Nach vielen Versuchen, das ursprünglich unter dem Namen Libra gegründete Projekt am Leben zu erhalten, lässt Meta alle Aktivitäten rund um Diem und die Novi Wallet einstellen. Ab September wird der Zugang zum Projekt nicht mehr möglich sein, was eine herbe Niederlage für das Technologiekonglomerat bedeutet.
Der Vorhang fällt für das umkämpfte Stablecoin-Projekt von Meta nach einer kurzen Laufzeit als Werkzeug für Geldtransfers. Die Social-Media-Plattform kündigte an, dass das Pilotprojekt der digitalen Novi-Wallet am 1. September enden wird und riet allen Nutzern, ihr Geld so schnell wie möglich abzuheben. Nach dem 21. Juli werden keine Einzahlungen in die Wallet mehr möglich sein und die Transaktionshistorie als auch andere Daten der Nutzer sind ab dem 1. September nicht mehr zugänglich.
Metas gescheiterter Versuch im Bereich der digitalen Zahlungen
Metas Vorstoss in den Bereich der digitalen Währungen wurde 2018 von David Marcus, der das Unternehmen im November 2021 verliess, und Morgan Beller, einem ehemaligen Partner bei Andreessen Horowitz, vorangetrieben. Das ursprünglich Libra genannte Projekt sollte Menschen dabei helfen, gegen eine geringe Gebühr Geld zu speichern, zu überweisen und international auszugeben. Im Gegensatz zu Bitcoin (BTC) sollte Libra durch einen Korb von risikoarmen Vermögenswerten wie US-Staatsanleihen und Bankeinlagen abgesichert sein.
Das Projekt fand früh wichtige Unterstützer, darunter Uber, Spotify, Vodafone, Visa und MasterCard. Die Regulierungsbehörden hatten jedoch einige Befürchtungen hinsichtlich der Verbindung des Projekts mit Facebook, dem früheren Namen von Meta. Um diese zu entkräftigen, gründeten Marcus und Beller die Libra Foundation in der Schweiz, bei der Facebook Mitglied war. Marcus wurde jedoch die kalte Schulter gezeigt, als er 2019 versuchte, die Aufsichtsbehörden in Washington zu überzeugen. Wichtige Politiker äusserten ihr Misstrauen gegenüber Facebook, und bald zogen sich einige frühe Unterstützer zurück.
Wenig später wurde Libra in Diem umbenannt, und die digitale Geldbörse von Facebook, die zuvor Calibra hiess, wurde zu Novi. Diem sagte, dass der US-Dollar die neue gleichnamige Währung stützen würde. Für das Frühjahr 2021 war ein Pilotprojekt geplant, bei dem eine kleine Menge von Diem ausgegeben und Novi eingeführt werden sollte. Aber das US-Finanzministerium lehnte ihren Antrag erneut ab und Marcus startete daraufhin im Oktober 2021 das Novi-Wallet-Pilotprojekt mit dem existierenden Stablecoin Paxos (USDP). Dies mit Plänen, auf das Diem-Zahlungsnetzwerk zu migrieren. Letzteres kam nie zustande und die Vermögenswerte von Diem wurden im Januar dieses Jahres an Silvergate Capital verkauft. Silvergate wird sein Stablecoin-Projekt später in diesem Jahr starten und dabei die Vermögenswerte von Diem nutzen.
Andere Web3-Bestrebungen schleppen sich voran
Die Novi-App wird aus den App-Stores entfernt. Die Technologie von Novi, die über viele Jahre hinweg entwickelt wurde, wird jedoch einen Platz in den Metaversum-Plänen von Meta haben. Dies sagte das Unternehmen gegenüber Bloomberg, nachdem es bereits nicht-fungible Token (NFTs) in seinen Web3-Bemühungen getestet hat.
"Wir nutzen bereits die Jahre, die wir mit dem Aufbau von Blockchain-Funktionen für Meta verbracht haben, und führen neue Produkte ein, wie z.B. digitale Sammlerstücke. Sie können davon ausgehen, dass wir im Web3-Bereich noch mehr tun werden, denn wir sind sehr optimistisch, was den Wert dieser Technologien für Menschen und Unternehmen im Metaversum angeht." - Presseerklärung Meta
Novi wird nach dem Stichtag am 1. September auch nicht mehr auf WhatsApp verfügbar sein. Die Wallet war ursprünglich für Nutzer in den Vereinigten Staaten und Guatemala gedacht. Die lokale Währung konnte mit einer Debitkarte gekauft und an die Wallet gesendet werden, wo sie in USDP gespeichert wurde. Von dort aus konnten die Nutzer das Geld an eine andere Geldbörse senden. Der Empfänger konnte das Geld in seiner Landeswährung abheben. Danach startete Meta Novi für WhatsApp in den USA, wo Zahlungen über einen verschlüsselten Chat erfolgen konnten.