JP Morgan hat ein 50-Millionen-Dollar-Commercial-Paper für Galaxy Digital Holdings auf der Solana-Blockchain emittiert. Coinbase Global und Franklin Templeton erwarben die kurzfristige Schuldverschreibung, deren Emission und Rückzahlung vollständig in USDC abgewickelt wird.
Scott Lucas, Head of Markets Digital Assets bei JP Morgan, bezeichnete die Transaktion gegenüber Reuters als "global milestone" und demonstriere die Fähigkeit der Bank, neue Instrumente "in einem komplexen rechtlichen und regulatorischen Umfeld sicher auf die Blockchain zu bringen". Die Transaktion markiert einen weiteren Schritt in JP Morgans systematischer Expansion ihrer Blockchain-Infrastruktur Kinexys, die seit 2019 über 1.5 Billionen Dollar Transaktionsvolumen verarbeitet hat. Mit durchschnittlich über 2 Milliarden Dollar täglichem Zahlungsverkehr und einem Wachstum von zehnfach im Jahresvergleich positioniert sich die grösste US-Bank als führender institutioneller Akteur im Bereich tokenisierter Wertpapiere.
Von privater Blockchain zur öffentlichen Solana-Integration
Die Galaxy-Digital-Emission stellt einen bemerkenswerten Strategiewechsel dar. Während JP Morgan zuvor ausschliesslich auf ihrer privaten Kinexys-Plattform operierte, nutzt die Bank nun erstmals eine öffentliche Blockchain für Wertpapieremissionen. Die Bank fungierte als Arranger der Transaktion und schuf den On-Chain-USCP-Token, der die Schuldverschreibung repräsentiert. Frühere Emissionen auf der Kinexys-Plattform umfassten eine Kommunalanleihe für die Stadt Quincy, Massachusetts, im April 2024 über 10 Millionen Dollar sowie ein Commercial-Paper für die Oversea-Chinese Banking Corporation im August 2025.
Die OCBC-Transaktion markierte ebenfalls einen Wendepunkt. Die singapurische Bank etablierte ein 1-Milliarde-Dollar-Programm für digitale US-Commercial-Papers auf der Kinexys-Plattform, wobei State Street als erster Drittverwahrer fungierte. Die erste Emission erhielt von Moody's und Fitch die höchsten Kurzfrist-Ratings P-1 und F1+. OCBC konnte die Mittel innerhalb von Minuten empfangen – ein drastischer Effizienzgewinn gegenüber traditionellen Settlement-Prozessen, die mehrere Tage benötigen.
Die Wahl von Solana reflektiert das wachsende Interesse traditioneller Finanzinstitutionen an öffentlichen Blockchains mit hoher Transaktionsgeschwindigkeit und niedrigen Kosten. Die Blockchain hat sich durch ihre Fähigkeit, Tausende Transaktionen pro Sekunde zu verarbeiten, als bevorzugte Plattform für institutionelle Anwendungsfälle etabliert.
Kinexys-Ökosystem expandiert in neue Assetklassen
Die Umbenennung der Onyx-Plattform in Kinexys im November 2024 signalisierte JP Morgans Ambition, über reine Zahlungsabwicklung hinauszugehen. Umar Farooq, Co-Head von JP Morgan Payments, kündigte auf dem Singapore Fintech Festival die Erweiterung der Plattform um Devisenhandel, Asset-Tokenisierung und Wertpapierabwicklung an. Die Integration von Foreign-Exchange-Funktionalität ermöglicht seit dem ersten Quartal 2025 Echtzeit-Devisenabwicklung, zunächst für USD und EUR. Im April 2025 folgte die Einführung von GBP-denominierten Blockchain Deposit Accounts in London.
Das Tokenized Collateral Network (TCN) der Plattform verarbeitet mittlerweile über 300 Milliarden Dollar an Repo-Transaktionen und ermöglicht die Nutzung tokenisierter Geldmarktfonds-Anteile als Sicherheiten für Kreditgeschäfte. Angesichts des 15-Billionen-Dollar-Sicherheitenmarkts sieht JP Morgan erhebliches Wachstumspotenzial. Im Oktober 2025 schloss die Bank zudem die erste Blockchain-basierte Private-Fund-Transaktion ab und führte Kinexys Fund Flow ein – eine Lösung für die nahtlose Distribution alternativer Investmentfonds.
Die Zusammenarbeit mit Chainlink und Ondo Finance demonstriert JP Morgans Bereitschaft, die eigene Blockchain-Infrastruktur mit öffentlichen Blockchains zu verbinden. Die drei Unternehmen führten eine Cross-Chain Delivery-versus-Payment-Testtransaktion durch, bei der Ondos tokenisierte US-Staatsanleihen (OUSG) gegen USD-Einlagen bei JP Morgan getauscht wurden. Diese Interoperabilität könnte institutionellen Investoren den Zugang zu einem breiteren Spektrum tokenisierter Assets ermöglichen.
Institutionelle Adoption beschleunigt sich
Die Beteiligung von Coinbase und Franklin Templeton an der Galaxy-Digital-Transaktion unterstreicht die zunehmende Konvergenz zwischen Krypto-nativen Unternehmen und traditionellen Vermögensverwaltern. Franklin Templeton verwaltet 1.67 Billionen Dollar und startete bereits 2021 einen Blockchain-basierten Geldmarktfonds. Coinbase arbeitet seit November 2025 mit JP Morgan zusammen, um dessen USD-Einlagentoken JPMD auf der Coinbase-entwickelten Base-Blockchain einzuführen.
Die Expansion erfolgt parallel zu vergleichbaren Initiativen anderer Finanzriesen. BlackRock tokenisierte seinen BUIDL-Fonds auf mehreren Blockchains und erreichte 2.5 Milliarden Dollar Assets under Management, womit er der weltweit grösste tokenisierte Fonds ist. Goldman Sachs führte eigene Digital-Asset-Plattformen ein, während Citigroup tokenisierte Repos und Einlagen testet. Diese parallele Entwicklung deutet auf einen strukturellen Wandel in der Finanzinfrastruktur hin.
Die regulatorische Entwicklung in den USA unterstützt diesen Trend. Die Ernennung von Paul Atkins zum SEC-Vorsitzenden durch Präsident Donald Trump signalisiert eine krypto-freundlichere Haltung der Aufsichtsbehörden. Atkins lancierte im Juli 2025 die Initiative "Project Crypto" zur Modernisierung des regulatorischen Rahmens für digitale Assets und erklärte, dass die meisten Krypto-Assets keine Wertpapiere seien – ein deutlicher Bruch mit der Enforcement-lastigen Strategie seines Vorgängers Gary Gensler.
Ausblick auf weitere Tokenisierung
Scott Lucas kündigte für die erste Jahreshälfte 2026 eine Ausweitung der Blockchain-Emissionsstruktur an, sowohl hinsichtlich der Emittenten- und Investorenbasis als auch der Wertpapiertypen. Die bisherigen Transaktionen beschränkten sich auf Commercial Papers und Kommunalanleihen, doch die Plattform könnte künftig auch Unternehmensanleihen, Asset-Backed Securities oder strukturierte Produkte umfassen.
Die täglichen Transaktionsvolumina von über 2 Milliarden Dollar auf Kinexys belegen, dass Blockchain-basierte Finanzinfrastruktur nicht mehr nur Pilotprojekte umfasst, sondern zunehmend operationale Relevanz erreicht. Das zehnfache Jahreswachstum im Zahlungsverkehr deutet auf steigende Akzeptanz institutioneller Kunden hin. Mit der Integration weiterer Währungen, der Expansion auf zusätzliche Asset-Klassen und der zunehmenden Interoperabilität mit öffentlichen Blockchains positioniert sich JP Morgan als führende Kraft in der Tokenisierung traditioneller Finanzmärkte.








