Als das Internet aufkam und eine Branche nach der anderen aufmischte, standen die bis anhin etablierten Branchen vor der Wahl: Sich in den Weg stellen und das Unvermeidbare hinauszögern, oder sich der neuen Entwicklung öffnen und vorangehen.
Die Taxi-Industrie wählte Tor 1, stellte sich stur und wurde somit Tag für Tag ein wenig irrelevanter gegenüber Uber, BlaBlaCar, usw. Die Medienbranche auf der anderen Seite wählte Tor 2, passte sich den neuen Gegebenheiten an und veröffentlicht heute via Facebook, Twitter & Co.
«If you can’t beat them, join them.»
– Jim Henson
Viele Banken haben als natürliche Reaktion eine Abwehrhaltung gegenüber Krypto-Assets und Blockchain eingenommen. Insbesondere rechtliche und technologische Bedenken hielten sie davon ab, sich dem Trend zu öffnen. Mit den fortschrittlichen rechtlichen Rahmenbedingungen von Bundesrat, FINMA und der Schweizerischen Bankiervereinigung einerseits, aber auch der innovativen Entwicklung von respektablen Fintechs wie Sygnum, SEBA, Crypto Finance AG & Co. zum anderen, sollte es mittlerweile keine Frage mehr des «Könnens» - sondern eine Frage des «Wollens» sein. Die Banken haben somit die Wahl sich der Blockchain-Welle an- oder sich ihr zu verschliessen.
«Don’t be a prisoner of the past, become a pioneer of the future.»
– Farshad Asl
Einige Banken mischen bereits heute ganz vorne mit und nutzen die neue Welt der Krypto-Assets zu ihrem Vorteil und das teilweise mit grossem Erfolg. Swissquote ist es unter anderem durch ihre Handelsangebote im Krypto-Bereich gelungen, 2018 einen historischen Gewinn einzufahren. Die Privatbank Maerki Baumann gewinnt mit ihren Angeboten zugeschnitten auf Krypto-Unternehmer begehrte Neukunden. Es sind wie üblich vor allem die kleineren und privaten Finanzinstitute, die Pionierarbeit leisten und sich die «First Mover Advantage» sichern. Aber auch für grössere, weniger agile Banken ist es möglich, von diesem Paradigmenwechsel in der Finanzbranche zu profitieren. Dies wird von bereits in diesem Bereich engagierten Namen wie ING, JP Morgan, Fidelity, Barclays und ICE eindrucksvoll bewiesen.
Drei Schritte sind nötig um den Weg zu einer kryptofähigen Bank zu meistern:
- Ausbildung
«An investment in knowledge always pays the best interest.»
– Benjamin Franklin
Eine der wichtigsten Kernkompetenzen die eine moderne Bank braucht um zukunftsfähig zu bleiben, ist die Kundenberatung. Sei es via Schalter, persönlicher Anlageberatung, oder Robo Advisor – Kunden suchen Rat zu Finanz- und Anlagefragen nach wie vor bei der Bank ihres Vertrauens. Gerade zu den komplexen und anfangs schwer fassbaren Themen wie Bitcoin, Blockchain und Krypto-Währungen im generellen können die meisten Kundenberater aktuell nicht mehr als ein Schulterzucken bieten. Dies wirft auch ein schlechtes Licht auf die Bank, die sich eigentlich als Finanzspezialistin mit neuen, im Trend liegenden Anlageklassen auskennen sollte.
Systematische Aus- und Weiterbildungsmassnahmen für nahezu die gesamte Belegschaft, vom Kundenberater über die Compliance Abteilung bis hinauf zur Geschäftsleitung, sind der Schlüssel zu einer fundierten Auseinandersetzung mit dem Thema. Das Resultat ist erhöhte Glaubwürdigkeit in der Kundenberatung und folge dessen einen guten Ruf als innovative und kompetente Bank zu wahren. Weitere positive Effekte sind erhöhte Mitarbeiterbindung, Besserer Zugang zu neuen Kundengruppen wie Millennials, Krypto-Unternehmer und Krypto-Interessierte und eine daraus resultierende Differenzierung gegenüber Konkurrenten. Für die Durchführung bieten sich Seminare, Workshops, Trainings, Zertifizierungslehrgänge und E-Learnings an. Falls das Ausbildungs-Budget knapp ist, finden sich auch bei jeder Bank interne Krypto Experten welche ihr Wissen normalerweise gerne weitergeben.
- Strategie
“If you don’t know to which port you are sailing, no wind is favorable.”
– Lucius Seneca
Dass die Blockchain Technologie, Krypto-Währungen und Tokenisierung das Finanzsystem grundlegend verändern werden und bereits tun, ist den meisten Banken längst bewusst. Was viele aber bisher vernachlässigt haben, ist dieses Thema genügend in den Strategieprozess aufzunehmen und sich ernsthaft mit den kommenden teils ungemütlichen Fragen auseinanderzusetzen. Wie wird das Finanzsystem durch die Blockchain-Technologie im generellen im nächsten Jahrzehnt beeinflusst? Welche Rolle und Dienstleistungen können Banken in einem dezentralen Finanzsystem übernehmen? Wie positioniert sich das Unternehmen hinsichtlich dem neu entstehenden Ökosystem? Was erwarten die Kunden in diesem neuen Umfeld von ihrer Bank?
Wenn Banken im schnelllebigen und komplexen Blockchain-Dschungel überleben wollen, müssen sie ihre Komfort-Zone verlassen und eine aktive Rolle einnehmen. Stärken, Schwächen und Trends erkennen, Wachstumstreiber und -hemmer identifizieren, die geeignete Positionierung finden und die richtigen Kooperationspartner auswählen, um eine Strategie zu entwickeln und in die Praxis umzusetzen. Für die Durchführung bieten sich gängige Strategie-Methoden wie SWOT- oder Szenario-Analysen an, unterstützt von internen Schlüsselpersonen und optionalen externen Beratern.
- Angebot
“If you build it, they will come.”
– William Kinsella
Nach dem letzten Crash an den Krypto-Märkten 2017 atmeten viele Banken erstmals auf. So verstummte vorerst die erste grosse Nachfrage-Welle nach Anlageprodukten, Wallets, Firmenkonten und Verwahrungslösungen. Vielen Anlegern war vorerst die Spekulationslust vergangen, Crypto Startups verschwanden vom Radar und einige erst gerade neu gegründete Krypto-Hedgefunds lösten sich auf. Doch es wäre kurzsichtig für die Banken zu glauben, dass dies das Ende der Geschichte war. Der Krypto Markt entwickelt sich weiter. Wie viele junge Ökosysteme zuvor in wiederkehrenden Hype-Phasen, welche jeweils auf einer höheren Stufe enden als die Vorangegangene, entwickelt sich auch dieser Markt weiter. Wer in der Zwischenzeit seine Hausaufgaben erledigt und entsprechende Produkte lanciert, erntet in der nächsten Wachstumsphase, was er gesät hat.
Auch wenn die aktuelle Nachfrage, verglichen mit der Nachfrage nach traditionellen Finanzinstrumenten aktuell noch vergleichsweise gering ist, geht der Trend stark in Richtung Norden. Studien zeigen, dass über 70% der Millennials in Crypto Assets investieren würden, wenn diese auch von ihrem traditionellen Finanzinstitut angeboten würde. Das Crypto Valley zählt gemäss CV Maps bereits über 800 Crypto Startups. Viele dieser Startups haben Schwierigkeiten, ein Schweizer Bankkonto zu eröffnen. Mit dem fortwährend guten Ruf den sich die Schweiz als Krypto-Nation international erarbeitet hat, wird diese Zahl weiter wachsen. Mit steigender regulatorischer Sicherheit werden auch immer mehr institutionelle Investoren Gefallen an Krypto-Assets finden. Dies wiederum erhöht automatisch die Nachfrage für Verwahrungs- und Anlagelösungen.
«The best time to plant a tree was 20 years ago. The second best time is now.»
– Chinese Proverb
Wenn Banken also nicht den Trend zu Blockchain und Kryptowährungen verpassen wollen, müssen sie sich bewegen. Neue Entwicklungen proaktiv angehen, sich auf die eigenen Stärken besinnen und mit der neu aufkommenden digitalen Finanzwelt 2.0 gemeinsam wachsen.
Der beste Zeitpunkt, sich mit Blockchain und Krypto-Währungen auseinanderzusetzen war vor 10 Jahren – der zweitbeste ist heute!