Der Besitz von Kryptowährungen nimmt in Marokko trotz eines landesweiten Krypto-Verbots zu. Über 3.1% der Gesamtbevölkerung Marokkos besitzt Kryptowährungen in gewissem Umfang. Damit steht das Land an der vordersten Front Afrikas, was Krypto-Adoption betrifft.
Dass Verbote dezentraler Technologien in den meisten Fällen scheitern, erfuhr Marokkos Regulator aus erster Hand. Das allgemeine Krypto-Verbot verlangsamte die Adoption der Blockchain-Technologie wohl leicht, bereitete ihr jedoch bei Weitem nicht das erhoffte Ende. So hat sich hat die marokkanische Zentralbank, die Bank Al-Maghrib (BAM), stattdessen für den regulatorischen Ansatz entschieden. Durch Gespräche mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und anderen Ländern soll der Weg für eine legale Einführung von Kryptowährungen geebnet werden.
Abwartende Strategie der marokkanischen Zentralbank
Trotz des derzeitigen landesweiten Verbots für den Besitz von und den Handel mit Kryptowährungen nimmt der Besitz von Kryptowährungen in Marokko stetig zu. Auf die Gesamtpopulation gerechnet stieg der Krypto-Besitz von 2.4% im Jahr 2021 auf 3.1% im Jahr 2022 - die höchste Rate in Nordafrika.
Eine aktuelle Analyse des marokkanischen Instituts für Politikanalyse (MIPA) kommt zum Schluss, dass Marokko aus Angst vor dem Verlust der Kontrolle über die wirtschaftliche und monetäre Souveränität eine abwartende Haltung einnimmt, um mit dem steigenden Trend der Kryptowährung umzugehen. Die Denkfabrik argumentiert, dass die dezentralisierte Natur der Kryptowährungen eine erhebliche Bedrohung für die marokkanische Zentralbank und den Bankensektor des Landes als Hauptakteure im Ökosystem darstellt.
Mit der zunehmenden Verbreitung von Kryptowährungen, so die Analyse des MIPA, wächst der Druck auf die marokkanischen Finanzaufsichtsbehörden, einen rechtlichen Rahmen für Kryptowährungsgeschäfte zu schaffen. Die Einführung von kryptobasierten Geldtransaktionen würde auch bedeuten, dass die marokkanische Zentralbank wenig Kontrolle über die Kapitalflucht hätte, da Transaktionen auf der Blockchain nicht an geografische Grenzen gebunden sind. Dies schliesslich der ursprüngliche Grund für das Krypto-Verbot.
Krypto-Regulierung: eine Chance für Marokko?
Das marokkanische Institut für Politikanalyse stellte fest, dass die ansässige Notenbank bei der Einführung von Kryptowährungen zwar vorsichtig zu sein scheint, die Wirtschaft des Landes aber von der Technologie "viel zu gewinnen" habe. Diesem Potenzial soll die Politik nicht länger im Wege stehen.
"Was Kryptowährungen betrifft, so kann ich Ihnen versichern, dass das Projekt fertig ist. Wir haben mit der Weltbank zusammengearbeitet, um es zu verwirklichen. Die verschiedenen Kapitel sind abgeschlossen. Jetzt sind wir in der Diskussion mit den verschiedenen Interessengruppen. Das ist langwierig, aber notwendig, damit alle an diesem Projekt mitwirken können." - Abdellatif Jouahiri, Gouverneur der marokkanischen Zentralbank
Fortlaufende Krypto-Adoption in Afrika
Marokko ist nicht das einzige Land Afrikas, dessen Bevölkerung sich rege mit Kryptowährungen auseinandersetzt. Schliesslich unterscheidet sich die Sichtweise der Menschen aus Entwicklungsländern dramatisch von der westlichen Bevölkerung, die einen leichteren Zugang zum Finanzwesen hat. Laut Schätzungen der Weltbank besitzen über die Hälfte der afrikanischen Einwohner kein Bankkonto. Eine Lücke, die sich mit Kryptowährungen leicht schliessen lässt.
Hinzu kommt die rasche Abwertung vieler Währungen in Subsahara-Afrika. Dies zwingt deren Bevölkerung zunehmend, Zuflucht in Inflationsschutzmitteln wie Bitcoin zu finden. Dieser Trend wird insbesondere von jungen Menschen in Afrika vorangetrieben, die zwar Zugang zu Smartphones, aber nicht zu traditionellen Finanzinstitutionen haben.