Die Schweizerische Nationalbank (SNB) experimentiert seit geraumer Zeit mit den Möglichkeiten einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC). Dabei erkannte die SNB als eine der ersten Notenbanken die Datenschutz-Probleme, die mit einem zentralen Echtzeitregister aller Finanztransaktionen einhergeht.
2019 hat die Schweizerische Nationalbank erstmals ihre Meinung zum damaligen Stand von CBDCs geäussert und mit dem Infrastrukturanbieter SIX die Verwendung eines digitalen Frankens im nationalen Finanzsystem untersucht. Zwei Jahre später wurde die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Rahmen von "Projekt Helvetia" hinzugezogen, um Wertpapiertransaktionen mit digitalem Zentralbankgeld abzuwickeln. Dieses wurde unter dem Namen "Jura" auf grenzüberschreitende Zahlungen ausgeweitet. Eine Einschätzung der aktuellen CBDC-Bemühungen der SNB.
SNB erforscht Anwendungen eines CBDCs
Das Projekt Helvetia hatte 2021 in einer realitätsnahen Umgebung gezeigt, dass die Bereitstellung von Zentralbankgeld zur Abwicklung von Wertpapiertransaktionen mithilfe der Blockchain-Technologie umsetzbar ist. Was lediglich als Experiment begann, liess die SNB bald das Potenzial einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) erkennen. Mit weiteren Projekten wurde die Idee international getestet. Eine Sache stellte die Schweizerische Nationalbank jedoch von Anfang an klar: Für Konsumenten übersteigen die Risiken eines CBDCs aktuell den Nutzen. Der potenzielle digitale Franken wäre primär für Finanzinstitute geeignet.
Nach den Experimenten mit der Banque de France nahm die SNB dezentrale Finanzprotokolle (DeFi) in Angriff. Das gemeinsame Projekt "Mariana" diverser Notenbanken untersuchte den grenzüberschreitenden Handel sowie die Abwicklung von Grosshandel-CBDCs unter der Verwendung von DeFi-Protokollen. Heute nutzen dezentrale Finanzapplikationen auf öffentlichen Blockchains sogenannte Automated Market Makers (AMMs), um die Krypto-Märkte zu automatisieren. Ähnliche DeFi-Protokolle könnten in Zukunft die Grundlage für eine neue Generation von Finanzinfrastrukturen bilden, so die Schweizerische Nationalbank.
Datenschutz durch komplexe Kryptographie
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) unterstützt mit ihrem Innovation Hub Experimente der Notenbanken zu öffentlichen Gütern im technologischen Bereich. Ihr Zentrum in Basel erschuf mit der SNB im Rahmen des Forschungsprojekts "Tourbillon" einen Prototyp einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) mit integriertem Datenschutz. Die Ergebnisse werden sowohl für Grosshandels- als auch für Einzelhandels-CBDCs relevant sein und sollen bis Mitte 2023 fertiggestellt werden.
Das Projekt wird vom renommierten Kryptographen David Chaum geleitet, der als Gründer von eCash bekannt ist - einer Form von digitalem Bargeld, die in den 1990er Jahren getestet wurde und als Vorgänger Bitcoins gilt. Zusammen mit Thomas Moser, stellvertretendes Mitglied des SNB-Direktoriums, legte Chaum in einem Studienpapier über eCash 2.0 den theoretischen Grundstein für das CBDC-Projekt.
"Digitales Zentralbankgeld kann Zahlungen besser und inklusiver machen. Die Bereitstellung eines CBDCs ist jedoch mit schwierigen Abwägungen zwischen Cyber-Resilienz, Skalierbarkeit und Datenschutz verbunden. Im Rahmen des Projekts Tourbillon wird ein Prototyp entwickelt und getestet, der diese Zielkonflikte ausgleicht und die technologischen Grenzen der Zentralbanken erweitert." - Morten Bech, Leiter des BIS Innovation Hub Zentrum in der Schweiz