Die Mitbegründer der US-Kryptobörse Gemini werfen der Digital Currency Group (DCG) "böswillige Hinhaltetaktiken" im Zusammenhang mit 900 Mio. USD an Schulden gegenüber ihren Kunden vor. DCG-CEO Barry Silbert bestritt die Vorwürfe und sagte, DCG habe nie eine Zinszahlung an Genesis versäumt.
Die Kryptobörse Gemini hat ihren Kunden das sogenannte Gemini Earn Programm angeboten. im Gegensatz zu ähnlichen Programmen bei anderen zentralen Kryptofirmen handelt es sich dabei weder um Staking noch Liquidity Farming, sondern um Kryptokredite. Teilnehmer konnten ihre Kryptowährungen in die Hände von Gemini legen und das Vertrauen wurde mit Zinsen von bis zu 8% vergütet.
Renditegenerierung durch Kreditvergabe
Das Krypto-Kreditprodukt Geminis wurde in Partnerschaft mit DCGs Krypto-Firma Genesis realisiert. Der institutionelle Kreditgeber hatte Verbindungen mit diversen hochkarätigen Krypto-Handelsfirmen, denen für eine hohe Rendite Liquitität geliehen wurde. Darunter auch Sam Bankman-Frieds Alameda Research. Im Nachgang des FTX-Debakels geriet Genesis wie zu erwarten in eine Liquiditätskrise und musste jegliche Abhebungen stoppen. Die 340'000 Earn Teilnehmer hatten Kryptowährungen im Wert von 900 Millionen USD an Genesis ausgeliehen. Seit Mitte November kommen die Gemini-Kunden weder an Zinsen noch an ihre Darlehen.
Dies verleitete Investoren am 27. Dezember dazu, eine Sammelklage gegen Gemini und die Winklevoss-Zwillinge einzureichen. Gemini habe es laut den Anklägern versäumt, die Geldanlagen der Kunden zu registrieren und damit als Vermögenswerte zu sichern. In der Klage wird zudem bemängelt, dass durch die Einstellung des Programms keine Rückkäufe möglich waren und damit die Kundengelder praktisch vernichtet wurden. Was zu beachten ist: Die DCG-Tochterfirma Genesis Global war aufgrund des FTX-Kollapses unfähig, die Krypto-Darlehen an die Gemini Earn Investoren zurückzuzahlen. Gemini hat das Geld der Kunden schlichtweg nicht mehr. Keine leichte Situation für die Zwillinge.
Vorwürfe gegenüber der Mutterfirma DCG
In einem offenen Brief auf Twitter wirft Cameron Winklevoss dem DCG-CEO Barry Silbert das Herauszögern einer einvernehmlichen Lösung vor. Seit sechs Wochen komme kein Kompromiss zustande und sein Verhalten sei skrupellos gegenüber den Kunden von Gemini. Die Digital Currency Group schulde der Tochterfirma Genesis 1.675 Mrd. USD, die statt für Rückzahlungen an Gläuber in anderen Unternehmungen verwendet wurden - so der Gemini-Mitgründer.
"Sie haben dieses Geld - das Geld von Lehrern - genommen, um gierige Aktienrückkäufe, illiquide Risikoinvestitionen und kamikazeartige Grayscale-NAV-Geschäfte zu finanzieren, die den gebührengenerierenden AuM Ihres Trusts in die Höhe trieben. Alles auf Kosten der Gläubiger und zu Ihrem eigenen persönlichen Vorteil." - Cameron Winklevoss, Gemini-Präsident
Silbert entgegnete auf Twitter lediglich, dass DCG keine 1.6 Mrd. USD von Genesis geliehen hat. Ausserdem habe er den Beratern von Gemini einen Vorschlag unterbreitet, aber seinerseits noch keine Antwort erhalten. Cameron Winklevoss stellte wiederum richtig, dass die Digital Currency Group ein offenes Schuldscheindarlehen von 1.1 Mrd. USD gegenüber Genesis hält. Wie der Twitter-Krieg der beiden Milliardäre für Earn-Kunden endet, wird vermutlich erst vor Gericht geklärt.
UPDATE: “we do not expect DCG/Genesis to meet the Jan 8 deadline. We expect a protracted legal battle and are prepared for one.
**a source on the legal/advisory @Gemini team
— Andrew (@AP_Abacus) January 2, 2023