Das Office of the Comptroller of the Currency (OCC) hat in den Vereinigten Staaten einen neuen Leitfaden zu Blockchains und Stablecoins veröffentlicht. Lizenzierte, US-amerikanische Banken dürfen nun dezentrale Netzwerke und regulierte Stablecoins für Zahlungen nutzen.
Die Aufsichtsbehörde zeigte sich schon vor einem halben Jahr Blockchain-freundlich, als sie US-Banken die Erlaubnis zur Krypto-Verwahrung erteilte - eine wegweisende Entscheidung. Nun äusserte sich das OCC zu sogenannten Stablecoins, Kryptowährungen mit einer Verknüpfung zum Preis von Fiat-Währungen wie dem US-Dollar. Es handelt sich angesichts des starken Stablecoin-Wachstums im Jahr 2020, sowie den Initiativen zu digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs), um ein heisses Thema.
Stablecoin-Rahmen für US-Banken
Der Brief klärt die Befugnis von Nationalbanken und Bundessparkassen, sich an "Independent Node Verification Networks (INVN) - also Blockchains - zu beteiligen, sowie Stablecoins zur Durchführung von Zahlungsaktivitäten und anderen Funktionen zu verwenden. Das OCC unterstreicht auch die Vorteile dieser Netzwerke und hat laut eigenen Aussagen kein Interesse daran, diese zu verbieten.
Die präsidiale Arbeitsgruppe für Finanzmärkte hat vor kurzem ein starkes Rahmenkonzept für die Einführung einer Ära der Stablecoin-basierten Finanzinfrastruktur formuliert. Es identifiziert wichtige Risiken und ermöglicht gleichzeitig, diese Risiken auf eine technologieunabhängige Weise zu verwalten. Unser Brief beseitigt jegliche Rechtsunsicherheit bezüglich der Befugnis von Banken, sich als Validierungsknoten mit Blockchains zu verbinden und Stablecoin-Zahlungen zu tätigen. Kunden fordern nämlich zunehmend die Geschwindigkeit, Effizienz, Interoperabilität und niedrigen Kosten, die mit diesen Produkten verbunden sind. - Brian P. Brooks, Aktueller Comptroller of the Currency
Starkes Stablecoin-Wachstum 2020
Letztes Jahr hat die Marktkapitalisierung des gesamten Stablecoin-Markts enorm zugenommen. Tether (USDT) ist zwar weiterhin dominant, doch vollständig-regulierter Konkurrent USD Coin (USDC) holt scheinbar auf. Das könnte unter anderem mit der regulatorischen Unklarheit rund um die Firma Tether zusammenhängen.
Der Entscheid des OCC kam für einige überraschend. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich nämlich mehrfach gegen private Stablecoins und für digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) ausgesprochen. Dabei nannte EZB-Präsidentin Christine Lagarde privat ausgegebene Stablecoins eine "Bedrohung für den finanziellen Status quo in der EU". Mitgründer und CEO von Circle, das Unternehmen hinter dem zweitgrössten Stablecoin USDC, nannte die OCC-Ankündigung einen "grossen Sieg" für die Krypto-Branche.
4/ Decentralized, permissionless, open source and internet mediated software is literally becoming a foundation. Not just for the US financial system but for the global economy.
— Jeremy Allaire (@jerallaire) January 4, 2021