Eine zusammenfassende wöchentliche Rückschau auf die Geschehnisse an den Kryptomärkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Die letzten 7 Tage an den Kryptomärkten:
- Preis-Bewegungen: An den Stablecoin-Märkten kam es zu einem Kursanstieg, während Bitcoin und Altcoins einen Abwärtstrend verzeichneten.
- Volumen-Dynamik: Die koreanischen Kryptowährungsbörsen haben trotz grosser regulatorischer Hürden einen exponentiellen Anstieg des Volumens erlebt, wobei der tägliche Umsatz zeitweise grösser war als beim koreanischen Aktienmarkt.
- Orderbuch-Liquidität: Die Spreads für BTC-USD-Märkte sind seit Januar 2021 volatil.
- Makro-Trends: Die Bilanz des Federal Reserves hat zum ersten Mal 8 Billionen US-Dollar überschritten und sich seit März 2020 verdoppelt.
Stablecoins verlassen wieder ihre 1:1 USD-Bindung
Nahezu jedes Top-Krypto-Asset beendete die Woche nach einer kurzen Erholung zur Wochenmitte mit einem Rückgang. Der Preis von Tether (USDT), dem grössten und systemisch wichtigsten Dollar-Stablecoin, schwankt häufig aufgrund der Marktvolatilität. Der marktweite Ausverkauf an diesem Wochenende liess den Preis von Tether auf 1.002 USD ansteigen, während Bitcoin innerhalb von nur 24 Stunden um 4'000 USD fiel. USDC, ein zunehmend prominenter Stablecoin, erlebte ebenfalls einen Anstieg auf über 1.001 USD.
Stablecoins gelten als risikofreie Anlagen und in Zeiten der Volatilität verkaufen viele Händler ihre Kryptowährungen in den USDT- und USDC-Märkte, wodurch ein Ungleichgewicht im Kaufdruck entsteht, das zu einem vorübergehenden Preisanstieg führen kann. Kürzlich ist Tether in die Kritik geraten, weil es eine Aufschlüsselung seiner Reserven veröffentlicht hat, aus der hervorging, dass die Mehrheit aus "Bargeld-Äquivalenten" wie Commercial Paper und Anleihen besteht und nicht aus Bargeld selbst. Dies positioniert USDC als einen transparenteren Konkurrenten.
Koreanische Kryptomärkte wachsen trotz regulatorischer Hürden
Südkorea ist seit langem ein faszinierender und lebendiger Mikrokosmos der Kryptoindustrie, der aufgrund eines einzigartigen regulatorischen Umfelds - das grenzüberschreitende Kapitaltransfers für Ausländer einschränkt - von den globalen Kryptomärkten getrennt ist. Die Isolation des Marktes hat zu Phänomenen wie der "Kimchi-Prämie" geführt, die dazu geführt hat, dass Bitcoin im Vergleich zum koreanischen Won um bis zu 20% höher gehandelt wurde als im Vergleich zum US Dollar. Trotz der Isolation haben die koreanischen Börsen im letzten Jahr floriert und einen exponentiellen Anstieg des Volumens erlebt.
Die "Big 4" Börsen Koreas - Ubit, Bithumb, CoinOne und Korbit - wickelten auf dem Höhepunkt des Marktes zusammen ein tägliches Volumen von mehr als 30 Milliarden USD ab, was etwa dreimal so hoch ist wie das durchschnittliche tägliche Volumen des KRX100 - dem Index, der die 100 wichtigsten Aktien an der koreanischen Börse abbildet.
Laut der Financial Times bedroht jedoch die jüngste regulatorische Verschärfung die gesamte Branche. Die strenge Regulierung hat bereits Binance und Okex dazu gezwungen, ihre koreanischen Betriebe zu schliessen und weitere Massnahmen bedrohen die Existenz der mehr als 200 Börsen, die heute im Land tätig sind.
Die grössten Börsen arbeiten eng mit den Regulierungsbehörden zusammen, aber keine ist so dominant wie Upbit, die im letzten Jahr mehr als 81% des gesamten Marktanteils erobert hat. Upbit hat ausserdem vor kurzem angekündigt, weltweit zu expandieren. Korbit und CoinOne verlieren weiterhin Marktanteil, während Bithumb fast keine Konkurrenz mehr ist.
Die Fed Bilanz überschreitet die erstmals 8 Billionen Dollar
Im vergangenen Jahr trugen die grosse Liquidität und die geringe Risikoaversion der institutionellen Anleger zu einem rekordverdächtigen Anstieg sowohl der Aktien- als auch der Kryptowährungsmärkte bei. Zu Beginn der Pandemie startete die Federal Reserve Bank ein Quantitative Easing (QE) Programm, das seitdem die Fed Bilanz auf 8 Billionen US-Dollar verdoppelt hat. Dies entspricht mehr als 35% des nominalen BIP der USA, ein Niveau, das seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erreicht wurde.
Die risikofreudigen Tech-Assets haben stark von der billigen Liquidität profitiert, wobei der Nasdaq 100 im letzten Jahr um 49% zugelegt hat. Bitcoin war jedoch der vielleicht grösste Gewinner in diesem risikofreudigen Umfeld, mit einem jährlichen Anstieg von 308% bis Anfang Juni. Aber was passiert, wenn der Fed eine QE-Pause einlegt? Werden die Kryptowährungsmärkte weiterhin florieren?
Die akkommodierende Geldpolitik war im vergangenen Jahr eine wichtige Stütze sowohl für die traditionellen als auch für die Kryptowährungsmärkte, aber die jüngsten Inflationssorgen haben die Stimmung weltweit gedämpft. Der PCE-Preisindex, das primäre Inflationsmass, das vom Fed verwendet wird, stieg im April um 3.6 % gegenüber dem Vorjahr. Auch der Consumer (CPI) und der Producer Price Index (PPI) verzeichneten im Mai rekordverdächtige Anstiege. Das bestätigt, dass der Inflationsdruck tatsächlich zunimmt.
Wachsende Befürchtungen, dass der Fed das monatliche Ankaufprogramm von Vermögenswerten in Höhe von 120 Mrd. USD früher als erwartet stoppen könnte, haben zur Volatilität von einigen Assets beigetragen und könnten einen panikartigen Ausverkauf von Bonds und einen anschliessenden Anstieg der Renditen von US-Staatsanleihen (bekannt als "Taper Tantrum") auslösen. Steigende US-Treasury-Renditen könnten sich negativ auf den Appetit der Anleger auf risikoreiche Vermögenswerte wie Kryptowährungen und zyklische Wachstumsaktien auswirken.
Es ist klar, dass die Kryptowährungsmärkte nicht mehr von den globalen Finanzereignissen isoliert sind und wir können erwarten, dass Investoren in den kommenden Monaten den traditionellen Wirtschaftsentwicklungen mehr Aufmerksamkeit schenken werden.