Diesen Mittwoch kam es endlich zu der lang erwarteten Genehmigung der ersten Spot-basierten Bitcoin-ETFs in den USA. Bereits ein Tag später startete der Handel für elf verschiedene Bitcoin-ETFs, die mit insgesamt 4.6 Mrd. USD Handelsvolumen jegliche Rekorde schlugen.
Es dauerte über ein Jahrzehnt seit der ersten Bewerbung der Winklevoss-Zwillinge, bis die US-Börsenaufsicht (SEC) die ersten Spot-basierten Bitcoin-ETFs genehmigte. Die Vorfreude war entsprechend hoch und der erste Handelstag enttäuschte keineswegs. Fonds-Anteile im Wert von über 4.6 Mrd. USD wechselten die Besitzer - fast die Hälfte davon machte der neu in einen ETF konvertierte Grayscale Bitcoin Trust (GBTC) aus. Dies trotz Handelskomplikationen bei einigen Brokerages.
Zwei Bitcoin-ETFs knacken 1 Mrd. USD Marke am ersten Handelstag
Insgesamt genehmigte die SEC elf verschiedene Spot-Bitcoin-ETFs. Die Produkte unterscheiden sich leicht in der Gebührenstruktur, bilden aber alle den Kassakurs von Bitcoin ab. Eine Ausnahme gibt es: der Grayscale Bitcoin Trust (GBTC) startete mit einem erheblichen Vorsprung. Das Flaggschiffprodukt des Krypto-Vermögensverwaltungsriesen Grayscale handelte seit 2013 als geschlossener Fonds und verwaltete bereits vor der Genehmigung der Spot-ETFs rund 28 Mrd. USD an Bitcoin. Durch das grüne Licht der SEC wurde GBTC in einen öffentlich handelbaren ETF umgewandelt.
Aufgrund der erheblich höheren Gebühren des GBTC-ETFs - 1.5% pro Jahr gegenüber einem Schnitt von 0.3% bei anderen Anbietern - wechselten viele Trust-Halter ihre Anteile in die neu geschaffenen Fonds. So verzeichnete der Trust ein massgebliches Handelsvolumen von 2.3 Mrd. USD am ersten Handelstag. Zuvor hielt der BlackRock U.S. Carbon Transition Readiness ETF mit 1.16 Mrd. USD den Rekord, kurz gefolgt vom ersten Futures-Bitcoin-ETF (BITO) mit knapp über einer Milliarde USD. BlackRocks iShares Bitcoin Trust (IBIT) erreichte ein ähnliches Handelsvolumen wie die früheren beiden Rekordhalter. Mit kombinierten 4.6 Mrd. USD an Volumen darf der Start der Spot-Bitcoin-ETFs als voller Erfolg abgestempelt werden.
Rekordvolumen trotz Komplikationen für einige Händler
Einige Makler blockierten den Handel mit den neu lancierten Spot-Bitcoin-ETFs jedoch. Beispielsweise weigerte sich Vanguard, der zweitgrösste Anbieter von Indexprodukten, ihren Brokerage-Kunden die Bitcoin-Produkte anzubieten, wie das WSJ berichtete. Krypto-Investitionen seien nicht im Fokus des Vermögensverwalters auf Anlageklassen, die "Bausteine eines ausgewogenen, langfristigen Anlageportfolios" sind. Der Widerspruch: Vor der Konvertierung in einen ETF war der geschlossene Grayscale Bitcoin Trust frei handelbar, jetzt sind nur Verkäufe möglich. Den für Anleger weniger effizienten Futures-ETF BITO können Vanguard-Kunden nach wie vor handeln. Der Produkteanbieter antwortete nicht sofort auf eine Anfrage von CVJ.CH.
Beobachter meldeten ähnliche Restriktionen bei führenden Brokerages wie Citi, Merill Lynch, Edward Jones und UBS. Der seit Jahren gegenüber Bitcoin skeptische Schweizer Bankenriese wollte sich gegenüber CVJ.CH nicht dazu äussern. Im Gespräch mit der Krypto-Publikation Coindesk meinte ein UBS-Insider allerdings, einige selektierte Kunden werden den Zugang zu den Bitcoin-ETFs erhalten. Citigroup bietet die Produkte ebenfalls nur institutionellen Kunden an. Interactive Brokers erlaubt Schweizer Kunden den Handel mit Krypto-Produkten gar nicht. Angesicht dieser Komplikationen ist das Rekordvolumen der Spot-Bitcoin-ETFs noch eindrücklicher.
Kontroverser Entscheid innerhalb der SEC
Ausserdem ist anzumerken, dass die Zulassung der SEC nur knapp mit drei zu zwei Stimmen gelang. Der Vorsitzende Gary Gensler sprach das entscheidende "Ja" für die Mehrheit, äusserte sich in einem ausführlichen Blogbeitrag jedoch erneut kritisch gegenüber Bitcoin. Zwar habe die Behörde aufgrund des rechtlichen Rückschlags gegen Grayscale nun einen Spot-ETF genehmigt. Dies ändere allerdings nichts daran, dass die überwiegende Mehrheit aller Krypto-Assets die Bundeswertpapiergesetze verletze. Auch sei Bitcoin ohnehin ein rein spekulatives Investment.
"Obwohl wir wertneutral sind, möchte ich anmerken, dass die den Rohstoff-ETPs zugrundeliegenden Vermögenswerte von Verbrauchern und der Industrie genutzt werden. Im Gegensatz dazu ist Bitcoin in erster Linie ein spekulativer, volatiler Vermögenswert, der auch für illegale Aktivitäten wie Ransomware, Geldwäsche, Umgehung von Sanktionen und Terrorismusfinanzierung genutzt wird. Wir haben heute zwar die Notierung und den Handel bestimmter Spot-Bitcoin-ETP-Anteile genehmigt, Bitcoin jedoch weder zugelassen noch befürwortet. Anleger sollten angesichts der unzähligen Risiken, die mit Bitcoin und Produkten, deren Wert an Kryptowährungen gebunden ist, vorsichtig bleiben." - Gary Gensler, Vorsitzender der SEC
SEC-Kommissarin Caroline Crenshaw kritisierte den Bereich noch stärker. Sie sei extrem besorgt, dass diese Produkte die Märkte überschwemmen werden und direkt auf den Rentenkonten der US-Haushälte landen, die sich keinen Totalverlust aufgrund "offenbar weitverbreitetem Betrug und Marktmanipulation" leisten können. Kommissarin Hester Peirce und Kommissar Mark Uyeda nahmen einmal mehr die Gegenposition ein. Kritiker stellten die tatsächliche Technologieneutralität der Behörde nach den teilweise fragwürdigen Stellungnahmen der demokratischen Kommissare in Frage.