Ein Discount-Call-Warrant gehört zur Gattung der exotischen Warrants. Allgemein sind exotische Warrants die verbriefte Kombination von verschiedenen Optionen und somit eine Weiterentwicklung von klassischen («Vanilla») Warrants.
Strukturierte Produkte beinhalten Strategien, welche sich durch die Kombination von Finanzinstrumenten und Derivaten zusammensetzen. Durch diese Kombination wird Anlegern erlaubt, eine komplexe Derivatestrategie in Form eines Wertpapiers zu handeln. Strukturierte Finanzprodukte werden auf eine bestimmte Erwartung gegenüber der Marktentwicklung des Basiswertes zugeschnitten und weisen ein dementsprechendes spezifisches Risikoprofil auf.
Funktionsweise "Discount-Calls"
Die Anlagestrategie, die den Discount-Calls zugrunde liegt, ist ein sogenannter Call-Spread, worunter man den Kauf (Long-Position) einer Call-Option mit tieferem Ausübungspreis und dem gleichzeitigen Verkauf (Short-Position) einer Call-Option mit gleichem Basiswert, gleicher Laufzeit aber mit einem höheren Ausübungspreis versteht. Durch den Verkauf des Calls wird von der Emittentin eine Optionsprämie vereinnahmt, die dazu verwendet wird, der Struktur ihre namensgebende Eigenschaft zu geben, den Discount.
Dies kommt dem Anleger zu Gute, da der Preis des Discount-Calls im Vergleich zu einem normalen Call-Warrant deutlich niedriger ist. Im Gegenzug für den Discount gibt der Anleger eine unbegrenzte Partizipation an den Kursgewinnen des Basiswerts auf, da die Gewinnchance im Gegensatz zum klassischen Call durch einen Cap nach oben hin begrenzt ist. Diese Kursobergrenze entspricht dem Ausübungspreis des verkauften Calls. Somit ergibt sich die Maximalauszahlung am Laufzeitende aus der Differenz zwischen dem Ausübungspreis des Long-Calls und dem Ausübungspreis des Short-Calls. Dies liegt daran, dass die verkaufte Position am Laufzeitende erst einen Wert hat, sofern der Kurs des Basiswerts über dem Ausübungspreis dieser Option liegt und so die über dieses Level hinausgehende Erträge des Long-Calls 1:1 aufzehrt.
Daher ergibt sich auch ein in weiten Teilen deutlich abweichendes Chance-Risiko-Profil, wie unten in der Abbildung zu sehen ist.
Prinzipiell erreicht der Discount-Warrant deutlich schneller die Gewinnzone, als der klassische Warrant. Nimmt man den neu emittierten Discount-Call Warrant auf Bitcoin, welcher einen unteren Ausübungspreis von 9'000 USD, respektive einen oberen Ausübungspreis von 10'000 USD aufweist als Fallbeispiel und nimmt einen Einstandskurs von USD 5.50 an, erreicht der Discount-Call die Gewinnzone bereits bei einem Bitcoin-Kurs von USD 9'550 am Laufzeitende. Wie in der vorgehenden Grafik illustriert, erlangt ein klassischer Call dagegen die Gewinnzone unter der Annahme eines Einstandskurses von USD 14.50 erst bei USD 10’450. Jedoch erreicht der Discount-Call bei einem Bitcoin-Kurs von USD 10'000 seine Maximalauszahlung von USD 10, wohingegen der Wert des Calls weiter linear ansteigt. Aufgrund des günstigeren Kaufpreises des Discount-Calls muss der Bitcoin am Laufzeitende allerdings mindestens bei USD 10’900 notieren, um den gleichen Gewinn abzuwerfen, wie beim Discount-Call-Warrant. Erst bei einem Anstieg des Basiswerts darüber hinaus ist eine Investition in den Vanilla-Call ertragreicher.
Liegt der festgestellte Kurs des Basiswerts am Laufzeitende zwischen den beiden Ausübungspreisen, so verfällt der verkaufte Call wertlos und die Rückzahlung errechnet sich aus der Differenz des Final Fixings des Basiswerts und dem Ausübungspreis des Long-Calls.
Daraus ergeben sich die folgenden wichtigen Formeln für Discount-Call-Warrant:
- Maximale Rückzahlung = (Cap – Ausübungspreis) x Bezugsverhältnis
- Maximalertrag = (Höchstbetrag – Kaufpreis) / Kaufpreis
- Rückzahlungsbetrag = (Final Fixing Basiswert – Ausübungspreis) x Bezugsverhältnis
- Break Even = Ausübungspreis + Kaufpreis x Bezugsverhältnis
Aber nicht nur am Laufzeitende errechnet sich so der Wert des Discount-Call Warrants. Auch während der Laufzeit wird der Wert errechnet, in dem man den Wert beider Positionen errechnet. Jedoch besteht der Wert der beiden Komponenten während der Laufzeit nicht ausschliesslich aus dem inneren Wert der Optionen, also dem Betrag, den der Basiswert über dem Ausübungspreis der jeweiligen Option notiert, sondern auch aus dem Zeitwert. Dieser ergibt sich (insbesondere) aus der erwarteten Schwankungsbreite («implizite Volatilität»), der Restlaufzeit und den Dividendenerwartungen. Die Werte der einzelnen Preisfaktoren der Optionspositionen werden zwischen der Long-Position und der Short-Position verrechnet, sodass sich dadurch der Discount-Warrant wesentlich robuster gegenüber Veränderungen dieser Preisfaktoren zeigt, als es ein klassischer Warrant ist. Dies ist vor allem dann relevant, wenn der Discount-Warrant nicht bis zum Laufzeitende gehalten wird, sondern zu einem beliebigen Zeitpunkt während der Laufzeit im Sekundärmarkt wieder an die Emittentin verkauft wird.
Discount-Call-Warrants auf Bitcoin
Die Strategie, welche auf traditionelle Wertschriften wie beispielsweise Aktien bereits gang und gäbe ist, wird mit dem heutigen Datum erstmals auch auf Bitcoin über ein strukturiertes Produkt verfügbar sein. Der auf strukturierte Anlageprodukte spezialisierte Anbieter Leonteq emittiert ein Discount Call Warrant auf Bitcoin an der Schweizer Börse SIX und sorgt damit für eine Weltpremiere. Bereits mit dem ersten Angebot an Reverse Convertibles auf Bitcoin sorgte der Schweizer Anbieter für Schlagzeilen und heimste sich dabei auch gleich einen Swiss Derivative Award ein.
Der neu emittierte Discount-Call Warrant auf Bitcoin weist einen unteren Ausübungspreis von 9'000 USD, respektive einen oberen Ausübungspreis von 10'000 USD, mit einer Laufzeit von noch etwas mehr als zwei Monaten auf. Kauft ein Investor den Discount-Call Warrant zum Ausgabepreis von 5.50 USD, ergeben sich folgende Szenarien:
- Szenario 1: Bitcoin schliesst am finalen Bewertungstag auf oder über dem Cap, somit erhält der Investor die maximale Rückzahlung von USD 10. Da der Kaufpreis bei USD 5.50 lag, beträgt der Gewinn USD 4.50, was einer Rendite von 82% entspricht.
- Szenario 2: Bitcoin schliesst am finalen Bewertungstag zwischen Basiswert und Cap, beispielsweise bei USD 9´600. In diesem Fall beträgt die Rückzahlung USD 6 [(Kurs Basiswert USD 9'600 – Ausübungspreis USD 9'000) x Bezugsverhältnis 0.01]. Bei einem Kaufpreis von USD 5.50 beträgt der Gewinn USD 0.50, was einer Rendite von 9% entspricht.
- Szenario 3: Bitcoin schliesst am finalen Bewertungstag auf oder unter dem Ausübungspreis von 9'000. Dies bedeutet, dass der Discount-Call wertlos verfällt und der Anleger einen Totalverlust erleidet.
Für welche Szenarien eignen sich für Discount-Calls?
Eine Investition in einen Discount-Call kann sinnvoll sein, wenn der Anleger davon ausgeht, dass der Basiswert nur moderat steigt oder die Optionsprämie durch beispielsweise eine erhöhte Volatilität vergleichsweise hoch ist und somit dafür sorgt, dass der Break-Even-Point weit aus dem Geld liegt. Darüber hinaus unterscheidet man drei mögliche Ansätze für den Einsatz von Discount-Call-Warrants:
- Defensiver Ansatz: Die Parameter des Discount-Calls werden so gewählt, dass der Cap unter dem aktuellen Kurs des Basiswerts liegt. Bei diesem Ansatz erhält der Anleger selbst dann die maximale Rückzahlung, wenn der Basiswert bis zum Cap zurückfällt. Dadurch, dass selbst dann noch ein Ertrag erzielt werden kann, wenn der Basiswert sich bis zu einem bestimmten Grad nicht in die angenommene Richtung entwickelt, sind die Ertragschancen im Vergleich zu den anderen Ansätzen geringer.
- Neutraler Ansatz: Bei diesem Ansatz wird ein Cap gewählt, der in der Nähe des aktuellen Basiswertkurses liegt. Daher reicht eine Seitwärtsbewegung oder gegebenenfalls ein geringer Anstieg des Basiswerts aus, um die Maximalrückzahlung zu erhalten.
- Offensiver Ansatz: Hier wird der Cap so gewählt, dass dieser oberhalb des aktuellen Basiswertkurses liegt. Dies bedeutet, dass der der Kurs des Basiswerts bis zum Verfall bis mindestens zum Cap steigen muss, damit der Anleger die maximale Rückzahlung erhält. So profitieren Trader gehebelt von Anstiegen des Basiswerts, aber im Gegenzug sind auch die Verlustrisiken erhöht, wenn sich der Basiswert nicht in die gewünschte Richtung entwickelt.
Wie bei allen Hebelprodukten, besteht auch bei Discount-Call-Warrants das Risiko eines Totalverlusts, auch ohne, dass der Basiswert wertlos wird. Dies tritt ein, sofern der Kurs des Basiswerts am Laufzeitende unterhalb des Ausübungspreises notiert.