Der Bridgewater-Gründer Ray Dalio äusserte sich in einem Interview kritisch zu Bitcoin. Der Milliardär hält zwar selbst etwa ein Prozent seines Vermögens in BTC, sieht die Kryptowährung jedoch als ungeeignetes Reserve-Asset.
Dalio nennt drei zentrale Schwachstellen: die öffentliche Nachverfolgbarkeit von Transaktionen, potenzielle Sicherheitsrisiken durch Quantencomputer sowie die daraus resultierende Unattraktivität für Zentralbanken. Gold bleibe für ihn die überlegene Wertaufbewahrung. Die Äusserungen erfolgen vor dem Hintergrund einer US-Staatsschuldenkrise. Die Verschuldung der USA erreichte im Dezember 2025 rund 38.4 Billionen Dollar. Dalio empfiehlt Anlegern dennoch eine Allokation von 15 Prozent in harte Vermögenswerte – wobei er Gold klar gegenüber Bitcoin priorisiert.
Transparenz als systemisches Risiko
Im Gespräch mit Nikhil Kamath, Co-Founder von Zerodha, erläuterte Dalio seine Vorbehalte gegenüber Bitcoin als Reservewährung. Die öffentliche Blockchain schaffe ein strukturelles Problem für institutionelle Investoren und Zentralbanken.
"Transaktionen können in Bitcoin alle verfolgt werden. Man kann überwachen, was die Transaktionen sind, Regierungen können überwachen, was die Transaktionen sind, und Regierungen können in diese Transaktionen eingreifen" – Ray Dalio
Diese Transparenz unterscheide Bitcoin fundamental von Gold. Während physisches Gold ausserhalb des traditionellen Finanzsystems kaum kontrollierbar sei, ermögliche die Bitcoin-Blockchain pseudonyme Nachverfolgung aller Wallet-Adressen und Transaktionen. Für Reserve-Manager stelle dies ein Risiko dar, da Transaktionen potenziell blockiert oder überwacht werden können. Dalio betonte, dass Gold "das einzige Asset ist, das man besitzen kann, mit dem sie nicht herumspielen und es kontrollieren können". Diese Eigenschaft fehle Bitcoin.
Technische Vulnerabilität und Zentralbank-Adoption
Neben der Transparenzproblematik thematisierte Dalio technologische Risiken. Er verwies auf die Möglichkeit, dass Bitcoin eines Tages "geknackt, gebrochen oder kontrolliert" werden könnte. Besonders Quantencomputer stellen eine potenzielle Bedrohung dar. Dalio zog einen Vergleich zu synthetischen Diamanten: Ähnlich wie diese natürliche Diamanten imitieren, könnten künftige Technologien die Knappheit von Bitcoin untergraben.
Diese strukturellen Schwachstellen führen laut Dalio dazu, dass Bitcoin für Zentralbanken als Reservewährung unattraktiv bleibt. Er führte aus, dass Bitcoin zwar "begrenzt im Angebot und als Geld wahrgenommen wird", jedoch "unwahrscheinlich von Zentralbanken und vielen anderen signifikant gehalten werden wird, aufgrund der Anzahl an Problemen, die es hat". Die begrenzte institutionelle Adoption begrenze gleichzeitig das langfristige Wertsteigerungspotenzial.
Zum Thema Stablecoins äusserte sich Dalio ebenfalls skeptisch. Diese seien an Fiatwährungen gekoppelt und würden daher "wie die Fiatwährung abwerten". Ausserdem generierten sie keine Zinserträge. Stablecoins würden bislang "hauptsächlich für unmittelbare, schnelle Transaktionen genutzt und nicht als Wertaufbewahrung".
Portfolio-Empfehlung trotz Kritik
Trotz seiner Kritik hält Dalio persönlich Bitcoin und empfiehlt eine strategische Allokation. In früheren Statements im November 2025 bestätigte er gegenüber CNBC, dass etwa ein Prozent seines Portfolios in Bitcoin investiert sei. Diese Position halte er bereits seit Jahren.
Im Juli 2025 erhöhte Dalio jedoch seine Empfehlung für harte Vermögenswerte deutlich. Angesichts der steigenden US-Verschuldung riet er Anlegern, 15 Prozent ihres Portfolios in Gold oder Bitcoin zu allokieren. Diese Empfehlung stellt eine Verschiebung gegenüber seiner früheren Empfehlung von ein bis zwei Prozent dar. Der Hintergrund sind Projektionen des US-Finanzministeriums, das für das dritte Quartal 2025 zusätzliche Kreditaufnahmen von einer Billion Dollar prognostizierte.
Dalio warnte, dass der "wirtschaftliche Herzinfarkt", der durch die steigende Verschuldung wahrscheinlich ausgelöst werde, noch nicht in den Währungs- und Anleihemärkten eingepreist sei. Die Staatsverschuldung der USA überschritt im Oktober 2025 erstmals 38 Billionen Dollar und erreichte Anfang Dezember 38.4 Billionen. Die jährlichen Zinszahlungen erreichten im Fiskaljahr 2025 rund 980 Milliarden Dollar – nahezu das Dreifache der 345 Milliarden aus dem Jahr 2020.
Gold als Präferenz
Innerhalb seiner 15-Prozent-Empfehlung priorisiert Dalio Gold klar vor Bitcoin. Er bezeichnete Gold als "Eckpfeiler der nicht-traditionellen Vermögensbewahrung" und bekräftigte, dass er generell eine Allokation von fünf bis 15 Prozent in Gold für angemessen halte. Im Interview mit Kamath formulierte er seine Haltung eindeutig: "Ich halte ein wenig Bitcoin. Ich habe ein wenig Bitcoin. Aber für mich ist es nicht so attraktiv wie Gold."
Die Bevorzugung basiert auf Golds 5'000-jähriger Historie als Wertaufbewahrungsmittel. Bitcoin habe zwar seine fortgesetzte Existenz unter Beweis gestellt, rangiere jedoch in der Hierarchie der harten Assets weiterhin auf Platz zwei. Dalio betonte, dass Gold im Gegensatz zu Bitcoin nicht von Regierungen kontrolliert oder manipuliert werden könne, sobald es sich im Besitz eines Investors befinde.
Gegenargumente: Wo Dalios Kritik zu kurz greift
Mehrere von Dalios Argumenten halten einer näheren Prüfung nicht stand. Seine Behauptung, Gold könne im Gegensatz zu Bitcoin nicht von Regierungen kontrolliert werden, ignoriert historische Präzedenzfälle. Im Jahr 1933 konfiszierte die US-Regierung mit Executive Order 6102 privates Gold und zwang Bürger unter Strafandrohung zum Verkauf an die Federal Reserve. Bitcoin in Eigenverwahrung lässt sich hingegen durch eine Seed-Phrase im Gedächtnis speichern und unsichtbar über Grenzen transportieren. Die erwähnte Beschlagnahmung von 15 Milliarden Dollar in Bitcoin bezog sich auf den Bitfinex-Hack – also auf kriminell erlangtes Vermögen, nicht auf legitime Anleger. Bei ordnungsgemässer Selbstverwahrung bleibt Bitcoin praktisch unkonfiszierbar. Gold erfordert dagegen physische Lagerung, Verifizierung durch Dritte und ist bei Transport leicht identifizierbar.
Auch die Quantencomputer-Bedrohung relativiert sich bei genauerer Betrachtung. Quantenrechner, die Bitcoins Kryptographie brechen könnten, liegen nach Experteneinschätzungen noch ein Jahrzehnt entfernt. Zudem würde ein solcher Durchbruch nicht nur Bitcoin, sondern das gesamte globale Bankensystem, militärische Kommunikation und kritische Infrastruktur gefährden. Bitcoin-Entwickler arbeiten bereits an quantenresistenten Signaturen und könnten das Protokoll bei Bedarf aktualisieren. Trotzdem ist die Bedrohung vorhanden und Bitcoin muss einen Konsens für eine Lösung der Quantenbedrohung finden, was keine triviale Herausforderungen für ein dezentrales Netzwerk darstellt.
Dalios Transparenz-Argument vernachlässigt zudem technologische Entwicklungen. Lösungen wie das Lightning-Network ermöglicht Transaktionen ausserhalb der Haupt-Blockchain, die nicht öffentlich einsehbar sind. Auch vermischen dedizierte Protokolle Transaktionen mehrerer Nutzer und erschweren die Rückverfolgung erheblich. Zuletzt übertrifft Bitcoin Gold bei der Portabilität deutlich: Milliardenwerte lassen sich theoretisch in einer Wallet auf einem USB-Stick oder sogar als memorierte Seed-Phrase transportieren – unsichtbar und ohne physische Spur. Grosse Goldmengen erfordern dagegen gepanzerte Transporte, Versicherungen und hinterlassen bei jeder Grenzkontrolle dokumentierte Spuren.







