Vertrauen ist seit jeher die Grundlage für erfolgreiche Geschäfte: Von Angesicht zu Angesicht klären zwei Parteien die letzten Details ihrer Vereinbarung und reichen sich nach erfolgtem Abschluss vertrauensvoll die Hand. Doch im Rahmen der Globalisierung werden Geschäftsprozesse zunehmend in den digitalen Raum verlagert – und werfen damit ein neues Vertrauensproblem auf.
Woher weiß ich, dass mein Geschäftspartner tatsächlich der ist, für den er sich ausgibt? Dass das Produkt, was er mir verkaufen will, nachhaltig gefertigt wurde? Diese Fragen stehen häufig im Raum, wenn der Geschäftsabschluss komplett digital erfolgt. Um sowohl Anbieter als auch Käufer in dieser Angelegenheit mehr Sicherheit zu geben, sind zentrale Plattformen entstanden. Sie bringen beide Parteien im digitalen Raum zusammen und bieten durch Identitäts- und Datenprüfung den benötigten vertrauensvollen Rahmen.
Doch damit entsteht ein neues Problem: Durch die Abwicklung von Geschäften über Plattformen sammeln Plattformbetreiber wichtige Nutzerdaten, die ihnen Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Anbietern verschaffen. Gleichzeitig entsteht bei den Nutzern eine Abhängigkeit von diesen Plattformen, wodurch sie den Anbietern zunehmend mehr Daten zur Verfügung stellen. Um dieses Abhängigkeitsspirale aufzulösen oder gar ganz zu verhindern, können dezentrale Identitäts- und Vertrauenstechnologien auf Blockchain-Basis helfen: Digitale Geschäftsbeziehungen können entlang der Lieferkette aufgebaut und Ende-zu-Ende verwaltet werden, gleichzeitig behalten alle Parteien die Hoheit über ihre Daten.
Dezentrale Digitale Identität: Verbindung zwischen analoger und digitaler Welt
In einer stabilen Lieferkette müssen neue Geschäftspartner schnell und sicher integriert werden können. Für diese Integration ist die Verifizierung der Identität des Geschäftspartners sowie die Prüfung der Echtheit seiner Zertifikate essenziell. Die Technologie der Dezentralen Digitalen Identität ermöglicht den Austausch von Vertrauensdaten direkt zwischen den Geschäftspartnern. Jedes Unternehmen legt sich eigenständig eine Digitale Identität (DID) an und verwaltet diese. In der Digitalen Identität können sogenannte Verifiable Credentials (VCs) hinterlegt werden. Das sind Daten, die den Vertrauensnachweis unterstützen, also z.B. Unternehmensstammdaten, Zertifikate oder Audits.
Um das Vertrauen in die Echtheit dieser Daten zu erhöhen, können diese durch einen vertrauenswürdigen Dritten bestätigt werden, also durch Notare und Zertifizierer, aber auch durch Auskunfteien wie zum Beispiel die Creditreform. Durch die Vertrauensdaten (VCs), die in der Identität hinterlegt sind, kann sich also zum Beispiel ein Anbieter gegenüber einem Käufer verifizieren, gleichzeitig kann der Käufer sehen, von welchen vertrauenswürdigen Dritten die Echtheit der Daten bestätigt wurde. Dezentrale Digitale Identitäten agieren dabei also als Verbindungsstück zwischen analoger und digitaler Welt.
Im Gegensatz zu zentralen Plattformen obliegt die Datenverwaltung jederzeit dem Inhaber der Identität. Er entscheidet selbst, welche seiner Daten mit welchen Geschäftspartnern geteilt werden sollen. So kann durch Transparenz zwischen beiden Parteien ein vertrauensvoller Rahmen für den Geschäftsabschluss geschaffen werden – bei dem alle Beteiligten gleichzeitig die vollständige Hoheit über ihre Daten behalten.
Blockchain als neutrale Vertrauensbasis
Die Blockchain-Technologie nimmt bei diesem Prozess eine wichtige Rolle ein. Sie agiert im Rahmen der dezentralen Plattformökonomie als Registry, in der Bestätigungen von VCs hinterlegt, aber auch wieder entzogen werden können. Als neutrale Basis sichert sie, dass das Vertrauen in Daten durch eine angegebene Partei bestätigt wurde. Nehmen wir zur Verdeutlichung die Anmietung eines Autos als Beispiel: Ein Mieter möchte einen Wagen anmieten. Dazu muss er gegenüber dem Anbieter allerdings verifizieren, dass er im Besitz eines gültigen Führerscheins ist. In der Identität des Mieters ist der Besitz eines Führerscheins als VC-Dokument hinterlegt. Dieses wurde wiederum vom Kraftfahrt-Bundesamt als vertrauenswürdigem Dritten bestätigt.
Für die Anmietung kann der Mieter also das VC-Dokument inklusive Vertrauensnachweis dem Anbieter zur Verfügung stellen, um den Besitz eines gültigen Führerscheins zu verifizieren. Die Blockchain ist dabei der Vertrauensanker zwischen beiden Parteien und liefert den Nachweis, dass die Angaben des Vertragspartners korrekt sind. In ihrer vertrauensstiftenden Rolle macht sie also zentrale Plattformen obsolet – und löst damit das oben angesprochene Abhängigkeitsproblem.
Technische Hürden im Mittelstand – Software-Lösungen können helfen
Viele Unternehmen haben das Risiko der Abhängigkeit von zentralen Plattformen bereits erkannt. Digitale Identitäten gewinnen als Vertrauensgrundlage in digitalen Geschäftsprozessen zunehmend an Bedeutung. Doch für die Einführung müssen vor allem mittelständische Unternehmen technische Hürden nehmen und ihren Mitarbeitern möglichst einfache Lösungen zur Erstellung und Verwaltung von Identitäten, Verifiable Credentials und dem Management von Vertrauensbeziehungen zur Verfügung stellen.
Ist die nötige IT-Infrastruktur in KMUs nicht gegeben, können Software-Lösungen wie TRUST&TRACE den Unternehmen dabei helfen, die Vorteile dezentraler Identitäten in digitalen Geschäftsbeziehungen zu nutzen. Die Interoperabilität wird dabei durch die Standardisierung von DIDs und VCs durch das W3C gesichert.