, Okex und Huobi sind immer noch deutlich im grünen Bereich, aber alle drei brachen am Freitag nach dem chinesischen Verbot stark ein. Der Huobi Token (HT) ist in der letzten Woche um 35% gesunken, Binance Coin (BNB) um 4% und der Okex Token (OKB) um 11%. Dies deutet darauf hin, dass viele Investoren einen Umsatzeinbruch durch das Verbot in China erwarten. Der FTT-Token von FTX hat die Woche gut überlebt und ist um 6% gestiegen.
Tether (USDT) bleibt volatiler als USD Coin (USDC)
Der Markt für Stablecoins ist seit Beginn der Krypto-Hausse im Jahr 2020 exponentiell gewachsen. Die Token werden in der dezentralisierten Finanzwelt (DeFi) und an den zentralisierten Derivat- und Kassamärkten immer häufiger eingesetzt. Stablecoins sind eins-zu-eins an ein Reserve-Asset, in diesem Fall den US-Dollar, gekoppelt und werden in der Regel von zentralisierten Organisationen ausgegeben. In Zeiten der Marktvolatilität kann ihr Preis jedoch aufgrund plötzlicher Veränderungen bei Angebot und Nachfrage von der USD-Bindung abweichen. Oben ist die 30-Tage-Volatilität der beiden grössten Stablecoins nach Marktkapitalisierung dargestellt - USDT von Tether (aktuelles Angebot von 69 Milliarden) und USD Coin von Circle (aktuelles Angebot von 31 Milliarden). Wir stellen fest, dass die Volatilität im letzten Jahr stetig gesunken ist, obwohl USDT trotz des grösseren Angebots und der höheren Liquidität volatiler bleibt als USDC.
In der vergangenen Woche gerieten Stablecoins unter heftigen Beschuss der Aufsichtsbehörden. Das US-Finanzministerium kündigte an, die dringenden Risiken zu untersuchen, die Stablecoins für das US-Finanzsystem darstellen. Die grössten Bedenken betreffen die Zusammensetzung der Reserven der emittierenden Organisationen, die in der Vergangenheit wenig transparent waren. Im Folgenden wird die Zusammensetzung der USDC- und USDT-Reserven dargestellt.
Circle hält den Grossteil seiner Reserven (61%) in Bargeld und Bankeinlagen, während es bei Tether nur 10% sind. Auf Commercial Papers entfällt fast die Hälfte der USDT-Reserven (49%) und nur 9% der Reserven von USDC. Commercial Papers sind kurzfristige, unbesicherte Schuldtitel, die von Unternehmen ausgegeben werden und als weniger zuverlässig und risikoreicher gelten als Bargeld. Dies macht Tether anfälliger für die Volatilität des globalen Marktes für Commercial Papers (wie im Fall von Evergrande), was im Falle eines "Bank-Runs" zu unzureichenden Reserven führen könnte.
LocalBitcoins verzeichnet Volumen-Rückgang
Peer-to-Peer-Börsen gehörten zu den ersten Plattformen, die es Händlern ermöglichten, Bitcoin direkt mit Fiat-Währungen zu kaufen und zu verkaufen. Dies war möglich, ohne dass ein zentralisiertes Onboarding oder KYC-Verfahren erforderlich war. LocalBitcoins wurde 2012 gegründet und ist heute eine der grössten P2P-Börsen, die mehr als 160 Bitcoin-Paare in Fiat-Währung anbietet. Die Börse ist besonders in Entwicklungsländern beliebt, die auf Überweisungen angewiesen sind und über keine starke Bankeninfrastruktur verfügen. Die obige Grafik zeigt das monatliche Volumen im vergangenen Jahr und zeigt, dass die Aktivität zwischen April und Dezember 2020 um 74% gestiegen ist.
Der Rückgang könnte zum Teil auf die Konkurrenz durch zentrale Börsen wie Binance und Coinbase zurückzuführen sein, die unterdessen eine grössere Auswahl an Fiat-Handelspaaren anbieten. Zentralisierte Börsen bieten auch eine bessere Liquidität und niedrigere Preise - das Paar BTC-USD wird auf LocalBitcoins im Vergleich zu Coinbase durchschnittlich 3.8% höher gehandelt. Der jüngste geografische Bericht von Chainalysis untermauert diesen Trend noch weiter und kommt zum Schluss, dass zentralisierte Börsen einen grösseren Teil des Marktes dominieren.
Um die globale Nutzung von P2P-Börsen besser zu verstehen, analysieren wir die geografische Verteilung des Handelsvolumens nach Fiat-Währung. Im Folgenden wird der Anteil des kumulativen Handelsvolumens im letzten Jahr dargestellt.
Die beliebtesten Regionen auf LocalBitcoins sind Russland (22%), Grossbritannien (9.4%), die USA (7.8%), die Eurozone (6.6%) und China (6%) sind. Der Gesamtanteil der Industrieländer ist nach wie vor relativ gering, wobei auf die Eurozone, das Vereinigte Königreich und die USA etwa 18% des gesamten Handels entfallen. Die Trends bestätigen, dass der Grossteil des LocalBitcoins-Volumens in Ländern stattfindet, die laut dem Global Economic Freedom Index in Bezug auf die wirtschaftliche Freiheit schlechter abschneiden.
Open Interest sinkt nach anhaltender Volatilität
Seit dem Flash-Crash vom 7. September, der zu Liquidationen in Milliardenhöhe führte, hat das Open Interest (OI) an Bitcoin-Perpetual-Futures die unmittelbar vor dem Crash erreichten Höchststände nicht mehr durchbrechen können. Das Open Interest fiel am vergangenen Freitag sogar noch weiter, nachdem die Nachricht von Chinas Krypto-Verbot Bitcoin innerhalb weniger Stunden um 4'000 USD abstürzen liess. Ungefähr eine Milliarde an Open Interest wurde ausgelöscht - aktuell liegt es in der Nähe des Niveaus von Anfang August. Dies deutet darauf hin, dass die Händler vorsichtiger sind und ihre Positionen in Erwartung weiterer Volatilität abbauen.
In den letzten Wochen bewegten sich die Finanzierungsraten für Bitcoin-Perpetual-Futures im neutralen Bereich und lagen an den meisten Derivatebörsen knapp über 0%. Die Marktvolatilität der letzten Woche führte dazu, dass die Finanzierungsraten in den negativen Bereich fielen, was typischerweise ein bärisches Zeichen für die Märkte ist. Der grösste Teil der Verschiebung fand vor dem China-Verbot vom Freitag statt, so dass sich die Märkte über das Wochenende erholen konnten. Die Finanzierungsraten von Binance und Bybit liegen jetzt knapp unter 0.01%, ein Zeichen dafür, dass sich die Märkte stabilisiert haben.
Wie wird sich Bitcoin in einem Umfeld steigender Zinsen entwickeln?
Auf der September-Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC) in der vergangenen Woche rückte die Reduzierung der geldpolitischen Stimulierung näher. Es wird erwartet, dass die US-Notenbank ihre monatlichen Anleihekäufe in Höhe von 120 Mrd. USD bis zum Jahresende zurückfährt, während die erste Zinserhöhung nun schon für 2022 vorhergesagt wird. Oben haben wir den Bitcoin-Kurs zusammen mit den Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen dargestellt, um besser zu verstehen, wie sich der Kryptowährungswert in einem Umfeld steigender Zinsen entwickeln könnte. Die Renditen von Staatsanleihen bewegen sich umgekehrt zu ihren Preisen, und das Ende des Quuantitative Easing (QE) Programms der Fed sowie eine bevorstehende Zinserhöhung könnte die Renditen nach oben treiben.
Seit 2020 hat sich Bitcoin im Einklang mit den Renditen von Staatsanleihen entwickelt. Es ist jedoch unklar, welche Auswirkungen die steigenden Renditen und die sinkende Risikobereitschaft in den nächsten Monaten auf Bitcoin haben werden. Steigende Zinssätze wirken sich in der Regel negativ auf Wachstumsaktien aus, die im vergangenen Jahr stark von der Politik der Zentralbanken profitiert haben. Das letzte "Taper Tantrum" im Jahr 2013 liess die Renditen um 100 Basispunkte in die Höhe schiessen und führte zu einem Ausverkauf von Aktien, was praktisch keine Auswirkungen auf den Bitcoin-Preis hatte. Der Trend des vergangenen Jahres deutet darauf hin, dass die Märkte zunehmend miteinander verflochten sind und dass eine Änderung der US-Geldpolitik dieses Mal einen viel stärkeren Einfluss auf die Kryptomärkte haben wird.