In der Krypto-Branche wimmelt es von Startups, da die dezentrale Natur der Blockchain-Technologie einen fruchtbaren Boden für innovative Ideen und disruptive Geschäftsmodelle bietet. Diese Krypto-Startups suchen oft die Unterstützung externer Firmen - unter anderem Venture Builder - um ihre Expansion voranzutreiben.
Startups sind dynamische und innovative Unternehmungen, die neue Ideen und bahnbrechende Lösungen auf den Markt bringen. Sie zeichnen sich häufig durch ihre Agilität, ihren Unternehmergeist und ihr Streben nach schneller Expansion aus. Venture Builder hingegen sind Unternehmen, die sich auf die Gründung und Förderung von Startups spezialisiert haben. Sie versorgen Jungunternehmen mit wichtigen Ressourcen, Fachwissen und Beratung, um ihr Wachstum zu beschleunigen und ihre Erfolgschancen zu erhöhen. Durch die Überbrückung der Kluft zwischen Idee und Umsetzung spielen Venture Builder eine entscheidende Rolle bei der Förderung des Unternehmertums, wie der neue Cryptix CEO Armin Reiter im Gespräch mit CVJ.CH erklärt.
CVJ.CH: Cryptix beschreibt sich als Venture Builder. Was bedeutet der Begriff und
welche Tätigkeiten sind typischerweise Teil davon?
Armin Reiter: Als Venture Builder gründen und entwickeln wir Startups im Web3 und FinTech Bereich und begleiten diese entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Wir entwickeln Ideen intern und gemeinsam mit Kunden, sind bei der Gründung, Umsetzung und Etablierung der Unternehmen sowohl finanziell als auch mit unserem Know-how und unseren Ressourcen beteiligt. Mit dem Slogan “Venture Building is Value Building” untermauern wir unseren Fokus darauf, nachhaltige Unternehmen zu etablieren.
Wir agieren hier also als One-Stop-Shop für Web3 Unternehmungen und bieten unseren Kunden Unterstützung in Bereichen wie Blockchain Consulting, Software-Entwicklung, IT-Infrastruktur, Cybersecurity, Legal Consulting, Finance oder Marketing und Kommunikation.
Wie passen Blockchain-Unternehmungen in diesen Bereich?
Die Blockchain-Technologie bietet Unternehmen eine Vielzahl an Möglichkeiten insbesondere im Bereich Startup Finanzierungen und dezentralisierte Finanzen (DeFi), aber auch beispielsweise Self-Sovereign Identity oder die Dezentralisierung von Organisationen. Die Blockchain kann nicht nur dabei helfen, zahlreiche Prozesse und Abläufe zu vereinfachen und zu optimieren, sondern erlaubt auch völlig neue, dezentrale Organisationsformen.
Wir nutzen die Möglichkeiten der Blockchain in unterschiedlichsten Bereichen und schaffen damit nicht nur innovative Lösungen, sondern haben auch Zugang zu einem nach wie vor jungen Markt. Mittel- bis langfristig gibt die Blockchain den Menschen mehr Verantwortung und mehr Möglichkeiten, weshalb wir Unternehmungen in diesem Bereich als die Zukunft sehen. Ein aktuelles Projekt beschäftigt sich zum Beispiel mit der Tokenisierung von Immobilien und der Gewinnung von erneuerbaren Energien, welche es jedem Kleinanleger ermöglicht, bereits mit geringen Beträgen in werthaltige Objekte zu investieren und daraus eine Rendite zu erzielen. Dieser Anwendungsfall wird durch die Blockchain nicht nur absolut transparent, sondern ist zu dem kostengünstig und automatisiert.
Wo liegt Ihr Schwerpunkt als neuer CEO mit einem tiefen technischen Hintergrund?
Wir haben mit unseren Projekten wie Equito (ein MiFiD II regulierter Broker in der EU), Blocktrade (eine Kryptobörse) oder eCredits (eine Layer-1 Blockchain) bereits bewiesen, dass wir nicht nur technologisch in der Lage sind, grosse Web3- und Blockchain-Projekte erfolgreich umzusetzen.
Mein Ziel als neuer CEO ist es, für unser Team Rahmenbedingungen zu schaffen, so dass wir diese Expertise und die einzelnen Dienstleistungen stärker positionieren und uns zudem besser in die Krypto-Community integrieren können. Wir haben zudem zahlreiche Ideen für innovative Projekte, welche wir umsetzen möchten.
Weiters sehe ich Automatisierung und AI als wichtige Themen. Wir entwickeln gerne neue Ideen und Produkte und möchten uns darauf voll konzentrieren. Dies bedeutet auch, dass andere, unliebsame Tätigkeiten möglichst automatisiert werden.
Gibt es interessante technische Entwicklungen im Krypto-Bereich, die Sie hervorheben möchten?
Cybersecurity wird in sämtlichen Bereich immer wichtiger, auch im Blockchain-Bereich. Gerade die Krypto-Szene ist in den vergangenen Jahren aufgrund zahlreicher Scams und Angriffen auf Anbieter in Verruf geraten. Mit dem CryptoCurrency Security Standard (CCSS) existiert mittlerweile ein Standard für Krypto-Unternehmen. Dieser ist als Ergänzung zu etablierten Standards wie ISO zu sehen. Zertifizierte Unternehmen können damit nachweisen, dass sie gewissen Sicherheitsstandards folgen. Vor kurzem ist Version 8.1 des CCSS erschienen und wir als Cryptix sind stolz, den ersten CCSS-Auditor in der DACH-Region im Team zu haben. Initiativen wie CCSS helfen nicht nur dabei die Sicherheit zu erhöhen, sondern geben auch den Usern Vertrauen in die Anbieter.
Ansonsten sind Themen wie Zero-Knowledge-Proofs, Zero-Knowledge-Rollups, Danksharding oder BOLT 12 interessante Entwicklungen, die uns in nächster Zeit begleiten werden.
Welche Branchen haben Ihrer Meinung nach das grösste Potenzial, durch die Blockchain-Technologie grundlegend verändert zu werden?
Wir sehen bereits grosse Veränderungen im Finanzbereich – von Decentralised Finance über Crowdfunding zu Tokenisierung. Ein weiterer Bereich mit grossem Potenzial ist die Self-Sovereign Identity. Auch im Gesundheitswesen sowie im Supply Chain Management wird Blockchain künftig eine wichtige Rolle spielen.
Übersee verschärft sich das regulatorische Umfeld zusehends. Wie bewerten Sie die jüngsten Entscheidungen der US-amerikanischen Behörden?
Aktuell wird in den Staaten eine sehr Krypo-feindliche Stimmung verbreitet, welche nicht nur der Branche, sondern auch den USA selbst schaden kann. Es fehlt bei den jüngsten Regulierungsentscheidungen in den USA oft an klaren Richtlinien, wie Kryptowährungen und Krypto-Unternehmen reguliert werden sollen.
Der positive Nebeneffekt davon ist, dass dadurch Europa die Möglichkeit hat, in einem innovativen Markt Vorreiter zu sein. Durch die MiCA Regulierung gibt es mittlerweile einen guten Rechtsrahmen in der EU, wodurch einige Blockchain Unternehmen bereits von der USA nach Europa wechseln und Neugründungen in der EU zunehmen. Bei den meisten technologischen Entwicklungen waren uns insbesondere das Silicon Valley, aber auch China meilenweit voran. Mit den neuen Regulierungen schafft die EU ein gutes Umfeld für Blockchain-Unternehmen.
Besteht das Risiko, dass auch Regulatoren in der EU und der Schweiz nachziehen? Wie erleben Sie die Rahmenbedingungen im “Crypto Valley” allgemein?
Wir bei Cryptix stehen für eine transparente und nachvollziehbare Regulierung der Krypto-Branche. Wir engagieren uns für die Förderung der Zuverlässigkeit und Sicherheit der Blockchain und sind der Ansicht, dass ein klarer Regulierungsrahmen, der Innovationen unterstützt und gleichzeitig die Anleger schützt, unerlässlich ist. Wir unterstützen solche Initiativen wie MiCA, die zur Harmonisierung der Regulierung innerhalb der EU beiträgt. Wir sehen MiCA als eine Regulierungsinitiative, die die EU als Krypto-Vorreiter positioniert.
In Europa ist die Schweiz ein klarer regulatorischer Trendsetter. Erstens bietet das Land Rechtssicherheit und Klarheit über die regulatorischen Anforderungen, die für den Betrieb von Krypto-Unternehmen erforderlich sind. Zweitens gibt es klare Richtlinien und Vorschriften für die Durchführung von Tokenisierungsprojekten. Dies schafft ein transparentes und vertrauenswürdiges Umfeld für Investoren. Ausserdem haben die Schweizer Regulierungsbehörden in der Vergangenheit gezeigt, dass sie eine offene Einstellung gegenüber der Blockchain-Technologie und der Krypto-Branche haben, was den Unternehmen ein hohes Mass an Vertrauen und Unterstützung gibt.
Für welche Dienstleistungen sehen Sie aktuell die grösste Nachfrage?
Tokenisierung, insbesondere von echten Assets wie Immobilien oder Photovoltaik Parks werden immer interessanter und immer mehr nachgefragt. Dadurch schafft man es auch, dass Krypto-Projekte langsam einen breiteren Markt erreichen, wodurch Themen wie Blockchain und Web3 auch in traditionellen Unternehmen ankommen. Hier sehen wir weiters eine Nachfrage nach Beratung und Weiterbildung, da Blockchain, Web3 und der Gedanke der Dezentralisierung in vielen Unternehmen noch weit weg sind.
Welchen Rat würden Sie als Branchenführer Startups oder Unternehmern geben, die in den Blockchain-Bereich einsteigen bzw. Lösungen mit dieser Technologie entwickeln wollen?
Beschäftigt euch mit bestehenden Technologien und nutzt diese so gut wie möglich. Wir sind technologisch bereits wesentlich weiter als die Apps, die wir täglich sehen und nutzen. Die grössten Hürden befinden sich momentan in Bereichen Usability, Adoption und Security.
Man könnte bspw. Rechnungen über die Blockchain verwalten, Zahlungen automatisieren und Identitäten mit unterschiedlichsten Anbietern wie Banken, Zahlungsdienstleistern oder Exchanges teilen. Damit könnte man zahlreiche Prozesse wesentlich vereinfachen und automatisieren. Technologisch sind diese Verbesserungen machbar, sie scheitern aber genau an den oben genannten Hürden. Verbessert Usability, damit nicht nur die technikaffinen Personen eure Anwendungen benutzen können. Verstärkt Adoption, damit Banken bereit sind, eure Technologien anzunehmen. Verstärkt Security und findet Wege, wie man mit gestohlenen und verlorenen Private Keys umgehen kann. In all diesen Bereichen sind wir auf einem guten Weg, es hat aber noch viel Luft nach oben. Es gibt Startups die Möglichkeit, sich mit innovativen Lösungen zu etablieren.
Auf welche Entwicklungen in den nächsten 3-5 Jahren freuen Sie sich besonders?
Ich freue mich insbesondere auf die Massenadoption von Kryptowährungen und darauf, dass ich mit Kryptowährungen wie eCredits bei vielen Händlern und Online-Shops bezahlen kann. Darüber hinaus, und das wird noch länger dauern, freue ich mich darauf, dass Blockchain eine gemeinsame Art “Interface” für zahlreiche Services sein wird, wodurch viele Tätigkeiten einfacher werden. Man denke nur an Self-Sovereign Identity und die Möglichkeit sich zu identifizieren, ohne die eigenen Daten angeben zu müssen. Die Möglichkeit Assets schnell und einfach zu transferieren und Unternehmen vollständig dezentral über die Blockchain zu organisieren sind weitere sehr erfreuliche Entwicklungen.