Die japanische Zentralbank testet seit 2021 die technische Machbarkeit einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) und hat diese nun in einer zweiten Phase des Experiments auf Eis gelegt. Es bestehe ein zu geringes Interesse der breiten Öffentlichkeit an einer Lancierung eines digitalen Yen als elektronisches Zahlungsmittel.
Die Bank of Japan (BOJ) zieht die Einführung eines CBDCs in naher Zukunft nicht mehr in Betracht. Die vorhandenen Kreditkarten, das Internet-Banking und sonstige E-Geld-Zahlungsinstrumente seien bei den Verbrauchern im Land bereits beliebt und würden laute der Notenbank durch eine digitale Zentralbankwährung nicht bereichert werden. Die finanzielle Inklusion ist in Japan kein wichtiges politisches Thema und durch die moderne Zahlungsinfrastruktur des Landes haben die meisten Menschen Zugang zum Bankensystem.
Japan bricht CBDC-Pläne ab
Wie viele andere Zentralbanken hat auch die Japanische Notenbank seit 2021 Versuche mit digitalen Zentralbankwährungen durchgeführt, um die technische Realisierbarkeit der Kernfunktionen und Merkmale eines CBDC-Ökosystems für Privatkunden zu testen. Die zweite Phase der Tests begann im April 2022 und wurde nun abgebrochen.
Vor Kurzem noch sagte der Gouverneur der BOJ, Haruhiko Kuroda, dass eine Entscheidung über die Ausgabe eines CBDC erst im Jahr 2026 getroffen werden würde. Unterdessen wurde aber schon beim Evaluieren der Funktionen festgestellt, dass die Teilnehmer (Privatunternehmen und Endverbraucher) kein Interesse daran zeigen. Deshalb wurde auch die dritte Phase, in der die Institution ein Pilotprogramm ins Auge gefasst hatte, auf unbestimmte Zeit verschoben.
Globale Notenbanken weiterhin überzeugt
Die Schaffung einer digitalen Version einer Währung könnte den Nutzern Zahlungsmöglichkeiten bieten, würde aber auch Risiken mit sich bringen. Das ist allen Zentralbanken bewusst. Während die US-Federal Reserve (FED) in einem lang erwarteten Diskussionspapier Bedenken in der Finanzstabilität und hinsichtlich des Datenschutzes äusserte, lässt sich die Europäische Zentralbank (EZB) trotz Einwänden der Bevölkerung nicht vom Kurs abkommen.
"Die Art und Weise, wie wir bezahlen, wird zunehmend digital. Um die finanzielle Stabilität in diesem digitalen Zeitalter zu gewährleisten, ist es entscheidend, dass wir alle weiterhin einfachen Zugang zu Zentralbankgeld haben. Dies ist schliesslich die Grundlage unserer Währung. Der digitale Euro kann dies ermöglichen." - Christine Lagarde, Präsidentin der EZB
Die CBDC-Experimente sollen eine umweltfreundliche digitale Kerninfrastruktur schaffen. Bei den getesteten Architekturen im Euro-Raum ist der Stromverbrauch für Zehntausende von Transaktionen pro Sekunde vernachlässigbar, solange das Vertrauen in die Institution vorhanden ist. Im Juni stellte selbst der Internationale Währungsfonds (IWF) fest, dass einige Kryptowährungen und CBDCs eine effektivere Zahlungslösung als Kredit- und Debitkarten darstellen können.