Betreiber von Bitcoin-Mining-Fazilitäten nutzen zunehmend die überschüssige Energie in Island, um ihre Rechner anzutreiben. Der Inselstaat demonstriert eindrücklick, wie Bitcoin-Mining zur effizienten Allokation von Ressourcen über Grenzen hinaus genutzt werden kann.
Das Schürfen neuer Bitcoin (engl. = Mining) ist ein energieintensiver Prozess, bei dem leistungsstarke Computer komplexe mathematische Rätsel lösen, um Blockchain-Transaktionen zu validieren. Der dementsprechend hohe Verbrauch an Strom stösst in westlichen Ländern ständig auf Kritik. Staaten mit überschüssiger Naturenergie - wie es in Island der Fall ist - gelten deshalb als attraktive Zufluchtsorte für Bitcoin-Miner.
Island: eine zukünftige Bitcoin-Mining-Macht?
Der Inselstaat verfügt aufgrund seiner reichhaltigen geothermischen und hydroelektrischen Ressourcen über eine einzigartige Energiesituation. Das Land erzeugt einen beträchtlichen Teil seines Stroms und seiner Wärme aus diesen erneuerbaren Quellen und ist damit in Bezug auf die Energieerzeugung weitgehend autark. Oft erzeugt Island gar mehr Energie als die kleine Insel benötigt. Der Transport von Strom erweist sich allerdings als äusserst aufwendig und ist in der Regel nicht rentabel.
Bitcoin-Mining bietet für Länder wie Island eine Möglichkeit, aus der überschüssigen Energieproduktion Kapital zu schlagen. Indem der Stromüberschuss für energieintensive Mining-Aktivitäten genutzt wird, kann das Land ungenutzte Kapazitäten in ein profitables Geschäft umwandeln. Ohne die Mining-Einrichtungen würde diese übrige Energie unangetastet bleiben. Laut einem Bericht des Mining-Dienstleisters Luxor hat sich Island aufgrund dieser einzigartigen Situation zum Staat mit der höchsten Mining-Dichte entwickelt.
Limitierte Wachstumsmöglichkeiten für Miner
In den letzten Jahren hat sich das einst reichliche Stromangebot in Island aufgrund der seit 2010 stark gestiegenen Nachfrage und des begrenzten Ausbaus neuer Kraftwerke allerdings verringert. Über die Hälfte des lokalen Stroms wird durch die ebenfalls energieintensive Aluminiumherstellung beansprucht. Um der zunehmenden Knappheit entgegenzuwirken, bräuchten Bitcoin-Miner neue Kraftwerke. Umweltschützer befürchten jedoch die Schädigung des einzigartigen Ökosystem Islands.
Die Bitcoin-Mining-Industrie in Island weist deshalb nur ein begrenztes Wachstumspotenzial auf. Sollten sich andere energieintensive Verbraucher wie Aluminiumhersteller aus Island zurückziehen, könnten Miner den zusätzlich verfügbaren Strom nutzen. Schliesslich bietet der Inselstaat mit seinem kühlen Klima ein ideales Umfeld für die Fazilitäten.