Der Anteil an Frauen die in der Finanzwelt beschäftigt sind ist gering und auch ihr Investitionsverhalten unterscheidet sich deutlich von demjenigen der Männer. Dieser Umstand schlägt bei Krypto-Engagements noch stärker durch. Doch weshalb halten sich Frauen von der Finanzwelt und digitalen Assets fern?
Der Anteil an Frauen, die aktiv in der Finanzwelt teilnehmen ist gering. Denn wenn es um Aktien, ETFs oder Kryptoinvestments geht, sind Frauen zögerlicher als viele Männer. Aktuelle Daten des deutschen Aktieninstituts legen nahe, dass die Beteiligung von Frauen beim Investieren gegenüber Männern deutlich geringer ausfällt. Demnach investierten im Jahr 2020 rund 3.8 Millionen deutsche Männer und nur 1.6 Millionen deutsche Frauen in Aktien.
Unterschiedlicher Zuwachs während Coronakrise
Während der Corona Pandemie konnte global ein starker Anstieg an neuen Investoren festgestellt werden. In Deutschland kamen in dieser Zeitperiode rund 64'000 Frauen zum Investorenkreis dazu, welcher in ETFs und Fonds investiert. Demgegenüber stand ein Zuwachs von 1.1 Millionen männlicher Investoren. Mit einem Zuwachs von nur 6% sind Frauen in dieser Phase also deutlich unterrepräsentiert.
Interessant ist auch die Verteilung zwischen Männern und Frauen im Sparverhalten. Knapp neun von zehn Menschen in Deutschland sparen, allerdings komplett unabhängig vom Geschlecht: 89.4% der deutschen Männer sparen, gegenüber 89.1% der deutschen Frauen. Es lässt sich erkennen, dass der Trend zum Sparen an sich ohne Geschlechtergefälle verläuft. Demgegenüber entstehen im Sparverhalten klare Unterschiede. Dabei können nur 18.4% der Frauen beim Sparen auf Investmenterfahrungen setzen.
Investitionsverhalten in Kryptowährungen
Auch bei Kryptoinvestments hängen die weiblichen Investoren weit zurück. Nur etwa 20% der Anleger sind weiblich, teilt die Krypto-Handelsplattform Bitpanda Anfang des Jahres 2020 mit. Bezüglich der Krypto-Investitionen sind jüngere Anleger tendenziell risikobereiter als ältere Generationen. Doch auch unter den Millenials lässt sich ein Geschlechtergefälle erkennen. 27% der investierenden Millenial-Frauen bezeichnen sich selbst beispielsweise als "aggressive/aktive Investoren", wobei ganze 42% der Millenial-Männer sich als solche sehen.
Immerhin ist im Jahr 2020 laut einer Studie der Kryptobörse Gemini die Anzahl der weiblichen Investoren in Kryptowährungen um 20% gestiegen. Auch die Plattform eToro vermeldet einen starken Anstieg der Registrierung von Frauen im Jahr 2020. Zudem sind unter denjenigen, die planen in Kryptowährungen zu investieren, Frauen ebenfalls mit rund 40% vertreten. Die Anzahl an Registrierungen von weiblichen Investoren stieg im Vergleich zu 2019 sogar um 366%.
Trotzdem ist der Anteil an Frauen bei Krypto-Investments noch immer verschwindend gering. Die Zahlen von eToro verweisen darauf, dass aktuell nur 15% aller Bitcoin Investoren Frauen sind. Der Anteil der Ethereum-Investoren liegt bei 12%. In der Schweiz geben sogar nur 5% der befragten Frauen an, dass sie Bitcoin besitzen, bei Männern sind es 16%.
Sind Finanzangelegenheiten exklusive Männerthemen?
Obwohl dies viele verneinen würden, lässt sich eine gewisse Tendenz in Richtung dieses Vorurteils erkennen. Eine Studie der Schweizer Grossbank UBS zeigt, dass nur jede fünfte Frau sich selbst um ihre langfristigem Finanzentscheidungen kümmert. Ganze 60% der Frauen in Partnerschaften überlassen die Finanzen ihren Partnern.
Ein Problem mit gewisser Wechselwirkung ist hierbei, dass Männern auch oft die grössere Kompetenz in Sachen Finanzen zugeschrieben wird. Nicht selten deswegen, weil es noch immer eine ungleiche Verdienstverteilung zwischen Männern und Frauen gibt. Oftmals sind die Männer Hauptverdiener. Ihnen wird so die grössere Kompetenz im Bereich zugeschrieben.
Verschiedene Studien zeigen allerdings, dass Männer bei Investitionen gar nicht unbedingt erfolgreicher sind. Eine Studie der Universität Berkeley kam zum Schluss, dass Männer ihre Erfolge durch exzessives Handeln eher senken, als Frauen, die tendenziell eine eher konservative "Buy and Hold" Strategie verfolgen.
Auswirkungen der Unterrepräsentation
Ein Grund der Unterrepräsentation von Frauen in der Finanzbranche könnte ebenfalls die Komplexität des Kapitalmarktes und der vielen verschiedenen Informationen zurückzuführen sein. Schnell kommt der Gedanke auf, dass man ohne grosse mathematische oder technische Kenntnisse keinen Erfolg haben könnte. In mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereichen sind Männer statistisch deutlich höher vertreten als Frauen. In der Studie der UBS gaben 68% der Frauen an, dass man ein hohes Wissen mitbringen müsse, um gute Entscheidungen am Finanzmarkt zu treffen. Nur 46% aller Frauen gaben dabei an, über das nötige Wissen zu verfügen.
Interessanterweise ist bei Männern eher das Gegenteil der Fall: Wie die Studie der Universität Berkeley hervorhob, geben sich männliche Investoren oftmals der Überschätzung ihrer eigenen Investment Fähigkeiten hin. Natürlich ist hier ist keine Pauschalisierung möglich, dennoch beschreibt die Studie einige Tendenzen unter männlichen Investoren.
Die geringe Beteiligung von Frauen am Finanzmarkt, wird sich über die Zeit bemerkbar machen. Schon heute sehen sich 19% der über 65-jährigen Frauen akut von Altersarmut bedroht, das entspricht etwa jeder fünften Frau in Deutschland. Demgegenüber sind nur rund 15% der über 65-Jährigen Männer von akuter Altersarmut bedroht.
Durch Anlagen zu mehr Unabhängigkeit
Armut wirkt sich unverhältnismässig auf Frauen aus - auf der ganzen Welt. Dies wird durch unterschiedliche Faktoren unterstützt, beispielsweise durch einen Mangel an Bildung bezüglich des Umgangs mit Finanzen. Aber auch kulturelle Gegebenheiten und Familienstrukturen hindern Frauen oft ihre eigenen Finanzentscheidungen zu treffen.
Auswirkungen und Gründe der Unterrepräsentation von Frauen im Bereich der Kryptowährungen sind also nah miteinander vernetzt. Während Frauen insbesondere auch in Entwicklungsländern gegen ihre finanzielle Machtlosigkeit kämpfen, könnten Kryptowährungen einen Schritt in die Richtung finanzieller Freiheit bedeuten. Die dezentrale Finanzwelt bietet Möglichkeiten eine finanzielle Abhängigkeit zu durchbrechen. Denn auch in Ländern, in denen Menschen in deutlich grösserem Wohlstand leben, ist es für Frauen eine Frage der Existenz, sich um ihre Finanzen selbst zu sorgen.