Privaten Investoren eröffnen sich heutzutage rund um den Globus verschiedenste Möglichkeiten, sich im Bereich der digitalen Assets zu engagieren. Für institutionelle Anleger gestaltet sich dieses Unterfangen etwas schwieriger. Ein Überblick zu aktuellen Hürden und verfügbaren Instrumenten.
Besonders in der Schweiz, die seit 2015 weltweit eine führende Position in der Innovation und der Regulierung der Bereiche Krypto-Währungen und Blockchain innehat, ist der Handel von digitalen Währungen schon länger Gang und gebe und einfach zugänglich für individuelle Investoren. Ein privater Anleger kann demnach beispielsweise ein Konto bei einer internationalen Kryptobörse eröffnen und so direkt Bitcoins oder andere Krypto-Werte kaufen. Falls ein lokaler Zugang bevorzugt wird, bieten sich spezialisierte Banken und Finanzinstitute an, welche digitale Assets bereits in ihrem Angebot führen. In diesem Bereich konnte die Schweiz in den letzten zwei Jahren etliche Neuzugänge verzeichnen. Es gibt in der Tat eine Mannigfaltigkeit an verschiedenen Möglichkeiten, wie man als Privatanleger an Bitcoin & Co. kommen kann.
Hürden für institutionelle Anleger
Seit einigen Monaten ist auch ein Anstieg der Nachfrage von institutionellen Anlegern zu beobachten, mit dem Ziel, einen Teil Ihres Portfolios gegenüber dieser neu aufstrebenden alternativen Anlageklasse zu exponieren. Bereits eine 1 - 3-prozentige Allokation in Bitcoin, ändert nicht nur komplett das Riskio-Rendite-Profil eines Multi Asset Portfolios, sondern sorgt für einen weitestgehend unkorrelierten Portfoliozusatz.
Möchte sich also ein institutioneller Anleger gegenüber dieser alternativen Anlageklasse exponieren, kann er theoretisch auf die erwähnten Lösungen für Retailkunden zugreifen, allerdings gibt es in der Praxis einige Hürden zu nehmen:
- Kryptobörsen sind unreguliert. Es besteht zudem ein Gegenpartei-Risiko.
- Bitcoins und andere digitale Währungen selbst zu erwerben und anschliessend zu verwahren ist nur mit ausgeprägtem technischem Know-How möglich. Ein Fehler bei der Umsetzung kann im schlimmsten Fall zum Verlust der digitalen Assets sorgen.
- Die erworbenen Bitcoins werden nicht automatisch als Asset im Vermögensauszug ausgewiesen. Dadurch entsteht ein Mangel zur Erfüllung von Reporting und Compliance Vorschriften.
Diese Probleme dürften jedem Portfolio Manager, der schon einmal mit den Zehen in diese neue Anlageklasse eintauchen wollte, bewusst sein. Ob in diskretionären Mandaten oder in einem UCITS Fonds, physische Bitcoins bereiten große Herausforderungen - sowohl beim Handel als auch bei der Verwahrung und bei der Bewertung.
ETP, Zertifikat oder Krypto Fonds?
Mittlerweile gibt es verschiedene Finanzprodukte auf dem Markt, mit dem professionelle Anleger Zugang zu Bitcoin&Co. bekommen können. Man kann grundsätzlich drei Kategorien von Finanzprodukten unterscheiden, die professionellen Anleger erlauben, am Preisverlauf von Bitcoin und anderen Krypto-Währungen zu partizipieren:
- Exchange Traded Products (ETPs)
- Zertifikate
- Krypto-Hedgefonds
Beginnen wir mit den Hedgefonds. Mittlerweile gibt es eine Handvoll Kryptofonds in der Schweiz und Dutzende andere im Rest der Welt. Die wesentlichen zwei Unterschiede zwischen Fonds bestehen in deren Anlagestrategie und den Kosten. Fonds setzen fast ausschließlich eine aktive Investmentstrategie ein. Diese ist üblicherweise mit einer Performance Fee verbunden, die man bei passiven Investmentprodukten sowie ETPs und Zertifikaten nicht sieht.
Die meisten Fonds einen Mix aus Arbitrage und Market Making Strategien anwendet, was ab einer gewissen Grösse nicht mehr einfach skalierbar ist. Gemäss einer 2019 veröffentlichten PWC Studie, verwalten über 60% der Kryptofonds unter 10 Millionen USD (AUM). Zudem weisen sie eine hohe Korrelation zwischen Bitcoin und den restlichen digitalen Assets aus.
Passive Anlagestrategien
Wenn keine aktive Anlagestrategie angestrebt wird, bieten sich passive Strukturen an. Gängig sind hierzulande an traditionellen Börsen kotierte börsengehandelte Produkte (engl.=exchange traded products ETP’s). An der SIX gelistete ETP’s weisen in der Regel folgende Merkmale auf.
- Sie sind zu jederzeit zu 100% besichert. Das bedeutet, dass das Counterparty Risiko sehr gering ist. Im unwahrscheinlichen Fall einer Insolvenz, würde der unabhängige Administrator einspringen, den ETP liquidieren und Investoren erhalten ihren Anteil zurück.
- Sie sind börsengehandelt. Mit einer ISIN, in verschiedenen Währungen (inklusive CHF) und mit intra-day Liquidität. Daher können Sie auch gemeinsam mit anderen Aktien und Anleihen im Portfolio gezeigt werden.
- Es wird ein Ausgabe/Rücknahme Mechanismus angewendet. Durch den Einsatz von professionellen Market Makern, gibt es bei solchen open-end Strukturen keine Prämien und Kunden können die zugrunde liegenden Assets zum inneren Wert erwerben.
Exchange Traded Products (ETPs) sind eine Art von Wertpapieren, die Basiswerte, einen Index oder andere Finanzinstrumente abbilden. ETPs handeln an traditionellen Börsen, gleich wie Aktien. Die Preise der ETPs werden jedoch von den zugrunde liegenden Investitionen abgeleitet, welche sie abbilden.
An der SIX notierte ETPS sind gesicherte, auf den Inhaber lautende Schuldverschreibungen, die nicht verzinst werden. Sie replizieren die Performance eines Basiswertes auf unveränderter oder verschuldeter Basis. Diese Finanzprodukte sind keine Anlagefonds und unterstehen somit nicht dem Bundesgesetz über die kollektiven Kapitalanlagen (KAG). In den meisten Fällen werden die Sicherheiten (Wertpapiere oder Edelmetalle) bei einem Dritten hinterlegt. Die zugrunde liegenden Vermögenswerte sind in der Regel einzelne Wertpapiere, können aber auch Baskets, Indizes oder andere Anlageklassen beinhalten.
An der schweizer Börse SIX kotierte ETP's / Quelle: SIX
Mittlerweile sind ETP’s und strukturierte Produkte auf Krypto-Währungen bereits an verschiedenen europäischen Börsen verfügbar. Die Struktur eines ETP’s kann je nach Börsenplatz und Emittent variieren. Es gilt im Zweifelsfall das Kleingedruckte zu lesen.
Ein weiteres relevantes Finanzinstrument, das professionelle Anleger nutzen können, um Exposition zu digitalen Assets aufzubauen, sind Zertifikate. Es gibt in der Schweiz einige Emittenten welche schon sehr früh strukturierte Produkte, mit denen man auf den Preisanstieg von Bitcoin, Ethereum und anderen digitalen Währungen setzen kann, emittierten. Der Nachteil eines Zertifikates - verglichen mit ETPs - ist die fehlende Besicherung. Zertifikate sind regulatorisch nicht verpflichtet die zugrundeliegenden Assets zu besichern. Daher besteht ein erhöhtes Gegenpartei Risiko (d.h. falls der Emittent in Insolvenz geht, hat der Endkunde keinen Anspruch auf die Assets).
Des Weiteren werden Zertifikate nicht zwingend auf dem regulierten Markt gehandelt. Auch ist zu berücksichtigen dass bei Closed-End-Zertifikaten der oben erwähnte Ausgabe/Rückname Mechanismus nicht zur Anwendung kommt und diese somit von Preisprämien betroffen sein können.
Jede Struktur hat seine spezifischen Vor- und Nachteile. Dabei dürften ETP's aufgrund ihrer Konstruktion am ehesten für professionelle Investoren geeignet sein, welche einen einfachen und sicheren Zugang zu dieser neuen Anlageklasse suchen.