Der Krypto-Vermögensverwalter Grayscale kämpft seit geraumer Zeit mit der US-Wertpapier- und Börsenaufsicht (SEC) um die Genehmigung eines Spot-basierten Bitcoin-ETFs. Der Fall befindet sich nun vor Gericht und bringt den kryptoskeptischen Regulator erstmals in Erklärungsnot.
Der Kampf zwischen Grayscale und der SEC ist in vollem Gange. Die SEC lehnte den Antrag der Grayscale Investment LLC auf Umwandlung ihres Flaggschiffs Grayscale Bitcoin Trust (GBTC) in einen börsengehandelten Fonds (ETF) im vergangenen Sommer mit der Begründung ab, der Vorschlag erfülle nicht die Betrugsbekämpfungs- und Anlegerschutzstandards. Grayscale seinerseits bestritt diese Vorwürfe vehement und zog vor Gericht. Schliesslich hätte die SEC einen Futures-basierten ETF trotz denselben Bedenken genehmigt. Es steht für beide Parteien einiges auf dem Spiel.
Angriff zur Verteidigung für Grayscale
Grayscale Investments ist ein führender Vermögensverwalter für digitale Währungen, der Anlegern über seine Treuhandfonds (Trusts) ein Engagement in Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum bietet. Vor der Einführung diverser Investmentvehikel (ETFs, ETPs, etc.) konnten sich professionelle Investoren mithilfe der Grayscale-Produkte leicht am Kryptowährungsmarkt beteiligen, ohne die zugrundeliegenden Vermögenswerte direkt kaufen und verwalten zu müssen. Aufgrund der aktuellen Struktur des Trusts hat sich allerdings ein Abschlag zum Nettoinventarwert (NAV) gebildet - ein Dorn im Auge der Anteilseigner.
Um ihr profitabelstes Produkt nicht vollständig auflösen zu müssen, bemüht sich Grayscale seit einigen Jahren um die Umwandlung des Trusts in einen ETF - allerdings lehnte die SEC diesen Antrag rasch ab. Die Aufsichtsbehörde befürchte, dass Anleger nicht ausreichend vor Marktmanipulation geschützt wären. Mit der vor etwas weniger als einem Jahr eingereichten Klage liegt es nun am U.S. Court of Appeals for the District of Columbia Circuit, die Anordnung der SEC zu überprüfen.
Die SEC in Bedrängnis
Diese Woche stellte ein Gremium von Richtern den Entscheid der SEC kritisch in Frage. Schliesslich habe die Aufsichtsbehörde zuvor bestimmte Überwachungsvereinbarungen zur Verhinderung von Betrug bei auf Bitcoin-Futures basierenden ETFs genehmigt. Diese sollten auch für den Spot-Fonds von Grayscale zufriedenstellend sein, da sowohl Spot- als auch Futures-Fonds auf den Bitcoin-Preis angewiesen sind.
"Mir scheint, dass die Kommission [SEC] wirklich erklären muss, wie sie die Beziehung zwischen Bitcoin-Futures und dem Bitcoin-Spotpreis versteht. Es scheint mir, dass das eine im Wesentlichen ein Derivat ist. Sie bewegen sich zu 99.9% der Zeit gemeinsam. Wo ist also die Lücke, die die Kommission sieht?" - Richterin Neomi Rao
Der starke Aufritt Grayscales vor dem US-Gericht verleitete Bloomberg-Analysten dazu, ihre Ansicht bezüglich dem Ausgang des Rechtsstreits zu ändern. Die Spezialisten erwarten mit 70% Wahrscheinlichkeit einen Sieg gegen die Regulierungsbehörde.
Was steht im Rechtsstreit auf dem Spiel?
Innerhalb weniger Monate hat sich das regulatorische Umfeld für Krypto-Unternehmen in den USA drastisch verschärft. Für die SEC wäre ein Sieg vor Gericht ein grosser Erfolg in ihren laufenden Bemühungen, den Kryptowährungsmarkt unter ihre Kontrolle zu bringen. Schliesslich hat die SEC bisher keinen einzigen der dutzenden Rechtsstreitigkeiten gegen Krypto-Unternehmen verloren. Eine Niederlage andererseits würde einen Präzedenzfall für weitere Kläger schaffen, die mit den jüngsten Urteilen der Aufsichtsbehörde unzufrieden sind.
Der Vorstandsvorsitzende von Grayscale, Michael Sonnenshein, erwartet eine endgültige Entscheidung im Herbst. Er gehe davon aus, dass das Gericht zu Gunsten von Grayscale entscheiden wird. Im Januar meinte er gegenüber Reuters, dass Grayscale in Berufung gehen würde, falls das Gericht zu Gunsten der SEC entscheidet.
Grayscale CEO Michael Sonnenshein says his firm is using all its resources in its legal fight with the SEC to convert its Bitcoin to an ETF pic.twitter.com/0CjVunEDCB
— Bloomberg TV (@BloombergTV) March 8, 2023