Die grösste Kryptowährungsbörse Binance beschränkt neben anderen Massnahmen ihr Abhebungslimit für nicht verifizierte Nutzer per sofort um 97%. Der proaktive Schritt gegen Geldwäscherei soll den anhaltenden Vorwürfen der Regulierungsbehörden entgegenwirken.
Die nach Handelsvolumen grösste Krypto-Börse hat das tägliche Abhebungslimit stark gesenkt. Nicht verifizierte Konten konnten zuvor bis zu 2 BTC abheben. Neu dürfen nur noch rund 2000 Dollar (0.06 BTC) pro Tag abgehoben werden. Die Änderung ist für neue Nutzer schon implementiert und wird für bestehende Nutzer schrittweise bis zum 23. August umgesetzt. Die Einführung eines Limits für tägliche Abhebungen ist eine gängige Praxis bei den meisten Krypto-Börsen, um illegale Aktivitäten wie Geldwäsche einzudämmen. Mit den neuen Massnahmen scheint sich die volumenstärkste Krypto-Börse dem regulatorischen Druck zu stellen.
Anforderungen für Kontoverifizierung
Bei der einfachen Kontoverifizierung fordert Binance die Nutzer lediglich auf, einen Namen mit Geburtsdatum, Nationalität und Adresse, sowie eine persönliche E-Mail-Adresse anzugeben. Diese werden jedoch nicht mit einer offiziellen, von einer Regierung ausgestellten Identität oder einem Dokument abgeglichen. Sobald ein Konto vollständig verifiziert ist und Nutzer einen Ausweis vorgelegt haben, dürfen innert 24 Stunden bis zu 100 BTC (im Wert von etwa 3.7 Millionen US-Dollar) abgehoben werden. Dieses Limit wurde nicht angepasst.
Die Herabsetzung des Limits für die Basisverifizierung deutet darauf hin, dass Binance es unbekannten Nutzern erschweren möchte, das bisherige Tageslimit zu missbrauchen. Das ist ein Versuch mögliche Fälle von illegalen Aktivitäten einzuschränken. Darüber hinaus wird die Regel es Binance-Nutzern auch erschweren, mit Kryptowährungen zu handeln, ohne den KYC-Prozess (Know Your Customer) der Börse zu durchlaufen.
Binance will reguliert werden
Der Schritt kommt zu einer Zeit, in der Binance wegen mangelnder KYC- und Finanzberichterstattungs-Regeln von Regulierungsbehörden weltweit stark unter Beschuss steht. In früheren Berichten wurde angedeutet, dass gegen Binance wegen Nichteinhaltung der globalen Anti-Geldwäsche-Vorschriften (AML) ermittelt wird. Deshalb ist die Börse in letzter Zeit bestrebt, ihre Systeme zur vollständigen Erfüllung der bestehenden Vorschriften zu stärken. Erst kürzlich wurde bekanntgegeben, dass Binance die Financial Action Task Force (FATF) Travel Rule einführen wird.
"Dort wo ein rechtlicher Rahmen für Krypto-Börsen besteht, haben wir das Verfahren für Lizenzen und Genehmigungen eingeleitet. Dazu gehören laufende Arbeiten im asiatisch-pazifischen Raum, in EMEA und Lateinamerika. Wir werden überall aktiv mit den Regulierungsbehörden zusammenarbeiten, wenn weitere kryptospezifische Rahmenwerke eingeführt werden." - Changpeng Zhao (CZ), Binance CEO
Das Unternehmen unterstreicht den Schritt auch mit Personalien. Ende April wurde Brian Brooks, ein ehemaliger Top-Regulierer und amtierenden Leiter des U.S. Comptroller of the Currency (OCC), eingestellt. In einem Gespräch mit Journalisten lässt Zhao auch durchblicken, dass er möglicherweise zurücktritt, wenn ein Nachfolger diese regulatorischen Fragen besser lösen kann als er. Er betont, dass er nicht gezwungen ist, dies zu tun, sondern es zum Wohle des Unternehmens tun würde.
Vom Startup zum Finanzdienstleister
Der CEO von Binance reagierte kürzlich auf die Untersuchungen und bestätigte, dass die Börse plant, die Einhaltung der Vorschriften zu intensivieren und ihre Denkweise von einem "Startup zu einem Finanzdienstleister" zu ändern. Die Börse hat Anfang des Monats, unter dem Druck der Regulierungsbehörden in den USA, Japan, Hongkong, Grossbritannien, Italien und den Kaimaninseln, den Handel mit tokenisierten Aktien eingestellt.
Dieser Schritt ist Teil der Bemühungen, "den kommerziellen Fokus auf andere Produktangebote zu verlagern". Zudem werden zahlreiche Handelspaare, die den australischen Dollar (AUD), den Euro (EUR) und das britische Pfund (GBP) betrafen, aus dem Verkehr gezogen. Freiwillig und zum Schutz der neuen Anleger wurde die maximale Leverage für neue Benutzer auf das 20-fache begrenzt.
Binance beabsichtigt auch regionale Hauptquartiere einzurichten, sofern die Aufsichtsbehörden dies genehmigen, was eine Zentralisierung der Geschäftstätigkeit bedeuten würde. Zudem wird ein Tax Reporting Tool eingeführt, das es Binance-Nutzern ermöglicht, ihre Krypto-Aktivitäten auf einfache Weise zu verfolgen. Dies um sicherzustellen, aber auch um es Benutzern zu vereinfachen, die festgelegten Meldepflichten der jeweiligen Aufsichtsbehörden zu erfüllen.