Ein zusammenfassender wöchentlicher Rückblick auf die Geschehnisse an den Krypto-Märkten mit Fokus auf Trendsektoren, Liquidität, Volatilität, Spreads und mehr in Zusammenarbeit mit Marktdatenanbieter Kaiko.
Obwohl wir immer noch auf ein Datum für die Einführung der ETH-ETFs warten, soll am Dienstag ein gehebelter ETH-ETF auf den Markt kommen. Ausserdem hat US-Präsident Joe Biden am Wochenende wie erwartet sein Veto gegen die Resolution zur Aufhebung des SAB 121 eingelegt. Diese Woche erkunden wir:
- Die Bitcoin-Überweisungen von Mt. Gox und die möglichen Auswirkungen der Rückzahlungen auf den Markt.
- Wie sich das Handelsvolumen in den Sommermonaten entwickelt.
- Die Outperformance von ETH nach der ETF-Zulassung.
Mt. Gox Bitcoin-Überweisungen
Am vergangenen Dienstag haben Wallets, die mit der untergegangenen Kryptobörse Mt. Gox verbunden sind, Überweisungen von 140'000 BTC im Wert von rund 9.2 Mrd. USD veranlasst. Der Konkursverwalter bereitet sich auf die Rückzahlung an die Gläubiger vor. Diese unerwartete Aktivität von ruhenden Konten löste eine Welle von Verkaufsdruck auf dem Markt aus. Ein verlässlicher Indikator für einen solchen Verkaufsdruck ist das kumulative Volumendelta (CVD), welches für BTC zwischen Sonntag und Mittwoch insgesamt 120 Mio. USD betrug. Dies deutet darauf hin, dass es mehr Verkäufer als Käufer gab.
Eine Aufschlüsselung des Volumens nach Stunden zeigt, dass die Handelsaktivität am 28. Mai nach den ersten Überweisungen aus den Mt. Gox-Wallets erheblich zunahm. Zwischen Dienstag und Mittwoch letzter Woche überwogen die stündlichen Verkäufe die Käufe deutlich, was zu einem grossen negativen CVD für BTC führte.
Mt. Gox wird die Gläubiger in BTC, BCH und Fiat-Geld zurückzahlen. Die Entscheidung der Gläubiger, ihre Bestände zu verkaufen, ist ungewiss und wird wahrscheinlich von der Fähigkeit des Marktes abhängen, grosse Aufträge zu absorbieren. Glücklicherweise hat sich die Markttiefe für BTC und BCH um etwa 30% verbessert und damit das Niveau von vor dem FTX-Zusammenbruch erreicht. Dies kann dazu beitragen, mögliche Preisschwankungen abzumildern, wenn der Ausverkauf bald stattfindet. Betrachtet man jedoch die in Dollar ausgedrückte verfügbare Liquidität, so ist die Divergenz zwischen den beiden Vermögenswerten auffällig.
Bitcoin Cash hat eine deutlich geringere Liquidität als Bitcoin, mit einer durchschnittlichen täglichen Tiefe von nur 9 Millionen USD oder 3.5% der Tiefe von Bitcoin. Obwohl BCH von der jüngsten Hausse und der Einführung von EDX, einer von Fidelity, Charles Schwab und Citadel Securities unterstützten Börse, im letzten Jahr profitiert hat, schnitt es in Kaikos letztem Liquiditätsranking schlechter ab.
Derzeit beträgt die Markttiefe von BCH auf der Angebotsseite nur 4.8 Millionen USD, was bedeutet, dass Verkaufsaufträge in derselben Grössenordnung einen Rückgang des BCH-Preises um 1% verursachen könnten. Die Markttiefe von BCH ist wesentlich geringer als im September 2021, als die Preise ähnlich hoch waren.
Dies deutet darauf hin, dass die Rückzahlungen von Mt. Gox einen erheblichen Einfluss auf BCH haben könnten, sollten die Gläubiger ihre Vermögenswerte verkaufen.
Bitcoin geht in die Sommerflaute
Mit Beginn des Monats Juni erleben sowohl die Krypto- als auch die traditionellen Finanzmärkte die typische Sommerflaute. Historisch gesehen war das dritte Quartal das Quartal mit dem mit Abstand geringsten Handelsvolumen, wobei das kumulierte BTC-Handelsvolumen mehr als 40% unter dem umsatzstärksten Quartal lag.
Besonders ausgeprägt war dieser Trend bei den BTC-USD-Volumina, welche im dritten Quartal 2023 mit 44 Mrd. USD ein Mehrjahrestief erreichten, obwohl BlackRock einen Spot-ETF einreichte. Die Verschärfung der Vorschriften und die Verschlechterung der Liquiditätsinfrastruktur nach den US-Bankenturbulenzen könnten teilweise dafür verantwortlich sein.
Mit der Einführung von 11 Spot-ETFs in den USA, die sich bereits positiv auf die Preisfindung und die Liquidität von BTC ausgewirkt haben, besteht jedoch die Hoffnung, dass die Volumina in diesem Sommer nicht so niedrig sein werden wie in der Vergangenheit. Nichtsdestotrotz könnte die zunehmende Verflechtung zwischen Kryptowährungen und traditionellen Finanzmärkten Risiken mit sich bringen und den Trend zu geringen Handelsvolumina möglicherweise noch verstärken.
Wie bereits erwähnt, hat sich die tägliche Bitcoin-Liquidität stärker auf die US-Handelszeiten konzentriert, wobei die Volumina bei Marktöffnung (14 Uhr UTC) und -schluss (20 Uhr UTC) am höchsten sind. Dieser Trend hängt wahrscheinlich mit den Bitcoin-ETFs zusammen, die ihren Nettoinventarwert (NAV) gegen spezielle Benchmarks zum US-Handelsschluss an jedem Wochentag berechnen, was Arbitrage und Preisermittlung begünstigt.
Der Anteil des kumulierten Handelsvolumens zwischen 19 Uhr und 20 Uhr UTC ist in diesem Jahr auf 7.2% gestiegen, gegenüber 5.7% während der Hausse im Jahr 2021. Im Gegensatz dazu ist der Bitcoin-Handel während der Börsenschliessungen in Hongkong und Sydney zurückgegangen. Diese Konzentration von Liquidität in einem kurzen Zeitrahmen könnte die untertägige Volatilität möglicherweise erhöhen, insbesondere in Zeiten von Marktstress.
USD-Handelsvolumen gewinnt an Zugkraft
Der Anteil des USD-Kryptovolumens im Vergleich zu anderen Fiat-Währungen ist von 30% im September 2023 auf über 50% Anfang Mai gestiegen, was auf das steigende institutionelle Interesse an Spot-BTC-ETFs zurückzuführen ist. Infolgedessen schneidet der USD besser ab als andere Fiat-Währungen wie der KRW und der EUR.
Unterdessen verlor das KRW-Handelsvolumen im zweiten Quartal an Schwung, nachdem es im ersten Quartal kurzzeitig das USD-Volumen übertroffen hatte. Interessanterweise hat die Türkische Lira (TRY) den EUR überholt und ist nun die drittgrösste Fiat-Währung in Bezug auf das Volumen, was die wachsende Akzeptanz von Krypto-Assets in den Schwellenländern unterstreicht.
ETH steigt nach ETF-Genehmigung
Das ETH/BTC-Verhältnis, das die relative Performance der beiden Vermögenswerte misst, hatte seit März einen Abwärtstrend. Nach der Genehmigung der 19b-4-Anträge mehrerer US-Börsen durch die SEC übertraf ETH jedoch die Performance von BTC, wobei das Verhältnis an diesem Tag auf über 0.055 stieg.
Die Genehmigung der ETH-ETFs hat sich bisher als schlechte Nachricht für SOL erwiesen. Das SOL-ETH-Verhältnis fiel nach der Entscheidung der SEC am 23. Mai auf den niedrigsten Stand seit April, obwohl SOL zu Beginn des Jahres 2024 eine erhöhte Netzwerkaktivität verzeichnete.
Bitcoin-ETF-Zuflüsse nehmen zu
Die neun neuen Bitcoin-ETFs erlebten eine Umkehrung des negativen Trends vom April und verzeichneten im Mai positive Zuflüsse. Im vergangenen Monat legten grosse Fonds 13F-Files vor, welche einige beeindruckende Bitcoin-ETF-Statistiken enthüllten. So hat der IBIT von BlackRock mehr als 400 institutionelle Anleger angezogen, darunter auch den Hedgefonds Millennium, und hat letzte Woche den GBTC von Grayscale als weltweit grössten Bitcoin-Spot-ETF abgelöst. Obwohl die 13F-Einreichungen nur einen Einblick in die Portfolios der Fonds im März bieten, wurde die institutionelle Nachfrage von den meisten Marktteilnehmern als ermutigender Faktor angesehen.