Was hat sich diese Woche rund um Blockchain und Krypto-Währungen getan? Die relevantesten lokalen und internationalen Geschehnisse sowie ansprechende Hintergrundberichte pointiert und kompakt im Wochenrückblick.
Über längere Zeit wurden die regulatorischen Handlungen in den Vereinigten Staaten im Bezug auf Kryptowährungen als zögerlich wahrgenommen. Die abwartende Haltung der Behörden hatte auch die Adoption der Technologie gebremst. Dieser Umstand hielt in der Vergangenheit traditionelle Finanzdienstleister weitestgehend von dem Bereich fern. In den zurückliegenden Monaten ist eine starke Trendwende erkennbar. Mit zunehmender regulatorischer Klarheit wird ein beschleunigtes Vordringen von traditionellen Finanzdienstleistern in das Gebiet sichtbar. Nicht zuletzt durch erhöhte Kundennachfrage öffneten mittlerweile namhafte US-Banken Krypto-Handelsdesks und bieten ihren Kunden Investitionsmöglichkeiten in die digitale Anlageklasse an. Zwischenzeitlich existiert eine Infrastruktur, die bald Millionen von Bankkunden den Zugang zu digitalen Assets ermöglichen kann. Die rasche Expansion von Finanzinstituten in das Gebiet, wird durch die Gründung eines neuen Konsortiums von US-Grossbanken unterstrichen. Die Kooperation zwischen namhaften Banken soll die Erschaffung einer vollumfassenden Handels- und Verwahrungsplattform für Kryptowährungen im Interbankenhandel gewährleisten.
Der sich formende Meinungswechsel von amerikanischen Grossbanken gegenüber Kryptoassets wird gut durch die Investmentbank JPMorgan verdeutlicht. Im Jahr 2017 hatte die Bank noch kein Verständnis für die aufkeimende digitale Anlageklasse. CEO Jamie Dimon drohte Mitarbeitern gar mit der Entlassung, sollten sie mit Kryptowährungen handeln. Dimon zog in der Vergangenheit auch gerne Bitcoin Vergleiche mit Betrugsschemas und "Tulpen-Spekulationsblasen". Im Jahr 2020 nahmen die Analysten der Bank die grösste digitale Währung unter die Lupe und fassten ihre Ergebnisse in einem Bericht zusammen. Darin anerkannten die Autoren den langjährigen Werdegang Bitcoins und qualifizierten dessen Langlebigkeit als eine ernst zu nehmende Anlagemöglichkeit. Im Dezember äusserten Analysten der Grossbank die Überzeugung, dass Kryptowährungen bald ihren Weg in Portfolios von Pensionskassen und Versicherungsgesellschaften finden werden. Diese Woche entschied sich JPMorgan als erste US-Grossbank, ihrer gesamten Vermögensverwaltungskundschaft einen Zugang zu Krypto-Produkten zu gewähren. Konkurrierende US-Banken führten bereits vergleichbare Dienstleistungen ein, beschränkten sie jedoch bisher auf vermögende Kundschaft.
Die Regulierung rund um Kryptowährungen ist in den letzten Jahren stark vorangeschritten. Die Klassifizierung und der Umgang mit Bitcoin & Co. sind mittlerweile in verschiedentlichen Jurisdiktionen klar geregelt. Eine gesonderte Klasse im Gebiet stellen die sogenannten Stablecoins dar. Die Fiat-besicherten Token werden von Zentralbanken als "problematisch" für das Geldsystem wahrgenommen. In einem knapp 50-seitigen Forschungspapier schlägt die Federal Reserve Bank nun eine härtere Regulierung jener Kategorie von digitalen Assets vor. Geld wird im Bericht als Angelegenheit des Staates angesehen und entsprechend beurteilen die Autoren Stablecoins als eine Tokenart die "gezähmt" werden müsste. Diese Ansicht wird ausserdem auch durch die Europäische Zentralbank (EZB) vertreten.
Als regulatorisch gut situiert gilt das Unternehmen Circle, Emittent des zweitgrössten Stablecoins "USDC". Der Zahlungstechnologie Anbieter expandiert in beachtlichem Tempo. Im März 2021 kündigte das Unternehmen eine Partnerschaft mit Kreditkartengigant Visa an, welche eine Einbindung des USDC Token in das Zahlungsnetzwerk des Kreditkartenanbieters ermöglichen soll. Konkurrent Mastercard liess nicht lange auf sich warten und ist diese Woche eine vergleichbare Kooperation mit Circle eingegangen. Eine Einbindung von Stablecoins in die Infrastruktur der Kartenfirma soll zukünftig direkte Einkäufe ermöglichen und die digitale Währung kompatibel mit den traditionellen Plattformen machen. Eine bis dato eher umständliche Konvertierung von Blockchain-Assets in Fiat-Geld kann so künftig umgangen werden. Die Entwicklungen zeigen auf, dass notwendige Brücken zwischen den beiden Finanzwelten allmählich entstehen.
Ausserdem: Seit dem Einbruch der Krypto-Märkte im Mai sind viele der grössten Digitalwährungen über 50% von ihren Allzeithochs entfernt. Die Verkaufswelle überraschte etliche Marktteilnehmer und führte bereits zu Prognosen eines sich abzeichnenden mehrjährigen Bärenmarkts. In turbulenten Zeiten lohnt es sich jeweils einen Blick auf Fundamentaldaten zu werfen. Yves Longchamp analysiert Daten zu den grössten Krypto-Projekten in den Bereichen Zahlungen, "Smart Contract Plattformen" und dezentrale Finanzen (DeFi). Die Innovation in der Branche ist gemäss Longchamp nicht mehr zu übersehen und dass sich digitale Vermögenswerte in schnellen Zyklen bewegen, sei keine Überraschung.
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Redaktion CVJ.CH
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